Nachricht | Geschichte - Erinnerungspolitik / Antifaschismus - Deutsche / Europäische Geschichte - Osteuropa Meine jüdischen Eltern, meine polnischen Eltern

Während der deutschen Okkupation Polens im 2. Weltkrieg konnten etwa 5.000 jüdische Kinder gerettet werden. Jahrzehnte später erzählen 15 von ihnen die erschütternde Geschichte ihres Lebens.

Die Ausstellung «Meine jüdischen Eltern, meine polnischen Eltern» wurde mit großem Erfolg erstmals im Frühjahr 2015 im Warschauer Museum zur Geschichte der polnischen Juden gezeigt. Seitdem hat sie an verschiedenen Orten in Polen und in anderen Ländern das Publikum in ihren Bann gezogen. Im Januar/Februar 2016 wurde sie in Berlin in der Rosa-Luxemburg-Stiftung erstmals in Deutschland öffentlich präsentiert. Jetzt ist sie ein weiteres Mal in Deutschland zu sehen – am 9. Januar 2018 wurde die Ausstellung im Landtag Brandenburg feierlich eröffnet.

Die Idee zur Ausstellung hatte Joanna Sobolewska-Pyz gehabt, die Vorsitzende des Vereins «Kinder des Holocaust» in Polen, die davon überzeugt gewesen war, dass sich das engagierte öffentliche Wirken des Vereins auch auf diese Weise unterstützen lasse. Mit künstlerischer Meisterschaft wurde verdichtend dem Schicksal von fünfzehn Überlebenden der Judenvernichtung im okkupierten Polen nachgespürt, die allesamt als kleine Kinder aus den Ghettos gerettet worden waren. Ihre jüdischen Eltern hatten in der barbarischen Situation, um das junge Leben zu retten, keinen anderen Ausweg mehr gesehen, als sich von ihren kleinen Töchtern und Söhnen zu trennen. Rettung bedeutete in vielen Fällen, wenn die kleinen Kinder in einer polnischen Familie unterkommen konnten. Vieles über die abenteuerlichen Wege der Rettung ist heute in verschiedener Form nachzuverfolgen – die Ausstellungsbilder aber ergreifen den Betrachter, drücken ihm ihre Art von nun gespeicherter historischer Geduld auf und lassen ihn kaum mehr los.

Joanna Sobolewska-Pyz, die zur Ausstellungseröffnung nach Potsdam gekommen war, verwies auf einen Vergleich, mit dem die ganze Dramatik im besetzten Polen schlagartig vor Augen geführt wird: Im polnischen Widerstand wurde gerne kolportiert, dass es leichter sei, einen Panzer unter einem Teppich zu verstecken, als ein jüdisches Kind in einer die Sicherheit bedeutenden polnischen Familie unterzubringen. Zugleich verwies Joanna Sobolewska-Pyz auf die Rolle von Irena Sendlerowa, einer polnischen Krankenschwester, die im polnischen Untergrund führend an der Rettung von über 2.500 Kindern beteiligt gewesen war. Und stolz zeigte sie den Anwesenden den Ehrentitel «Gerechte unter den Völkern», der ihren polnischen Eltern zuerkannt wurde.

Die Ausstellung wurde im Auftrag der Landtagspräsidentin von Marco Büchel (MdL, Die LINKE, Vorsitzender des Europaausschusses) eröffnet. Zur Eröffnung sprach Dagmar Enkelmann, die Vorsitzende der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Beide RednerInnen strichen ausdrücklich den hohen Wert der Ausstellung für die deutsch-polnische Verständigung heraus. Unter den zahlreichen Gästen der Eröffnungsveranstaltung waren auch Diana Golze, Sozialministerin des Landes Brandenburg, Hermann Simon, von 1988 bis 2015 Direktor der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum, sowie Winfried Junge, bekannt vor allem durch die Langzeitdokumentation «Die Kinder von Golzow». Für die musikalische Untermalung sorgte die Gruppe «manifest» aus Potsdam, die jiddische Lieder aus der Ghettozeit aufführte.

Die Ausstellung im Brandenburger Landtag ist bis zum 5. April 2018 geöffnet.

Mehr zur Eröffnung der Ausstellung am 9. Januar 2018: