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Lesung/Kultur

Dr. Werner Rügemer: "»Ich weiß, sie tranken heimlich Wein und predigten öffentlich Wasser«. Heinrich Heine als Journalist. Szenische Lesung aus Heines letztem Buch »Lutetia«"

Veranstalter: Rosa-Luxemburg-Club in Kooperation mit Zátopek im Club Voltaire

Termin: 7.03.2006, 21:00-23:00 Uhr , Einlass ab 20:30 Uhr

Ort: Kulturzentrum Merlin (Korkraum), Augustenstr. 72, 70178 Stuttgart

Am 17. Februar 2006 jährt sich der Todestag von Heinrich Heine zum 150. Mal – Anlass für den Rosa-Luxemburg-Club Tübingen zusammen mit dem Club Zátopek den radikalen Demokraten, Freund der Französischen Revolution, in Deutschland verleumdeten und politisch verfemten Dichter, Feuilletonisten und Journalisten mit einer Lesung zu ehren. Im Mittelpunkt soll dabei eine Facette Heines stehen, die oftmals in Vergessenheit gerät: Heinrich Heine als politischer Journalist.

Heine, der in Paris im Exil lebte, weil seine Bücher in Deutschland verboten waren, schickte von 1840 bis 1843 als Korrespondent „Berichte über Politik, Kunst und Volksleben“ an die damals größte deutsche Zeitung, die Augsburger „Allgemeine Zeitung“. Da die Berichte nur zensiert und gekürzt erschienen, ergänzte und überarbeitete Heine sie später während zweier Jahre und stellte sie in dem Buch „Lutetia“ (keltischer Name für Paris) zusammen. „Da dieses Buch das letzte ist, das bei meinen Lebzeiten von mir erscheinen wird, so muss ich mein Hauptaugenmerk darauf haben, dass es gut, dass es vollendet sei.“ Es erschien 1854 in Deutschland bei Campe, 1855 als „Lutèce“ in Paris. In Frankreich hatte es einen ungeheuren Erfolg, während man in Deutschland am Bild des Lyrikers festhielt und den politischen Autor Heine nicht wahrnehmen mochte. Dies dauert bis heute an.
Heines Sittenschilderungen aus dem vorrevolutionären Paris sind eine einzigartige Mischung von scharfer Beobachtung, essayistischer Brillanz und journalistischer Darstellung. Gleichzeitig flicht Heine Auseinandersetzungen mit Demokratie und Monarchie ein, und hellsichtig setzt er sich mit den Hoffnungsträgern der Zukunft auseinander: er sympathisiert mit Marx, aber er sieht die Gefahren, wenn Kommunisten an die Macht kommen. Die Kluft zwischen arm und reich, die Geldgier der Aktionäre, die von Stars wie Franz Lizst beherrschte Kulturszene, die „dressierte Mittelmäßigkeit der Politik“, die luxuriösen Konsumtempel – die Themen des unbekannten Heine sind von überraschender Aktualität und wert, neu entdeckt zu werden.

Werner Rügemer ist Publizist und Lehrbeauftragter an der Universität Köln. Neben Heinrich Heine gilt sein Interesse Fragen von Korruption und Privatisierung kommunaler und staatlicher Dienstleistungen.




Gedruckt: 11.12.2010  |  www.rosaluxemburgforum.de
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