Archiv 2011




Donnerstag, 17. März 2011

Perspektive der Kapitalismuskritik

Der Autonomieentwurf als Perspektive der Kapitalismuskritik

Was bleibt im Rückblick auf drei Jahre Krisenanalyse, -politik und -rhetorik? Harald Wolf präsentiert Spielarten der Kapitalismuskritik, die linkes Denken in der Weltwirtschaftskrise entscheidend geprägt haben, aber trotzdem hilflos sind. Das gilt aus seiner Sicht für die These: „Der Markt hat versagt, deshalb muss jetzt der Staat regulierend eingreifen“, genauso wie für die Herleitung der Krise aus objektiven Gesetzmäßigkeiten des Kapitalismus wie Überakkumulation oder Unterkonsumtion.
Er schlägt eine andere Lesart vor, orientiert an den Ideen des kritisch-libertären Philosophen und Ökonomen Cornelius Castoriadis. In dieser Perspektive ist es zentral, den Doppelcharakter der Gegenwartsgesellschaft – zwischen heteronomem kapitalistischen Projekt und emanzipatorischem Autonomieentwurf, zwischen Fremdbestimmung und wirklicher Demokratie – in den Mittelpunkt der Krisenanalyse zu stellen. Dabei gilt es Ansätze zu Kapitalismuskritik in dieser Autonomieperspektive, die sich in vielfältiger Form im Hier und Jetzt finden, sowie Widerstand im „Großen“ (z.B. Griechenland 2008, 2010) und im „Kleinen“ (z.B. Fabrikbesetzungen, Selbstverwaltungsexperimente) aufzugreifen und zuzuspitzen zur Entscheidung: Autonome Gesellschaft oder Kapitalismus.

PD Dr. Harald Wolf ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des soziologischen Forschungsinstituts Göttingen (SOFI). In seinen Arbeiten versucht er, die kritischen Ansätze Castoriadis‘ aufzunehmen und für eine Gegenwartsanalyse zu nutzen. Er ist Vorsitzender des Vereins für das Studium und die Förderung der Autonomie, e. V. (VSFA), der ausgewählte Schriften Castoriadis‘ dem deutschsprachigen Publikum zugänglich macht ([www.autonomieentwurf.de]).

Vortragssaal der
Rosa-Luxemburg-Stiftung/Peter-Imandt-Gesellschaft
66111 Saarbrücken Futterstr. 17-19

Beginn 18:00 UHR