Vortrag und Diskussion

Christina Kaindl (FU Berlin): „Neoliberalismus: Produktionsweise, Alltag, Hegemonie und Gegenhegemonie“

Veranstalter: Rosa-Luxemburg-Club Tübingen

Termin: 22.02.2006, 19:00-21:00 Uhr

Ort: Neue Aula, HS 6, Wilhelmstr. 7, 72074 Tübingen

Neoliberalismus wird häufig vor allem als Bündel von Theorien, Ideologien und politischen Maßnahmen verstanden. In den Fokus geraten dabei die „ideologischen Apparate“ (Althusser), wie der Staatsapparat, die Medien, Wissenschaft oder Schule sowie die Durchsetzung neoliberaler Sichtweisen und Deutungsmuster durch diese.

Aus dem Blick gerät dabei häufig die Tatsache, dass die Wirkmächtigkeit des Neoliberalismus auch darauf beruht, dass er an die lebensweltlichen Erfahrungen und die dort artikulierten Wünsche und Bedürfnisse anzuknüpfen verspricht. Ehemalige Forderungen sozialer Bewegungen, wie Selbstbstimmung in Arbeit und Leben, Gleichberechtigunng der Frauen, Zurückdrängung bürokratischer Kontrollmechanismen etc., werden als Versprechen des Neoliberalismus neu formuliert und so Zustimmung organisiert.

Ein zweiter Aspekt, den es zu berücksichtigen gilt, wenn man die Frage stellt, wie es dem neoliberalen Projekt gelingt, gesellschaftliche Hegemonie, d.h. die zumindest passive Zustimmung eines großen Teils der Bevölkerung zu gewinnen, sind die Veränderungen der kapitalistischen Produktionsweise (Postfordismus) und die damit einhergehenden veränderten Lebensweisen.
Ist ein Bruch der neoliberalen Hegemonie in Sicht? Was folgt aus der Entwicklung und dem gegenwärtigen Zustand des Neoliberalismus für linke Gegenkonzepte? Wie ließe sich ein gegenhegemoniales Projekt zum Neoiberalismus durchsetzen? Diese Fragen versucht der Vortrag, ausgehend von den beiden genannten Analyseaspekten (veränderte Produktions- und Lebensweise; Aufnahme und Umdeutung kritischer Impulse durch den Neoliberalismus), zu beantworten.

Christina Kaindl, Dipl.-Psych., promoviert in Politikwissenschaften an der FU Berlin zum Thema Rechtsextremismus und Neoliberalismus, RLS-Stipendiatin. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind: Kritische Psychologie, neoliberale Produktions- und Lebensweise, Rechtsextremismus, Geschichtspolitik. Die ist Redaktionsmitglied der Zeitschrift „Das Argument“.



Startseite         Seitenanfang         Seite drucken