Film - Vortrag - Diskussion

Elias Bierdel (Cap Anamur / Borderline Europe, Köln): "Tatort Europa - Flüchtlingsschutz statt Frontex!"

im Rahmen der Interkulturellen Woche

Veranstalter: Rosa-Luxemburg-Forum Baden-Württemberg in Kooperation mit dem Nepomuk Kulturverein e.V., dem AK Flüchtlinge Reutlingen und der Evangelischen Kontaktstelle für Asylarbeit Reutlingen

Termin: Donnerstag, 27.09.2007; 20.00 Uhr

Ort: Cafe Nepomuk, Unter den Linden 23, 72762 Reutlingen

Der 21.Juni 2007 war der internationale Tag des Flüchtlings. Auch an diesem Tag erreichten 26 afrikanische Flüchtlinge Europa nur als Leichen. Ihr Boot ging südlich vor Malta unter. Seit April dieses Jahres operiert die neue EU-Grenzschutzagentur FRONTEX. Ihre Aufgabe ist es, die Grenzen um die Europäische Union vor „illegalen“ Einwanderern zu „schützen“. Dem sozialen Phänomen der Migration wird mit militärischen Mitteln begegnet. Mit Hubschraubern, Flugzeugen und Patroullienschiffen sollen Flüchtlinge daran gehindert werden, Europa zu erreichen. Ihre Boote sollen abgedrängt und an die afrikanischen Küsten zurück „begleitet“ werden. Und „natürlich“ sollen sie gerettet werden, wenn sie in Seenot sind. Sagen Schäuble und Frattini. Mit der „Cap Anamur“ hat Elias Bierdel im Jahr 2004 vor der italienischen Insel Lampedusa 37 junge Afrikaner aus Seenot gerettet. Was ist damals passiert? Die Cap Anamur wurde von Kriegsschiffen belagert und erst nach langem Hin und Her durfte sie in einen italienischen Hafen einlaufen. Die Flüchtlinge wurden alle sofort abgeschoben und die Besatzung wegen „Schlepperei“ angeklagt. Derzeit läuft das Verfahren im italienischen Agrigent. Statt der Verleihung eines Menschenrechtspreises wird die humanitäre Hilfe durch die Cap Anamur als Verbrechen behandelt. Laut dem damaligen deutschen Innenminister Otto Schily war die Hilfsaktion der Cap Anamur ein „gefährlicher Präzedenzfall“.

Weit weniger als für die Kriminalisierung von Helfern tut die EU zur Lebensrettung von Flüchtlingen. Allein im Bereich der kanarischen Inseln sind im letzten Jahr nach Angaben der spanischen Regierung ca. 6000 Flüchtlinge ertrunken. Die Europäische Union, die sich gerne als Hüterin von Menschenrechten und Demokratie inszeniert, hat ein massives menschenrechtliches Problem an ihren Festungsmauern, über das nur zu gerne der Mantel des Schweigens gehüllt wird. Hier prallen die Zivilisationen aufeinander, hier schottet sich das reiche Europa gegen den armen Rest der Welt ab, die Gewinner vor den Verlierern der kapitalistischen „Globalisierung“. Die Welt darf zu ihren Freunden höchstens zu Gast kommen. Trotzdem wandern pro Jahr etwa eine halbe Million „Illegale“ in die EU ein. Das perfide Grenzregime ist immer noch durchlässig, allerdings unter immer höheren Risiken. Die meisten, die ihren Weg nach Europa geschafft haben, müssen nicht nur hohe Summen an ihre sog. „Schlepper“ bezahlen, sondern werden in den landwirtschaftlichen Industrien Südeuropas, in der Gastronomie und in privaten Haushalten und öffentlichen Einrichtungen ausgebeutet – zum Nutzen ihrer Arbeitgeber und der Konsumenten und auch zum Gesamtnutzen der neoliberalen Ökonomie.

Elias Bierdel wird bei der Veranstaltung aus eigener Anschauung über die Realität der „Festung Europa“ berichten. Er wird Auszüge aus seinem Buch „Ende einer Rettungsfahrt – Das Flüchtlingsdrama der Cap Anamur“ vortragen – und wir werden einen Film sehen, der während der Hilfsaktion auf der Cap Anamur gedreht wurde. Und es werden Initiativen vorgestellt, die über die Schattenseiten der EU-Migrationspolitik aufklären und die Alternativen gegen Abschottung und Repression aufzeigen.


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