Publikation Geschlechterverhältnisse - Selber machen Feministisch, geschlechterreflektierend, queer?

Perspektiven aus der Praxis politischer Bildungsarbeit

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Reihe

Bildungsmaterialien

Herausgeber*innen

Silke Veth, Birgit zur Nieden,

Erschienen

August 2004

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Feministisch – Geschlechterrefl ektierend – Queer. Wie werden diese Begriffe heute in der politischen Bildungsarbeit gefüllt, diskutiert, praktiziert und weiterentwickelt? Am Anfang der vorliegenden Broschüre stand die Suche nach interessanten und aktuellen Antworten auf diese Frage in der Vielzahl bisher erschienener Artikel, Publikationen und Handreichungen zum Umgang mit dem Thema Geschlecht in der politischen Bildungsarbeit. Was wir vermissten, war ein Ansatz, der Geschlechterverhältnisse als schon immer mit anderen Machtverhältnissen verflochten denkt und versucht, dieses Herangehen methodisch umzusetzen.

Deshalb haben wir PraktikerInnen, die mit unterschiedlichen Methoden arbeiten, um das Geschlechterverhältnis als soziales Verhältnis in ihren Seminaren sichtbar werden zu lassen, nach ihren praktischen Erfahrungen sowie ihrem theoretischen Hintergrund befragt. Diese Broschüre soll somit auch neue Impulse für eine Diskussion über kritische Ansätze, Methoden und Begriffe unter linken politischen BildnerInnen liefern.

Der Text von Silke Veth und Birgit zur Nieden gibt einen Überblick über die historische Entwicklung und verschiedene Ansätze feministischer Bildungsarbeit und entwickelt programmatisch Grundsätze und Anforderungen für eine geschlechterrefl ektierende Bildungsarbeit. Er stellt zugleich eine Einleitung für die von uns ausgewählten Beiträge, die in unterschiedlicher Weise unsere Vorstellungen bereits umsetzen, dar.

Andrea Hapke beschreibt in ihrem Beitrag den Ansatz und die politische Bildungsarbeit mit und von Frauen aus Osteuropa, die das Ost-West-Europäische Frauennetzwerk OWEN Anfang der neunziger Jahre begann. Sie zeigt, wie darin ausgehend von den spezifi schen und zugleich unterschiedlichen Lebenserfahrungen von Frauen in ehemals realsozialistischen Gesellschaften Handlungsstrategien und neue Netzwerke entstehen. Susanne Jasper, Anja Willmann und Dorothee Wolf beschreiben am Beispiel eines Bildungsbereich, der dagegen
traditionell männerdominiert ist, Ideen und Methoden, wie Geschlechterverhältnisse in Seminaren der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit thematisiert werden können und welche Schwierigkeiten dabei lauern.

Maisha Eggers liefert eine Kritik der blinden Flecken weißer feministischer Bildungsarbeit und stellt mit dem Ansatz transkulturellen Arbeitens dar, wie diese zugunsten einer antioppressiven Herangehensweise zu verändern sind. Juliane Schmidts Beitrag zeigt anhand der Beschreibung der überarbeiteten Prämissen und Inhalte der Bausteine für eine nicht-rassistische Bildungsarbeit, wie Rassismus als soziales Verhältnis, in dem MigrantInnen als Subjekte angesprochen und Geschlechterverhältnisse strukturell verwoben sind, gedacht
werden kann.

Olaf Stuve entfaltet einen Ansatz queerer Bildungsarbeit: Durch die Infragestellung vermeintlich fester Identitäten und darauf begründeter Machtverhältnisse werden Verschiebungen in den Herrschaftsverhältnissen und »normalen« Sichtweisen (nicht nur) des Geschlechts möglich. Wie durch einen Bezug auf das Konzept queer heteronormative Strukturen in Gender Trainings kritisiert und überwunden werden können, zeigt Saskia Morell in ihrem Beitrag auf. Auch Mechthild Bereswill wirft einen kritischen Blick auf Konzeption und Praxis von
Gender Trainings und fragt, inwiefern durch einen Zuwachs individueller Genderkompetenzen gesellschaftliche Veränderungsprozesse angestoßen und manifeste Interessensgegensätze überwunden werden können.

Das Glossar soll helfen, sich einen Überblick über einschlägige Begriffen aus der Welt der Geschlechtersprache zu verschaffen. Über die Diskussionsbeiträge hinaus gibt die Vorstellung einiger Projekte, in und mit denen die AutorInnen arbeiten, einen kleinen Überblick über existierende Gruppen und Netzwerke in Deutschland. Für die weitere Beschäftigung mit dem Thema haben wir für uns relevante Literatur, Arbeitshilfen und Handbücher noch mal kompakt zusammengestellt.

Zum Schluss ein herzliches Dankeschön an alle AutorInnen für die produktive und geduldige Zusammenarbeit. Wir freuen uns über Anregungen und Kritik und hoffen auf anregende Diskussionen!

Birgit zur Nieden, Silke Veth
Berlin, August 2004