Vortrag und Diskussion

Selbstorganisierung, Basisdemokratie und Frauenempowerment: Über den Bolivarischen Prozess in Venezuela

Donnerstag, 12.11.2009, 19.00 Uhr

Stuttgart | Subversiv - Soziales Zentrum Stuttgart, Burgstallstr. 54


Von der französischen Revolution über die Pariser Kommune bis zu den 68ern – immer wieder hatten Frauen eine tragende Rolle bei gesellschaftlichen Veränderungen, auch wenn sie in den Geschichtsbüchern wenig auftauchen. So auch bei der Bolivarischen Revolution in Venezuela.

Ungelöste Probleme, vor allem in den Armenvierteln, führten zur Selbstorganisierung. Basisdemokratische Initiativen zur Bewältigung von normalerweise kommunalen Aufgaben (Müllentsorgung, Wasser, Verkehr) entstanden ebenso wie Kooperativen, die selbstverwaltet vorher brachliegende Betriebe bewirtschaften. Dort sind zu 80 % Frauen aktiv.

Chavez hat das Präsidentenamt dazu genutzt, die Forderungen der sozialen Bewegungen gegen den Widerstand der traditionellen Machtgruppen aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung durchzusetzen: Übernahme staatlicher Mehrheiten in den Schlüsselindustrien, Ausweitung von Arbeitnehmerrechten, Verbesserung der sozialen Absicherung wie z.B. durch Pensionsansprüche für Hausfrauen, Stadtteilräte zur Selbstverwaltung der Kommunen, die mittelfristig auch auf nationaler Ebene arbeiten sollen, kostenlose Bildung auch für bildungsferne Schichten, neue Universitäten, die mit Basisbewegungen eng zusammenarbeiten, … . Die neuen „Misiones“ umgehen die alten bürokratischen Verwaltungs- und Politikstrukturen.

Ziel ist, breite Bevölkerungsschichten zu politisieren durch die Möglichkeit, bei den eigenen unmittelbaren Lebensbedingungen einzugreifen und diese zu verbessern. Auf diesem Wege soll ein partizipatives, demokratisches Selbstverständnis entwickelt werden – als Basis für die Umverteilung der Macht von oben nach unten.

Die Ansätze in Venezuela sind eine Antwort auf Probleme, die wir auch hier in Deutschland kennen. In dem Vortrag wollen wir mehr erfahren über die Praxis in Venezuela. Wir wollen erfahren, wie die Entwicklungen gerade aus der Sicht von Frauen an der Basis wahrgenommen werden. Ist das ein Politikansatz, der Frauen näher steht als der festgefahrene Politikstil hierzulande?

Xiomara Tortoza stammt aus Caracas in Venezuela. Dort war sie in verschiedenen Basisbewegungen aktiv. An der dortigen Bolivarischen Universität absolvierte sie den neuen Studiengang “Educacion Popular” (Volksbildung). Heute lebt sie in Hamburg. Sie organisiert und betreut politische Reisen nach Venezuela. Außerdem engagiert sie sich pädagigisch in der Arbeit mit lateinamerikanischen Frauen in Deutschland.



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