Film und Gespräch

"dann fangen wir von vorne an"
(Über)Leben eines kritischen Kommunisten im 20. Jahrhundert
Ein Film über Theodor Bergmann mit anschließender Diskussion

Veranstalter: Rosa-Luxemburg-Forum Baden-Württemberg

Termin: Freitag, 2.11.2007; 20.00 Uhr

Ort: Hotel Pöltl, Erchenstr. 14, 89522 Heidenheim

Film-Veranstaltung mit Theodor Bergmann, der anschließend zur Diskussion zur Verfügung steht

Theodor Bergmann, Sohn eines Rabbiners und atheistischer Kommunist. In der Weimarer Republik. verfolgt, im Nationalsozialismus und per Haftbefehl gesucht in der Sowjetischen Besatzungszone. Landarbeiter im Schwedischen Exil und Professor für Agrarpolitik in Hohenheim. Die historischen und persönlichen Erfahrungen, von denen Theodor Bergmann berichten kann, scheinen unmöglich in einer Biographie aufgehen zu können. Der charismatische 90-jährige kann sich nicht nur erinnern: wenn er erzählt wird das Vergangene lebendig. Als Sohn bürgerlicher Eltern in der Weimarer Republik beschloss er schon bald, sich an die Seite der Arbeiter und Unterdrückten zu Stellen. War er nun schon Abtrünniger des Bürgertums, wurde er sogleich auch zum Unbequemen innerhalb des Arbeiterbewegung. Mit seinen Brüdern schloss er sich der kommunistischen Oppositionsbewegung an. Denn im Gegensatz zur den Führung der SPD und KPD bestand für ihn kein Zweifel daran, dass die Nazis nur mit einem breiten Bündnis aller einer humanistischen Gesellschaft verpflichteten Menschen aufgehalten werden können. Nach der Machtübertragung an die Nazis im Jahr 1933 verließ Theodor Bergmann Berlin und ging ins Exil nach Palästina. Nach zwei Jahren harter Aufbauarbeit in verschiedenen Kibbuzim, entschloss er sich, nach Europa zurückzukehren. Er ließ sich in der deutsch-tschechischen Grenzregion nieder, um sich von dort aus am anti-faschistischen Widerstand zu beteiligen. Beim Einmarsch der Deutschen musste er erneut fliehen, diesmal nach Schweden, wo er als Land- und Bergwerkarbeiter das Ende des Krieges erwartete. Wieder in Deutschland, trat Theodor Bergmann nach einiger Zeit eine akademische Karriere in Stuttgart an. Er fand sich an den Lehrstühlen jene wieder, deren Fortkommen vor 1945 auch in Stuttgart maßgeblich durch das NSDAP-Parteibuch bestimmt war. Theodor Bergmann ist sowohl Zeitzeuge dieser für die Gegenwart so prägenden historischen Phase, als auch scharfsinniger Zeitgenosse, dessen Triebfeder ein trotz aller Entbehrungen und leidvollen Erfahrungen ungebrochener Optimismus ist. Bis zum heutigen Tag setzt er sich, ob in der Gewerkschaft oder auf internationalen Konferenzen, für eine gerechtere Gesellschaft ein. Der film nähert sich beiden: dem Zeitzeugen mit seinen nuancenreichen Erinnerungen und dem Zeitgenossen, der noch immer zur gesellschaftlichen Diskussion beiträgt. Dadurch werden die vielfältigen Einflüsse der Vergangenheit auf die Gegenwart kenntlich gemacht.

Aktuelles Buch: Helmut Arnold/Gert Schäfer (Hrsg.): „dann fangen wir von vorne an“ Fragen eines kritischen Kommunismus. Theodor Bergmann zum 90. Geburtstag. VSA-Verlag Hamburg (http://www.vsa-verlag.de)
Im gleichen Verlag erschienen rund ein Dutzend Bücher von Autor Theodor Bergmann.


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