Dieter Klein

Dieter Klein, Prof. Dr. rer. oec. Habil., Ökonom, freier Mitarbeiter der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Mitglied des Vorstandes der Rosa-Luxemburg-Stiftung,

Herausgeber der Reihe „einundzwanzig“ (dietz berlin), Mitglied des Willy-Brandt-Kreises und Vorstandsmitglied der Michael-Schumann-Stiftung

Curriculum Vitae

Mitten in der Weltwirtschaftskrise 1931 in Berlin geboren. Meine Mutter gehörte der SPD an. Mein Vater galt als Halbjude und war KPD-Mitglied. Nach Volks- und einklassiger Dorfschule erlaubte der Wriezener Gymnasialschuldirketor trotz „nichtarischer“ Herkunft meine Aufnahme in ein Gymnasium. Kriegs- und Diskriminierungserfahrungen im Nationalsozialismus führten zu dem bewussten Wunsch, ein politisches Studium aufzunehmen.

1951 bis 1955 Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin. Es war ein Studium zwischen Aufbruchshoffnungen und marxistisch-leninistischer Dogmatik. Meine Tätigkeit als wissenschaftlicher Assistent war zeitweilig mit der Leitung der FDJ-Organisation an der Universität verknüpft. 1961 erfolgte die Promotion zum Thema „Die Integration des Finanzkapitals in Westeuropa“ und 1964 die Habilitation über „Planifikation und strategisches Handeln in der EWG“. Die in diesen Arbeiten vertretene Kritik dieser Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft fand zwar Zustimmung, aber die Erwartungen zu Bestand und die Handlungsfähigkeit der EWG führten zu ersten Vorwürfen des „Reformismus“. Es folgten Bücher, Buchbeiträge und andere Veröffentlichungen zur Theorie der Politischen Ökonomie, zur Integration, zu internationaler Kapitalverflechtung, zur Strukturkrise an der Ruhr, zur Futurologie, zu Möglichkeiten und Schranken der Lösung von Widersprüchen in kapitalistischen Industrieländern, zum Ost-West-Konflikt und zu Bedingungen einer Friedensfähigkeit des Kapitalismus. Außerhalb der DDR erschienen Bücher in der Sowjetunion, Mexiko und Dänemark. Artikel wurden in Frankreich, Polen, Ungarn, Österreich, Mexiko und Dänemark veröffentlicht.

1964 erfolgte die Berufung als Ordentlicher Professor für Politische Ökonomie, von 1964/65 bis 1977 verbunden mit der Tätigkeit als Direktor des Instituts für Politische Ökonomie an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin. Im Institut konnten die Abteilungen Soziologie und Demografie herausgebildet werden, die zu Keimzellen dieser zunächst als bürgerlich betrachteten Disziplinen in der DDR wurden. Gastvorlesungen konnte ich an den Universitäten Université de Paris III (Sorbonne Nouvelle) und Universität Paris VIII Vincennes-Saint Denis, an der Wirtschaftsuniversität Wien, an der Ecole Supérieure de Commerce et de Gestion Paris, an der Moskauer Universität, an der Freien Universität Amsterdam, an der Nationalen Autonomen Universität Mexiko und an der Universität Chapingo (Mexiko) halten.

Seit Ende der siebziger Jahre bis 1990 – unterbrochen von Forschungssemestern – folgte die Tätigkeit als Prorektor für Gesellschaftswissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin. Das bedeutete gewiss Mitverantwortung für die Hochschulpolitik der DDR als Teil der gesamten staatssozialistischen Politik. In der – wie sich herausstellte – falschen Hoffnung auf Reformierbarkeit staatssozialistischer Strukturen bot diese Funktion aber auch Räume für den begrenzten Versuch, mehr universitäre Freiheiten zu gewinnen. Das zeigte sich im Aufbau einer von Parteiinstitutionen durchaus kritisch betrachteten multidisziplinären Friedensforschung; in der Einführung einer multidisziplinären Weiterbildung für Wissenschaftler, die als einzige in der DDR mit eigenem Programm nicht auf dem Parteilehrjahr beruhte; im Versuch einer Orientierung der gesellschaftswissenschaftlichen Forschung auf die Bearbeitung gesellschaftlicher Defizite; in der Veranstaltung ökumenischer Symposia zu zum Teil brisanten Themen; in der Förderung reformkritischer Projekte, besonders des Projekts „Moderne Sozialismustheorie“. Vom Februar 1990 bis Juni 1991 leitete ich das Institut für Interdisziplinäre Zivilisationsforschung, das aus dem reformkritischen Zusammenhang der am Projekt „Moderne Sozialismustheorie“ Beteiligten hervorgegangen war. Die Arbeit des Instituts war gerichtet auf die Erhellung der verfehlten Grundstrukturen des Staatssozialismus, auf die Kritik des Kapitalismus und auf die „Aufhebung“ der Evolutionspotenziale bürgerlicher Gesellschaften in linken Alternativen und an Umrissen eines demokratischen Sozialismus.Trotz positiver Evaluierung des Instituts wurde es als nicht passfähig zu den Strukturen politikwissenschaftlicher Institute der alten Bundesrepublik und angesichts der politischen Couleur der Beschäftigten am Institut nach anderthalb Jahren aufgelöst. (Siehe: „Nachwort über ein Institut“ In: Zwischen den Zeiten. Ein Jahrhundert verabschiedet sich. Hrsg. Brie/Klein, Hamburg 1992.) Gestützt auf die Arbeitsergebnisse des Projekts „Moderne Sozialismustheorie“ hielt ich auf dem Außerordentlichen Parteitag im Dezember 1989 das Referat zur Programmatik der SED/PDS. (Siehe: Außerordentlicher Parteitag der SED, Dezember 1989. Dieter Klein: Über die Neuformierung einer modernen sozialistischen Partei und ihren Beitrag für eine neue sozialistische Gesellschaft. Rede auf dem Parteitag am 16.12.1989.)

Nach heftigen Auseinandersetzungen über Verbleib an der Universität oder Abwicklung und mit Unterstützung in meinem Evaluierungsverfahren von Wissenschaftlern aus den alten Bundesländern, den USA, Frankreich, den Niederlanden und Österreich und von den Studierenden hatte ich seit 1990 den Lehrstuhl Ökonomische Grundlagen der Politik am Institut für Sozialwissenschaften der Humboldt-Universität bis zur Erimitierung 1997 inne und arbeitete mit Lehraufträgen dort bis 1999. Schon seit den frühen neunziger Jahren hatte ich ehrenamtlich in der späteren Rosa-Luxemburg-Stiftung mitgearbeitet, seit 2000 als Mitglied ihres Vorstandes. Seit dem Jahr 2000 leitete ich den Aufbau und die Arbeit der Zukunftskommission der Stiftung. Ende 2008 ging diese Aufgabe in jüngere Hände über, und ich übernahm die Herausgabe der aus der Zukunftskommission hervorgegangenen Publikationsreihe „einundzwanzig“. Die Arbeit an Zukunftsfragen in der Rosa-Luxemburg-Stiftung stand und steht in Wechselwirkung mit programmatischer Arbeit in der Linkspartei, mit der Mitwirkung in ihren Programmkommissionen an den bisher entstandenen Parteiprogrammen.

Aktuelle Vortragsthemen:

  • Analyse des neoliberalen Kapitalismus
  • Krisen des gegenwärtigen Kapitalismus
  • Mögliche Zukünfte: konservative oder sozialdemokratische Varianten
  • des Neoliberalismus; wohlfahrtsstaatlich–grüner und staatlich regulierter Kapitalismus; entzivilisierter Kapitalismus; emanzipatorische Alternativen, geöffnet zum demokratischen Sozialismus
  • Kritik des Kapitalreichtums. Wo verbleibt der anschwellende Reichtum? Persönlichkeitsentfaltung als der „wirkliche Reichtum“ der Gesellschaft
  • Ansätze einer sozialistischen Transformation
  • Was ist demokratischer Sozialismus?
  • Probleme in der Entwicklung der Programmatik der Partei DIE LINKE

Forschungsschwerpunkte

  • Ein früher Forschungsschwerpunkt nach 1989 war die Rückwirkung der Implosion des Staatssozialismus auf den Kapitalismus, dessen Entwicklung im zwanzigsten Jahrhundert doch in beachtlichem Maß von der Wechselwirkung der Systeme beeinflusst verlief.
  • Die Verarbeitung des Scheiterns der herkömmlichen kommunistischen Revolutionstheorie führte zu einem Herantasten an Konturen einer sozialistischen Transformationstheorie. Das bleibt weiter ein wichtiger Aspekt eigener wissenschaftlicher Arbeit im Rahmen der Institutsforschung (Link: »Brie/Chrapa/Klein: „Sozialismus als Tagesaufgabe«, Karl Dietz Verlag Berlin 2002)
  • Ein Schwerpunkt dabei ist die Arbeit an Vorstellungen über demokratischen Sozialismus als transformatorischer Prozess, der vor allem im 1. Zukunftsbericht der Rosa-Luxemburg-Stiftung einen Niederschlag fand. (Link: Klein (Hrsg.), 2003: »Leben statt gelebt werden«)
  • Die kritische Auseinandersetzung mit dem neoliberalen Kapitalismus ist eine anhaltende Aufgabe, die in zwei Buchpublikationen ihren Niederschlag fand: »Milliardäre – Kassenleere. Rätselhafter Verbleib des anschwellenden Reichtums« und »Krisenkapitalismus. Wohin es geht, wenn es so weitergeht«
  • Die künftige Forschung soll sich auf drei Eckpunkte emanzipatorischer Transformation konzentrieren:
    • Abwendung einer Klimakatastrophe als wichtiger Teil eines sozialökologischen Umbaus
    • nachhaltige Entwicklung anstelle profitdominierten Wachstums
    • das Öffentliche in alternativen Eigentumskonzepten

Publikationen

 

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