Archiv 2009






Samstag, 12. September 2009

"Auf nach Sulzbach!" 75 Jahre "Kundgebung gegen den Anschluss des Saargebiets an Hitlerdeutschland" in Sulzbach
– Saarlieder der Einheitsfrontzeit mit Marx, Holzhauser & Ruge
Filmvorführung: "Kontra Hitler an der Saar"

In Kooperation mit dem DGB-Ortsverband Sulzbach, Stadt Sulzbach, Naturfreunde Sulzbach, und der Kinowerkstatt St. Ingbert erinnert die Rosa-Luxemburg-Stiftung-Saar/Peter-Imandt-Gesellschaft an dieses bedeutende Ereignis in der Saargeschichte.

Ab 17 Uhr erklingen Saarlieder der Einheitsfrontzeit (u.a. von Berthold Brecht) mit Marx, Holzhauser & Ruge und wird der Film "Kontra Hitler an der Saar" aufgeführt. Dieser Streifen aus dem Jahr 1984 stammte von dem bekannten DDR-Dokumentarfilmer Rolf Schnabel und wurde für das Fernsehen der DDR produziert. Neben historische Aufnahmen, kommen darin Zeitzeugen der Kundgebung wie Julius Schneider und Richard Kirn, aber auch Persönlichkeiten des politischen Lebens der 80er Jahre wie Oskar Lafontaine und Rolf Priemer zu Wort.
Für den kürzlich verstorbenen Historiker Dr. Luitwin Bies, Völklingen macht Dr. Reiner Marx die Einführung.

Ort:
Naturfreundehaus Sulzbach
In der Hohl 32
66280 Sulzbach

Bereits ab 15 Uhr beginnt ab Salzbrunnenhaus eine Wanderung zum Gedenkstein, der im Jahr 1986 zur Erinnerung an die Kundgebung errichtet wurde.

Der Eintritt ist zu beiden Veranstaltungen frei!



Zum geschichtlichen Hintergrund:
Nach dem 30. Januar 1933 formierten sich im damaligen Saargebiet Kräfte, die sich gegen den Anschluss an Hitler-Deutschland stemmten; denn ihnen war bewusst, dass Hitler Krieg bedeutete. Der Anschluss wäre ein bedeutender innen- und außenpolitischer Prestige-Erfolg für die Nazis. Kommunisten, Sozialdemokraten und einige katholische Hitler-Gegner fanden sich Mitte 1934 zur antifaschistischen Einheitsfront zusammen. Sie hatten lange Zeit allein, zeitweilig ja auch gegeneinander gekämpft.

Erster Meilenstein war die von den beiden Arbeiterparteien für den 26. August 1934 vorbereitete Massenkundgebung in Sulzbach. Diese richtete sich direkt gegen die von der faschistischen NSDAP und der "Deutschen Front" am gleichen Tage auf dem Ehrenbreitstein bei Koblenz veranstaltete Demonstration, auf der Hitler selbst als der Hauptredner auftrat.

In Sulzbach sprachen vor vielen zehntausenden Antifaschisten aus dem gesamten Saargebiet nicht nur ein Vertreter der KPD und der SPD, sondern auch mit Hugolinus Dörr ein katholischer Geistlicher, der – wie eine Minderheit seiner Glaubensbrüder – es wagte, sich offen dem Druck von Seiten der "Deutschen Front" und des Episkopats zu widersetzen.

Von der Sulzbacher Demonstration ging für die Anhänger der Einheitsfront und des Status quo ein mächtiger moralischer Auftrieb aus. Ihr Verlauf beeindruckte auch die faschistischen Kräfte, die deutlich spürten, dass sich eine politische Gegenkraft formieren begann, welche den Anschluss gefährdete. Der vielleicht noch einzig lebende Zeitzeuge der Kundgebung Heinz Merkel, Saarbrücken sagt über Sulzbach: "Ein Optimismus ging durch die damaligen Teilnehmer, Hitler doch schlagen zu können und das Saargebiet nicht dem deutschen Faschismus auszuliefern."


Siehe dazu auch unseren vergangenen Veranstaltungen:
www.peter-imandt.de/archiv_2004_08.html
www.peter-imandt.de/archiv_2005_01.html