Vortrag und Diskussion

Helmut Kellershohn: „Die Junge Freiheit: eine jungkonservative Wochenzeitung zwischen Rechtsextremismus und staatstragendem Konservatismus“

Freitag, 30.01.2009, 19.00 Uhr

Konstanz | Universität Konstanz, Hörsaal A702


Wer an einem Bahnhofskiosk nach Lektüre für die Zugfahrt sucht, findet in der Abteilung der Wochenzeitungen den „Freitag“ und den „Rheinischen Merkur“. Und heutzutage häufig auch, das Alphabet macht’s möglich, ausgerechnet neben der „Jüdischen Allgemeinen“ die „Junge Freiheit“.

„Ziemlich konservativ“, das sei die „Junge Freiheit“, „aber doch nicht rechtsextrem“, hört man – übrigens insbesondere von jungen Leuten, von Schülern, Auszubildenden und Studierenden. Offenkundig entspricht die „Junge Freiheit“ nicht der gängigen Vorstellung oder auch der Klischee-Vorstellung, die viele von einer Zeitung der extremen Rechten haben. Und das, obwohl der Verfassungsschutz des Landes Nordrhein-Westfalen seit seinem Bericht über das Jahr 1994 und der Verfassungsschutz des Landes Baden-Württemberg seit dem Bericht über das Jahr 2000 die „Junge Freiheit“ regelmäßig im Kapitel „Rechtsextremismus“ aufführen. Viele Leser rezipieren die „Junge Freiheit“ zumeist nur sporadisch und – dies gilt auch bei einigermaßen regelmäßiger Lektüre – vor allem nur mit der gewöhnlichen Aufmerksamkeit, die man bei der Zeitungslektüre aufbringt. Dabei fallen gewiss einige ’Duftmarken’ auf, also Passagen, in denen ’Klartext geredet’ wird. Doch entgeht dieser Lektüre, dass es sich dabei nicht um Ausrutscher, um vereinzelte schrille Töne handelt. Auch fällt dieser Lektüre nicht auf, dass viele der JF-Autoren auch in anderen politischen und publizistischen Zusammenhängen tätig sind, wo sie ihre Zunge weniger zügeln. Oder auch offen die Strategie formulieren, nach der sie in der „Jungen Freiheit“ arbeiten, nämlich mit Verstellung und Mimikry. Um dies nachzuweisen, bedarf es der systematischen Lektüre über einen längeren Zeitraum. Dann erkennt man, wie sich die einzelnen schrillen Töne in der „Jungen Freiheit“ zu einer schaurigen Melodie fügen. Um es diskurstheoretisch zu formulieren: der einzelne Text bzw. das einzelne Diskursfragment entfaltet nicht isoliert seine Wirkung, sondern im Zusammenspiel mit anderen Diskursfragmenten, durch Wiederholung und Variation. Der Vortrag von Helmut Kellershohn (DISS Duisburg) klärt anhand einer solchen diskursanalytischen Lesart über Hintergründe und Strategien der „Jungen Freiheit“ auf.

Helmut Kellershohn arbeitet seit Jahren zu den Themen Völkischer Nationalismus, Konservatismus und Extreme Rechte. Er ist Mitherausgeber des Buches „Nation statt Demokratie. Sein und Design der ‚Jungen Freiheit’“ und Herausgeber des Buches „Das Plagiat. Der völkische Nationalismus der Jungen Freiheit“, sowie Autor zahlreicher weiterer Veröffentlichungen zu den Themen völkischer Nationalismus, Konservatismus und Rechtsextremismus.

eine gemeinsame Veranstaltung mit der Alternativen Hochschulgruppe Konstanz



Startseite         Seitenanfang         Seite drucken