Archiv 2005


















Sonntag – 24. April 2005:

Exkursion in die Schillerstadt Marbach
aus Anlass des 200sten Todestages von Friedrich Schiller

Ein Motto für die Fahrt:
Geistreich nennt ihr dies Werk? Wir können ja nichts daraus schöpfen!
Toren ihr! Wär es denn Geist, fing man in Eimern es auf!
Euch ist alles ein Nichts, was man mit Scheffeln nicht misset,
Was man in Bündel nicht packt, was man in Speichern nicht häuft.

Xenien ,Friedrich Schiller


Die Teilnehmer der ersten Tagesfahrt des Jahres 2005 der Peter Imandt Gesellschaft nach Marbach am Neckar trafen sich am Sonntagmorgen dem 24. April kurz vor 8 Uhr am Landwehrplatz von Saarbrücken, wo die beiden schon wartenden Kleinbusse standen. Während die Präsenz der rund 15 Teilnehmer vom Stellv. Vorsitzenden der Imandt Gesellschaft Patric Bies überprüft wurde, begrüßte der wissenschaftliche Leiter der Fahrt Dr. Nikolaus Götz die Anwesenden und stellte kurz das Reiseziel des Tages ’Marbach’ vor. In diesem Ort unweit von Stuttgart sollte das Geburtshaus von Friedrich Schiller besucht werden. Die Reisegruppe war für gegen 11 Uhr angemeldet und nach der Mittagspause sollte im Deutschen Museum auf der Schillerhöhe die Sonderausstellung Schiller 2005: ’Götterpläne und Mäusegeschäfte’ besichtigt werden. Kurz referiert N. Götz über das für heutige Verhältnisse nur kurze Leben von Friedrich Schiller in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, einem engagierten ’Linken’, dessen literarisches Werk ihn zu einem der bedeutendsten Autoren der deutschen Literatur werden ließen. Auch wurden von diesem erste Sachfragen der Teilnehmer zum Fahrtverlauf und sodann zur Biographie von Schiller beantwortet.

Die Fahrt begann zügig gegen 8.15 Uhr, wobei die aufgehende strahlende Sonne wieder mal einen sonnigen Tag versprach. Ohne Probleme erreichten die beiden Busse mit den Teilnehmern kurz vor 11 Uhr Marbach, ein auf einem Hochplateau gelegenes Städtchen, mit einem gut erhaltenen Stadtzentrum, das aus alten Fachwerkhäusern besteht. Der gemeinsame Gang der Gruppe durch die zu diesem Zeitpunkt wenig belebten Straßen Marbachs ließ Muse zur Betrachtung der alten Häuser und führte doch zielstrebig zum Geburtshaus von Schiller. Dort wurde die Gruppe schon einer Museumsführerin erwartet, die ihr im Schillerhaus den Wohnbereich zeigte, in dem die Familie des Soldaten Johann Kaspar Schiller gelebt hatte und in dem auch sein berühmt werdender Sohn Friedrich Schiller, geboren am 10. November 1759, seine ersten Kinderjahre bis 1763 verbrachte.

Die Familie Schiller hatte in diesem Marbacher Haus, eine ehemaligen Bäckerei, nur ein einziges etwa 3 auf 4 Meter großes Zimmer angemietet, in dem man aufrecht stehend mit der Hand die Decke erreichen kann. Heute sind die Wände des Zimmers einfach weiß gehalten, wobei die durch die drei Fenster der Hausvorderfront einfallenden Sonnenstrahlen dem Raum eine freundliche Atmosphäre geben. Das Zimmer hat einen dunklen Holzboden und ist ansonsten leer. Weitere Einrichtungsgegenstände aus der Zeit Schillers sind nicht vorhanden. Der Bezug dieses Raumes zu Friedrich Schiller wird durch eine aufgestellte Büste seiner Person hergestellt, ebenso wie durch an den Wänden angebrachte Infotafeln. Nochmals ist festzuhalten, dass in diesem einzigen Raum, Schillers Vater Johann Kaspar, seine Mutter Elisabeth sowie deren beiden Kinder der spätere Dichter Friedrich und seine um zwei Jahre ältere Schwester Christophine leben mussten. Man vergegenwärtige sich die Beengtheit des Seins dieser Familie, ihre relative Armut und besonders die, ihrer noch ärmeren Zeitgenossen vor der Französischen Revolution von 1789, wobei zu bedenken gilt, dass der Vater von Schiller im Jahr 1759 inzwischen ein ’gut besoldeter’ Offizier beim zuständigen Territorialfürsten von Württemberg Karl Eugen war.

Direkt neben diesem parterre gelegenen Zimmer ist der Eingangs- und Entreebereich mit einem Backofen, sodass man annehmen muss, dass der Wohnbereich der Familie Schiller einer starken Geruchs- und Rauchbelästigung ausgesetzt war. Im zweiten Stock des Hauses, dem Wohnbereich das damaligen Hausbesitzers, ist heute ein kleiner Vorführsaal zu finden, in dem der Besucher sich mittels eines didaktisch gut aufgebauten, informativen Videofilms über Schillers Leben, seine Werke und sein Wirken informieren kann. Ein Gruppenfoto der Reisegruppe vor dem Geburtshaus Schillers beendete diesen ersten Besichtungsteil und die Teilnehmer konnten nun individuell bis gegen 13.30 Uhr das Städtchen Marbach durchlaufen und auch ein Restaurant ihrer Wahl aufsuchen.

Von der Kirche Marbachs und dem zentralen Marktbrunnen aus ging dann der Weg zur nahe gelegenen Schillerhöhe mit dem Deutschen Nationalmuseum. Von 14-16 Uhr konnte die Schillerausstellung besichtigt werden, wobei, es sich für die Gruppe nicht unbedingt als Nachtteil herausstellte, keine eigene Führung mehr erhalten zu haben, da sie sich spontan einer angemeldeten Führung gesellte.

Der Aufbau der Ausstellung zu Friedrich Schiller ist nicht ’klassisch’ - beginnend bei der Geburt von Schiller bis hin zu seinem Tod - angelegt, sondern die Person Schiller wurde mittels unterschiedlicher Themenschwer punkte in Pose gesetzt. Dies ist eine geniale Herangehensweise der Konzeptoren der Ausstellung, Frank Druffner und Martin Schalhorn, da die räumlichen Gegebenheiten des Palais mit der Unzahl der Exponate verknüpft, den unterschiedlichen Facetten im Leben und Schaffen Schillers viel eher gerecht werden. Von Vorteil ist auch, dass der Besucher der Ausstellung dadurch nicht biographisch überinformiert wird, sondern, dass er selbst Interessensschwerpunkte bei der Betrachtung der Exponate setzen kann. Der ’Tod Schillers’ oder sein ’Geld’ beispielsweise, die ’Frauen’, seine ’Reisen’, die ’Kontaktpersonen’ und besonders natürlich seine ’Werke’. Das sind nur sechs der Themen aus der umfangreichen Lebenspalette von Schiller. Auf einem langen von der Decke herabhängenden Tuch aufgedruckt, strukturieren diese Themen in jedem Raum jeweils als zentrales Motto das Leben Schillers. Sie dienen den Ausstellungsbesuchern zugleich als thematischer Hinweis zu den zusammengetragenen etwa 230 Einzelobjekten und fungieren als Wegweiser durch das Leben dieses unsteten Wanderers. Herausragendes Ausstellungsobjekt ist der Schreibtisch von Schiller, das einzige Möbelstück, das ihm selbst gehörte und an dem dieser Rebell gegen die absolutistische Obrigkeit seine Texte schrieb. ’Die Räuber’(1782), ’Don Carlos’ (1787) oder auch der ’Tell’ (1804), das sind die Werke, die ihm nicht nur die Ehrenbürgerschaft der Französischen Republik einbrachten, sondern die ihn als Klassiker der deutschen Literatur etablierten. Durch sie ist Schiller uns heute ein politisches denkendes Vorbild und bis in die Gegenwart aktuell.

Schlusspunkt der Fahrt sollte noch die Besichtigung der Marbacher Ölmühle sein, doch eine Mehrzahl der Reisegruppe zog es vor, nochmals durch das von der Nach-mittagssonne verwöhnte Städtchen zu schlendern. Am alten Stadtmauertor, direkt neben dem Hauptturm, kam es zum spontanen Treff, zumal dort die Kaffeeterrasse eines Italieners mit Capuccino und Fruchteis zu Verweilen einlud. Zu bequem waren die Sessel, zu schön die wärmende Sonnenstrahlen, zu gut die Stimmung und die Gespräche der Reiseteilnehmer, als dass die wartende Ölmühle noch Interesse gefunden hätte.