Vortrag und Diskussion

Dr. Felix Wemheuer: "Streiks, Landbesetzungen, Flucht: Soziale Unruhen in China"

Dienstag, 09.11.2010, 20.00 Uhr

Freiburg | Kollegiengebäude I, Hörsaal 1016, Platz der Universität 3


In der Volksrepublik China kam es im Sommer zu landesweiten Streikwellen bei japanischen Automobilfirmen. Schon seit Jahren nehmen Streiks und Proteste zu. Zentrale Konfliktpunkte sind die Landfrage sowie die Löhne und Arbeitsbedingungen in den Fabriken. Eine neue Generation von Wanderarbeitern stellt höhere Ansprüche als ihre Eltern und möchte nicht mehr auf die Dörfer zurückkehren. Unternehmer und Medien klagen über einen “Wanderarbeiter Mangel” im Süden des Landes.

Felix Wemheuer analysiert die Unruhen in Stadt und Land vor dem Hintergrund der gewaltigen sozialen Umwälzung und den historischen Erfahrungen. Dabei wird untersucht, welche konkreten Strategien Fabrikarbeiter, Bauern und Wanderarbeiter im Alltag anwenden und wie die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) darauf reagiert.

Eine kritische Aussandersetzung mit der westlichen und chinesischen Forschung findet statt zur Frage, welche Handlungen Widerstand gegen den Staat darstellen. Abschließend wird erörtert, ob die Unruhen die Herrschaft der KPCh in Frage stellen könnten.

Dr. Felix Wemheuer, Jahrgang 1977, ist Sinologe und Autor mehrerer Bücher zur Mao-Ära. Er studierte ostasiatische Politik an der Ruhr-Universität Bochum und von 2000 bis 2002 “Geschichte der Kommunistischen Partei Chinas” an der Volksuniversität in Peking. In China führte er Interviews mit Zeitzeugen zur Großen Hungersnot (1959-1961) auf Dörfern in der Provinz Henan durch. Seit 2004 ist er Universitätsassistent am Institut für Ostasienwissenschaften/Sinologie an der Universität Wien. Dort unterrichtet er Kurse zur Mao-Ära, sozialen Unruhen sowie Sexualität und Gender in China. 2008/2009 forschte er als Gastwissenschaftler an der Harvard Universität (USA) zu den Hungernöten in China und der Sowjetunion unter besonderer Berücksichtigung des Verhältnisses zwischen Staat und Bauern.

Zu seinen Veröffentlichungen gehören die Bücher “Steinnudel” über den “Großen Sprung”, “Kulturrevolution als Vorbild? Maoismen im deutschsprachigen Raum” sowie “Mao Zedong” in der Monographien-Reihe von Rowohlt. Gegenwärtig arbeitet Felix Wemheuer an seiner Habilitationsschrift zur Politisierung des Hungers im Sozialismus. In der Zeitung “Jungle World” schreibt er regelmäßigen über Proteste und die Lage der Wanderarbeiter in China.

Veranstaltung des Rosa-Luxemburg-Club Freiburg



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