Vortrag und Diskussion

Dr. Thomas Klein: "Linke Opposition in der DDR"

Montag, 14.06.2010, 20.00 Uhr

Freiburg | Kollegiengebäude I, Hörsaal 1016, Platz der Universität 3


Die linke antistalinistische Opposition in der DDR war während der gesamten Zeit der Herrschaft einer bürokratischen SED-Nomenklatura permanenter Verfolgung unterschiedlichen Ausmaßes ausgesetzt. Obwohl ihr die aus der Sowjetunion bekannte massenhaffte Verfolgung und Eliminierung vermeintlicher oder tatsächlicher “Staatsfeinde” erspart blieb, organisierten die Sicherheits- und Parteikontrollorgane zu Zeiten des Hochstalinismus doch eine umfassende politische Vernichtungsauslese: Rätekommunistische, linkssozialistische, trotzkistische oder sozialdemokratische Strömungen wurden nachhaltig zerschlagen, die Massenpartei SED periodisch von solchen Tendenzen “gesäubert” und die Parteimitglieder wirksam eingeschüchtert. Wer im Namen eines demokratischen Sozialismus das politbürokratische Herrschaftssystem herausforderte, sah sich auch während seiner poststalinistischen Periode von zum Teil langjährigen Haftstrafen, betonharten Berufsverboten, sozialer Diskriminierung und einem permanenten Ausreisedruck bedroht.

Der Vortrag gibt einen Überblick zur mehr als 40-jährigen Geschichte linker oppositioneller und widerständiger Strömungen in der DDR. Zur Sprache kommen deren Besonderheiten und Paradigmenwechsel in ihrem geschichtlichen Zeitverlauf sowie die spezifische Gestalt linken Widerstands im Gesamtspektrum oppositioneller und widerständiger Bestrebungen in der DDR. Abschließend wird das Scheitern des Versuchs der “Initiative für eine Vereinigte Linke” thematisiert, während der “Herbstrevolution” 1989 einen eigenständigen politisch-organisatorischen Zusammenschluss der antistalinistischen Linken in der DDR für eine demokratisch-sozialistische Systemalternative zu Kapitalismus und Politbürokratismus in einem internationalistischen Selbstverständnis herbeizuführen.

Thomas Klein war Gründungsmitglied der Vereinigten Linken und deren Abgeordneter in der Volkskammer. Als DDR-Oppositioneller war er selber Opfer staatlicher Repression. Bis Ende 2009 arbeitete er am Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam, wo er zur Geschichte der DDR und der DDR-Opposition forschte. Letzte Veröffentlichung: “Das Land ist still – noch!” Herrschaftswandel und politische Gegnerschaft in der DDR 1971-1989” (2009).

Veranstaltung des Rosa-Luxemburg-Club Freiburg



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