Archiv 2008





Donnerstag, 18. September 2008

Die Schatten der Privatisierung - Von der Bürgerbahn zur Börsenbahn

Hartmut Mehdorn, dessen Schreibtisch Bulle und Bär als Symbol für die Börse zieren, ist am Ziel: Das von der Großen Koalition erarbeitete Privatisierungskonzept, wonach 24,9 Prozent der Anteile an der Deutschen Bahn AG (mit Ausnahme der Infrastruktur) an die Börse gebracht werden sollen, missachtet den Mehrheitswillen der Bevölkerung, wird aber im Herbst 2008 umgesetzt werden. Mit dem nun gefundenen Kompromiss, der vorgeblich allen wesentlichen Einwänden der Privatisierungskritiker Rechnung trägt, droht dem letzten großen deutschen Staatskonzern der Ausverkauf auf Raten. Da die Bahnverantwortlichen auf eine börsentaugliche Schrumpf- statt eine bürgerfreundliche Flächenbahn setzen, wird in den Zügen der DB AG künftig noch häufiger die Durchsage zu hören sein: "Dieser Zug endet dort. Fahrgäste bitte alle aussteigen."

Die Ausdünnung der Fahrpläne, die vermehrte Stilllegung ländlicher Streckenabschnitte, die Abschaffung des InterRegio sowie der Verkauf hunderter Bahnhöfe lassen nicht erwarten, dass die Wünsche der Fahrgäste nach flexibel nutzbaren, preiswerten und pünktlichen Zügen demnächst erfüllt werden. Schenkten die bahnpolitischen Entscheidungsträger der in den Bahnhofshallen und auf den Bahnsteigen artikulierten Stimmung ein wenig Aufmerksamkeit, wüssten sie, dass Deutschlands Bahnfahrer nicht auf Anteilsscheine der DB AG inklusive jährlicher Dividende warten, sondern auf einen Qualitätssprung bei Fahrplanangebot, Reisezeit, Pünktlichkeit und Tarifgestaltung.

Refertent: Dr. Tim Engartner, Lehrbeauftragter an der Universität zu Köln und ehemaliger Stipendiat der Rosa-Luxemburg-Stiftung.

Beginn 19.30 Uhr

Veranstaltungsort:
Geschäftsstelle der
Peter Imandt Gesellschaft & Rosa Luxemburg Stiftung Regionalbüro Saarland
Futterstraße 17-19
66111 Saarbrücken