Zwei Anerkennungen - Arbeiten 1206 und 1217

laura alvarez architecture

Aus dem Erläuterungsbericht: The emergence of political space is implicated in the very idea of “publicness” that [...] is always articulated in a concrete geography of places. The access to these places is what concretely defines the sense of people’s belonging to the collective ritual of inhabiting the common space of the city”. (Pier Vittorio Aureli, Brussels: A Manifesto Towards A Capital of Europe)

Die Worte von Pier Vittorio Aureli verweisen auf die Spannung zwischen einem Gefühl der Teilhabe an politischen Institutionen und dem der Distanz, das wir als Bürger gewöhnlich zu diesen haben. Wie in seinem Text beschrieben, liegt der Ursprung dafür im tatsächlichen Ort, an dem die Funktion stattfindet. Indem der Zugang zu diesen Gebäuden verwehrt wird, fühlt man sich vom darin stattfindenden Vorgang ausgeschlossen, was schlussendlich zu einer Loslösung vom politischen Geschehen führt.

Mit dem neuen Gebäude der Rosa-Luxemburg-Stiftung (RLS) wollen wir uns mit diesem Problem auseinandersetzen. Die Nichteinbindung in den politischen Prozess ist ein ernstzunehmendes Problem. Eines, das sich zwar nicht allein durch eine neue Gebäudekonstruktion auf einen Schlag lösen lässt, dem sich aber im Hinblick auf das eingangs zitierte Argument Pier Vittorio Aurelis dem Problem mit Lösungsansätzen gestellt werden kann. Das neue Gebäude der Rosa-Luxemburg-Stiftung soll seinen offenen Charakter vorzeigen, es soll den Austausch fördern. Es soll zum Eintreten und Teilnehmen auffordern. Diese gilt nicht nur für die Besucher, sondern auch für die Mitarbeiter der Stiftung. Es soll die abteilungsübergreifende Arbeit fördern – das erklärte Ziel ist die Vermeidung isolierter Abteilungen.

Der Neubau der Rosa-Luxemburg-Stiftung liegt in einer städtebaulich interessanten Situation. Einerseits bildet er zusammen mit dem Historischen Postbahnhof und dem Hotel am Postbahnhof einen neuen Stadtplatz, andererseits grenzt er an die Straße der Pariser Kommune, von der aus die meisten Besucher das Gebäude erreichen werden (S-Bahnstation, Parkplatz, Fahrzeugverkehr).

Als Erwiderung auf diese öffentlich exponierte Lage ruht das Gebäude auf einem transparenten Sockel, in dem verschiedene öffentliche Funktionen untergebracht sind. Der Haupteingang zur Rosa-Luxemburg-Stiftung befindet sich am Stadtplatz. Das Foyer ist der Startbereich für die “öffentliche Promenade” und gleichzeitig ein großer multifunktionaler Raum, der unter anderem Platz bietet für Ausstellungen und Empfänge. Im Sommer kann die Fassade zum Platz hin geöffnet werden.

Die Bibliothek orientiert sich zum Historischen Postbahnhof. Sie verfügt über optimale Tageslichtbedingungen. Von ihr aus besteht eine direkte Verbindung zu den Veranstaltungsbereichen. Die Veranstaltungsräume mit gastronomischer Nutzung befinden sich entlang der Straße der Pariser Kommune. Diese lassen sich unabhängig von den Öffnungszeiten der Hauptteile der Rosa-Luxemburg-Stiftung bespielen. Küchen- und Lagerbereich sind in unmittelbarer Nähe untergebracht. Dienende Bereiche, Anlieferung befinden sich im hinteren Teil des Gebäudes in Richtung der Bahntrasse (Nordfassade). [...]

Präsentationspläne

Erläuterungsbericht

Architekt: laura alvarez architecture, Amsterdam
Verfasser: Laura Alvarez, Arun Jansen, Leire Munoz Lampreabe, Matteo Silverii
Tragwerksplaner: GSE Ingenieur-Gesellschaft mbH Saar, Enseleit und Partner
Technische Ausrüstung: Heimann Ingenieure GmbH

LANKES KOENGETER Architekten, Berlin

Aus dem Erläuterungsbericht: Der Neubau der Rosa-Luxemburg-Stiftung positioniert sich als klarer Solitär im heterogenen städtebaulichen Umfeld des Ostbahnhofs. Die gewählte Kubatur und Setzung schafft einen städtebaulichen Akzent, der dem öffentlichen Auftrag und der gesellschaftlichen Intention der Rosa- Luxemburg-Stiftung entspricht. Der Baukörper erhält eine bewusst gewählte Allseitigkeit, und fungiert, an der Nahtstelle zwischen dem ehemaligen Ost- und Westteil der Stadt gelegen, als Mittler.
Der Baukörper wird präzise zum neuen Stadtplatz ausgerichtet und klärt durch seine Setzung im Süden des Grundstücks die vermeintlich enge räumliche Situation zum Postbahnhof. Der Baukörper rückt zur Vermeidung störender Schallimmission möglichst weit von der Bahntrasse. Auf quadratischem Grundriss (27m x 27m) errichtet, formuliert der Neubau auf den Baugrenzen zur Straße der Pariser Kommune und zum neuen Stadtplatz seine Adresse. Nördlich zur Bahntrasse entsteht ein baumbestandener Freiraum, der Fahrrad-, sowie Behindertenstellplätze aufnimmt und dem Gebäude einen stärkeren Auftritt im Stadtraum verschafft.

In Rottönen gehaltene Werksteinfassaden geben dem Gebäude einen unverwechselbaren Charakter und führen die industriell geprägte Geschichte des Ortes in die Gegenwart weiter. Große Öffnungen vermitteln Transparenz und schaffen einen angemessenen Ausdruck als linke Denkfabrik.

Zwei große öffentliche Bereiche gliedern das Bauwerk und prägen den Ausdruck des Gebäudes: das Forum und das Panorama. Zusammen bilden Sie die Veranstaltungsbereiche der Stiftung und schaffen Räume des Zusammenkommens in unterschiedlicher Atmosphäre. Wie man sagt, das Bauch und Kopf eines Menschen Grundlage für des dessen Entscheidungen seien, bieten Forum und Panorama verschiedenartige Räume an. Das Forum, im ersten Obergeschoss - ein öffentlicher Ort, im Stadtraum präsent; das Panorama im obersten Stockwerk - Räume für Seminare / Besprechungen und gastronomischer Nutzung, über den Dächern der Stadt. Ein umlaufendes Fensterband im ersten Obergeschoss kann zur Aufnahme temporärer Kampagnen genutzt werden und ist allseitig sichtbar.

Der 36 m hohe Baukörper vereint das heterogene Raumprogramm in 8 Geschossen und einem Staffelgeschoss. Zur Schaffung größtmöglicher Flexibilität wird das Gebäude stützenfrei gestaltet. Tragende Außenwände, in Kombination mit einem tragenden und aussteifenden Kern lassen große nutzungsneutrale Räume zu, die nach Anforderungen der Nutzer gestaltet werden können und Umnutzung, sowie Umorganisation erleichtern. Verschieden Geschosshöhen markieren besondere Bereiche. Bürobereiche werden jeweils mit 3m, Veranstaltungsbereiche mit 5m lichten Raumhöhen geplant. Sämtliche Bereiche des Neubaus werden selbstverständlich barrierefrei erschlossen. [...]

Präsentationspläne

Erläuterungsbericht

Architekt: LANKES KOENGETER Architekten, Berlin
Verfasser: Lankes, Koengeter
Tragwerksplaner: ASSMANN BERATEN + PLANEN
Technische Ausrüstung: ASSMANN BERATEN + PLANEN