Nnimmo Bassey

Nnimmo Bassey - Nigeria

Aktivist bei Oilwatch International

« Die Zivilgesellschaft sollte die Klimagipfel künftig boykottieren und stattdessen an den konkreten Orten der Klimaverbrechen aktiv werden. »

1. Dezember 2015, am Rande eines Strategietreffens der Klimagerechtigkeitsbewegung in Paris | Nnimmo Bassey über dezentrale Anti-Klimagipfel und das Potenzial der Klimabewegung.


RLS: Hallo Nnimmo, schön dich hier zu sehen. In dem Strategietreffen der Klimabewegung, das hier gerade stattfindet, hast du deine Idee einer Anti-COP ausgeführt. Was planst du da?

  • « Das ist inzwischen schon die 21. UN-Klimakonferenz. In den vergangenen 21 Jahren haben wir Jahr für Jahr erleben müssen, wie sich die Verhandlungen immer weiter davon entfernt haben, echte Lösungen gegen die Erderwärmung hervorzubringen. Deshalb glaube ich, dass die Zeit für ein starkes Signal an die politischen Führungen gekommen ist. Die schleppen sich von einer technischen Lösung zur nächsten, während das, was die Leute wirklich wollen, nicht passiert. Die BürgerInnen der Welt wollen Aktionen sehen, sie wollen sehen, dass endlich gehandelt wird! Sie wollen weg von den fossilen Brennstoffen, sie wollen hin zu einer nachhaltig lebenden Gesellschaft.

    Deshalb schlage ich vor, dass die Zivilgesellschaft die UN-Klimagipfel künftig boykottieren sollte. Während sich die Regierungen zum Gipfel treffen, sollten sich die Klimabewegungsnetzwerke überall auf der Welt treffen, um über Klimawandel zu diskutieren und um an den konkreten Tatorten gegen die Klimaverbrecher aktiv zu werden: an den Ölfeldern, in den Minen, an den Orten, wo Fracking stattfindet. Damit würde man den Regierungen an den Verhandlungstischen zeigen: Solange ihr nicht gegen dies hier entscheidet, verschwendet ihr eure und unsere Zeit.

    Die Klimabewegung könnte diese Zeit auch nutzen, um voneinander zu leren: Zum Beispiel könnten nigerianische Gruppen nach Indonesien oder Marokko reisen, um sich mit den Communities vor Ort auszutauschen und die dortigen Kämpfe zu verstehen. So könnten wir uns gegenseitig besser verstehen und die globale Bewegung gegen die Klimaverbrecher würde stärker werden. »

Was Du vorschlägst, wären dezentrale Anti-COPs, die überall gleichzeitig auf der Welt stattfinden.

  • « Genau, das ist das, was passieren muss. »

Wie nimmst du die Prozesse der Klimabewegung wahr, die hier in Paris gerade ablaufen? Was glaubst du, wie es mit der Bewegung insgesamt und der Coalition Climat 21 weitergehen wird?

  • « Ich warte erst einmal ab, wie sich die Diskussionen hier entwickeln. Auf jeden Fall ist da viel Kreativität da, so viele Ideen. Interessant ist die Bandbreite der Leute, die hier sind. Das zeigt, dass es keinen Mangel an Ideen gibt. Die Leute machen sich wirklich Sorgen um die Zukunft des Planeten, um die zukünftigen Generationen und alle Lebewesen. Mein Eindruck hier ist, dass wenigstens unsere Seite Anlass zur Hoffnung gibt. »

Gibt es irgendein historisches Vorbild für eine globale Bewegung, das hier Hoffnung machen könnte?

  • « Das, was wir hier versuchen aufzubauen, ist eine internationalistische Bewegung, dafür gibt es nicht allzu viele Vorbilder. Was wir hatten, ist die globale Bewegung gegen die WTO, die ziemlich erfolgreich war. Diese Bewegung ist auch aus einer Vielzahl von Organisationen und Bewegungen aus der ganzen Welt hervorgegangen. Ich habe das Gefühl, wenn wir uns erst einmal auf etwas geeinigt haben, werden wir unseren Weg machen. »

Vielen Dank, Nnimmo.