Hean Sovandara – Kambodscha

Hean Sovandara im Interview

Hean Sovandara, auf welche Weise engagiert sich eure Organisation im Kampf gegen den Klimawandel?

  • « TDSP unterstützt Menschen dabei, ihre Verletzbarkeit durch den Klimawandel zu verringern, etwa durch landwirtschaftliche Techniken, die besser an den Klimawandel angepasst sind. Dazu gehört der Anbau von Obst und Gemüse im häuslichen Garten ebenso wie die Hühnerzucht oder der Bau kleiner Bewässerungssysteme. All das trägt dazu bei, die Ernährung der Familie zu verbessern.

    Darüber hinaus engagiert sich unsere Organisation auch dafür, die Bevölkerung besser auf Katastrophen vorzubereiten, das heißt, Frühwarnsysteme zu entwickeln, Notfallpläne aufzustellen und in den Gemeinschaften vor Ort, bei den lokalen Behörden und innerhalb des NGO-Netzwerks die entsprechenden Aktivitäten zu koordinieren. TDSP hat in diesem Zusammenhang auch das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) dabei unterstützt, die Folgen vergangener Flutkatastrophen in mehreren Dörfern und Regionen zu untersuchen. Ziel war es, Daten über die Auswirkungen dieser Extremwetterereignisse zu sammeln.

    Und schließlich: Auch auf politischer Ebene engagiert sich TDSP. Wir sind Teil einer Allianz verschiedener NGOs zu Umwelt und Klimawandel (NECA). In diesem Rahmen versuchen wir, auf die Gesetzgebung im Umweltbereich und bei der Landwirtschaft einzuwirken. Beim Thema Waldschutz haben wir auch schon mit dem Umweltministerium zusammengearbeitet. Zum Beispiel haben wir in den Gemeinschaften Preahvihear und Kampongthom an zwei Fallstudien mitgearbeitet, die vom "Climate Adaptation Fund" des UNDP unterstützt wurden. Mit anderen Organisationen haben wir außerdem Workshops zu Anpassung und zur Katastrophenvorsorge durchgeführt. Auf diese Weise sorgen wir dafür, dass in der nationalen Politik auch Stimmen von unten gehört werden. »

Mit welchen Themen beschäftigt sich eure Organisation hauptsächlich?

  • « Verschiedene strategische Pläne der kambodschanischen Politik erkennen den Klimawandel als eine der großen Herausforderungen für die Entwicklung unseres Landes an und sehen einen Handlungsbedarf sowohl auf nationaler wie auch auf regionaler Ebene. Unsere Organisation versucht an verschiedenen Stellen, hierauf Einfluss zu nehmen:

    Beim Thema Anpassung sind uns folgende Punkte wichtig: Wir fordern, dass die Zivilgesellschaft, der private Sektor und wichtige Stakeholder auf allen Ebenen in die Entwicklung des Nationalen Anpassungsplans, in dessen Umsetzung sowie dessen Überwachung einbezogen werden. Denn die Zivilgesellschaft trägt erheblich zu einer guten Politik bei. Hierbei sollte sichergestellt werden, dass diese Prozesse sich nicht nur an den Bedürfnissen des Landes insgesamt, sondern auch an den lokalen Gemeinschaften ausrichten. Darüber hinaus ist es wichtig, dass bei den Anpassungsstrategien die kleinbäuerliche biologische Landwirtschaft berücksichtigt wird, denn sie bietet zahlreiche Vorteile. Sie verbessert die Nahrungsmittelsicherheit und die Widerständigkeit gegen Klimafolgen. Auch Gender-Fragen müssen berücksichtigt werden.

    Der zweite Bereich, der für unsere Arbeit von zentraler Bedeutung ist, ist die Klimafinanzierung: Als eines der ärmsten Länder weltweit und als eines der Länder, die am stärksten von den Folgen des Klimawandels betroffen sind, braucht Kambodscha für die Anpassung sehr viel Geld. Unsere Bauern zahlen bereits jetzt den Preis für die negativen Auswirkungen des Klimawandels. Deshalb stellen wir eine Reihe von Forderungen: Wir wertschätzen es, dass einige Staaten bereits fast 10 Milliarden Dollar für den Grünen Klimafonds versprochen haben. Hoffentlich aber werden ab 2020 tatsächlich die auf der Klimakonferenz 2009 in Kopenhagen versprochenen 100 Milliarden Dollar jährlich fließen. Der Grüne Klimafonds sollte langfristig verlässlich gefüllt werden. Ohne finanzielle Zusagen ist der Abschluss eines Abkommens in Paris unwahrscheinlich.

    Die Finanzmittel im Rahmen der Klimafinanzierung sollten für die am wenigsten entwickelten Staaten (LDCs), wie eben Kambodscha, als Beihilfe fließen und nicht in Form von Krediten. Das Geld muss neu und zusätzlich sein und nicht ohnehin schon im Rahmen der offiziellen Entwicklungshilfe verplant sein. Zudem sollten die Gelder durch den Grünen Klimafonds und andere transparente Instrumente und Mechanismen, wie etwa den Climate Investment Fund, fließen. Der Grüne Klimafonds sollte die Auszahlung der Finanzen an den individuellen Bedürfnissen und Prioritäten des einzelnen Staates ausrichten, und das Geld sollte vor allem in Anpassungsmaßnahmen investiert werden. Wichtig ist auch, dass die Zivilgesellschaft auf allen Ebenen voll und ganz in die Verwaltung der Gelder einbezogen wird. Und es sollte sicher gestellt werden, dass das Geld auch die am stärksten verwundbaren Länder erreicht.

    Unser drittes wichtiges Thema ist "loss and damage", das heißt die Schäden und Verluste durch den Klimawandel. Entsprechend der Einigung im Rahmen des Warsaw International Mechanism for Loss and Damage fordern wir hierbei die folgenden Fortschritte: Erstens muss das Thema "loss and damage" ganz deutlich im Pariser Abkommen verankert werden. Wir fordern, dass technische Unterstützung und Hilfen bereitgestellt werden, um die Verluste und Schäde, die durch den Klimawandel entstehen, aufzufangen. Hierbei ist es wichtig, dass die Hilfe in Form von Finanzmitteln, Technologietransfer und in Form von Capacity-Building erfolgt. Nur so bekommen wir einen effektiven Rahmen für das Thema "loss and damage". Schließlich sollte der Loss-and-Damage-Fonds zusätzlich zum Grünen Klimafonds bereitstehen.»

Was muss passieren, damit das Pariser Abkommen als Erfolg gelten kann?

  • « Wir werden sehr genau aufpassen, ob das Abkommen tatsächlich den Bedürfnissen unserer Bauen gerecht wird - eben durch die Bereitstellung entsprechender Finanzmittel, durch Unterstützung bei der Anpassung, durch Capacity-Building und Technologietransfer. Und natürlich werden wir auch sehr genau darauf achten, ob die Klimaschutzversprechen der Staaten, insbesondere der Industriestaaten, ambitioniert genug sind, um das 1,5-Grad-Ziel beziehungsweise das Zwei-Grad-Ziel einzuhalten. Kambodscha zählt zu den Opfern des Klimawandels, das zeigt sich im ganzen Land. Ich hoffe sehr, dass die Industriestaaten sich verpflichten werden, die entsprechenden Finanzmittel bereitzustellen. »

Hean Sovandara – Kambodscha

 

Aktivist bei der Tekdeysovanphum organization (TDSP)

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