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Interviews und Arbeitsmaterialien

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December 2019

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Wieso machen wir linke Politik?

Diese Frage stelle ich mittlerweile auf fast jeder Organizing-Veranstaltung. Es treibt mich seit einem Jahrzehnt um, wieso wir das eigentlich alles machen: endlose Plena, Vorbereitungstreffen, Sitzungen, Aktionen und Kampagnen. Die Antworten sind so verschieden wie ähnlich. Wenig überraschend wollen linke Aktive die Welt verändern. Nur, und das ist die zweite und entscheidende Frage auf jeder Veranstaltung: Kommen wir unserem Ziel gegenwärtig näher? Können wir die Machtfrage von links in absehbarer Zeit stellen?

Es gibt einige Projekte linker Praxis, die momentan Erfolge feiern. Aber auch diese Beispiele sind (leider) vom großen Wurf weit entfernt. Das gesellschaftliche Klima verschiebt sich nicht nach links, auch wenn die Bedingungen für linke Erzählungen und Forderungen selten so günstig waren – schließlich sind große Teile der Bevölkerung mit zentralen sozialen und gesellschaftlichen Gegebenheiten unzufrieden. Die ausbleibenden linken Antworten führen dazu, dass es derzeit schwerfällt, politisch keine schlechte Laune zu bekommen.

Andererseits: Wann war es für linke Bewegungen jemals einfach? In der neueren Geschichte waren linke Bewegungen fast immer in der Rolle des David und sahen sich einem scheinbar übermächtigen Goliath gegenüber. Und dennoch haben sie manche Kämpfe gewonnen. Das wirft die Frage auf, die der US-amerikanische Gewerkschafter, Wissenschaftler und Organizing-Ausbilder der Obama-Wahlkampagne Marshall Ganz im Jahr 2005 so pointiert gestellt hat: «Why David sometimes wins?»

Seine Antwortsuche begibt sich in die Bereiche leadership, Organisation und Strategie und damit in genau die Bereiche, in denen die vielen Engagierten auch heute theoretisch und praktisch nach Möglichkeiten für linke Bewegungen suchen. Die jahrelange Aufbauarbeit verschiedener Gruppen und Organisationen sowie couragierte Sprünge ins kalte Organizing-Wasser zahlen sich aus. In Auseinandersetzungen um Betriebe, Städte und Parlamente erfreut sich Organizing – nicht zum ersten Mal in der Geschichte – einer großen Beliebtheit. Es sind die greifbaren Erfolge und die politische Vision, die Organizing erneut ins Scheinwerferlicht der progressiven Öffentlichkeit rücken.

Beim flüchtigen Blick auf erfolgreiches linkes Organizing bleiben jedoch die strategischen Überlegungen und die Systematik der Praxis der Organisationen, also genau das, was Organizing ausmacht, unsichtbar. Um sie ans Licht zu holen, sind in dieser Veröffentlichung strategische Gedanken und konkrete Arbeitsmaterialien verschiedener US-amerikanischer Organizer*innen zusammengetragen. Ich beziehe mich hauptsächlich auf Steve Hughes, Jon Liss, Jane McAlevey und Steve Williams, weil sie durch ihre strategischen Texte und ihre vielen Seminare in der BRD in hiesigen linken Bewegungen bekannt sind.

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Robert Maruschke arbeitet als Politikwissenschaftler und Organizer zum Zusammenhang von Community Organizing und sozialen Bewegungen. Er ist zudem Mitarbeiter der Bundesgeschäftsstelle der Partei DIE LINKE und unterstützt bundesweit Organizing-Projekte.