Buchvorstellung und Diskussion

Ein libertärer Anti-Kolonialismus: Kolonialismus & Anti-Kolonialismus am Beispiel Gandhis und der indischen Unabhängigkeitsbewegung

Buchvorstellung und Diskussion mit dem Übersetzer Lou Marin:
Ashis Nandy: Der Intimfeind. Verlust und Wiederaneignung der Persönlichkeit im Kolonialismus. Mit einer Einleitung zur Rezeption von M.K. Gandhis libertärem Anti-Kolonialismus, Verlag Graswurzelrevolution, Nettersheim 2008

Veranstalter: Rosa-Luxemburg-Forum Baden-Württemberg

Termin: Di., 12.2.2008; 20.00 Uhr

Ort: Stuttgart, Kulturzentrum Merlin, Augustenstr. 72, 70178 Stuttgart

Im Sommer 2007 jährte sich zum 60. Mal die Unabhängigkeit Indiens, am 30. Januar 2008 zum 60. Mal die Ermordung Gandhis (1869-1948). Im deutschen Sprachraum weitgehend unbekannt ist die Tatsache, dass in Indien und im gesamten englischen Sprachraum nach Gandhis Tod eine Strömung entstanden ist, die Gandhi in libertärem Sinne interpretiert. Dazu gehört auch der indische Sozialpsychologe Ashis Nandy, der mit seinem Buch „Der Intimfeind“, im Original bereits 1983 erschienen, zu den Mitbegründern der „Post-Colonial Studies“ gehört.
Nandy definiert den Kolonialismus hauptsächlich kulturell als eine Ideologie, die in Großbritannien Werten wie Stolz, Männlichkeit, Disziplin und technologischer Überlegenheit zu einem dominanten Rang verhalf. Nandys These ist: Eine erste Welle des Anti-Kolonialismus in Indien wollte auch noch im Widerstand eben diese Werte in Indien durchsetzen. Sie sei dadurch, so Nandy, trotz ihres Anti-Kolonialismus im kolonialen Wertekanon verhaftet geblieben. Mit Beginn der Prägung der Unabhängigkeitsbewegung durch Gandhi, so Nandy, sei jedoch eine weichere, androgyne, technik-, staats- und patriarchatskritische Konzeption des Anti-Kolonialismus entstanden, die außerhalb des kolonialen Rahmens gewirkt und besonders den hohen Frauenanteil an den Massenaktionen der Unabhängigkeitsbewegung hervorgerufen habe.

Ashis Nandy (geb. 1937) ist einer der bekanntesten politischen Psychologen und Soziologen Indiens, dabei seinem unabhängigen Denken immer treu geblieben. Er gilt als Mitbegründer der weltweiten „Post-Colonial Studies“ und ist seit langem Direktor des „Centre for the Study of Developing Societies“ in Delhi. Nandy schrieb eine Reihe von Berichten zur Lage der Menschenrechte und beteiligte sich aktiv an sozialen Bewegungen gegen Krieg, für alternative Formen der Wissenschaft und Technologie, und für das Überleben von Kulturen. Er ist Mitglied der „Human Rights Initiative“ des Commonwealth, des „International Network for Cultural Alternatives to Development“ und der „People’s Union for Civil Liberties“, der ältesten und größten Menschenrechtsorganisation Indiens.



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