3. Mai 2019 Diskussion/Vortrag The Machine Gun Preacher

Sam Childers, der Krieg im Sudan und das Hilfsprojekt »Angels of East Africa«

Information

Veranstaltungsort

Kontext – Zentrum für urbane Kultur
Welfenstraße 1b
65189 Wiesbaden

Zeit

03.05.2019, 19:30 - 21:30 Uhr

Themenbereiche

Ostafrika

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In einem früheren Leben war Sam Childers ein drogensüchtiger Krimineller. Heute engagiert sich der als »Machine Gun Preacher« bekannte Amerikaner in Ostafrika für Waisenkinder.

In seinem Vortrag wird Childers von seinem Projekt »Angels of East Africa« und der gegenwärtigen Situation im Sudan und Südsudan berichten. Anschließend stellt sich der umstrittene und streitbare »Prediger« den Fragen des Publikums.

Der 1962 in North Dakota geborene Sam Childers kommt bereits als Jugendlicher in Kontakt mit Drogen. Bis Anfang der Neunzigerjahre ist er dann aktiver Teil der Halb- und Unterwelt: Er schließt sich der Rockerszene an, handelt im großen Stil mit Drogen („Ich dealte nicht mit ein paar Pfund, sondern mit ganzen Wagenladungen“) und wird schließlich selbst schwer heroinabhängig.

Doch 1992 ändert er sich und sein Leben radikal: Nachdem er in Notwehr beinahe einen Menschen tötete, nimmt er an einer Massenevangelisation der pfingstlerischen „Assemblies of God“ teil, bekennt sich zum christlichen Glauben und geht als selbstständiger Bauhandwerker von nun an einer geregelten Arbeit nach.

1998 macht er dann eine weitere Erfahrung, die seinem Leben erneut eine Wende geben sollte: Im Rahmen eines Hilfsprojekts reist er erstmals in den Sudan. Während dieser und vieler anschließender Reisen wird Childers Zeuge der Gräuel, die dort von der LRA verübt werden. Die „Lord’s Resistance Army“ ist eine christlich-indigene, paramilitärische Organisation. Die 2005 von einem UNO-Vertreter als „wohl brutalste Rebellengruppe der Welt“ bezeichnete LRA hat nach Schätzungen der Vereinten Nationen über 100 000 Menschen getötet und zwischen 60 000 und 100 000 Kinder entführt, von denen viele als Soldaten eingesetzt wurden. Ihr Gründer Joseph Kony wird bis heute vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit gesucht.

Sam Childers beschließt, den vielen Waisen im vom Bürgerkrieg gespaltenen Land zu helfen. Zusammen mit seiner damaligen Frau Lynn gründet er das Projekt „Angels of East Africa“ und errichtet ein Waisenhaus, in dem die Kinder ernährt werden und Schulunterricht erhalten.

2011 wird sein außergewöhnliches Leben von Hollywood entdeckt und mit Gerard Butler in der Hauptrolle verfilmt, zwei Jahre später erhält er als bislang einziger Amerikaner den „Mother Teresa International Award for Social Justice“. Doch weil Sam Childers und seine Sicherheitsfirma mit den Streitkräften des Südsudan kooperieren und mitunter auch Waffen einsetzen, um Kinder aus den umkämpften Gebieten zu retten, ist der „Machine Gun Preacher“ nicht nur einer der bekanntesten „Prediger“ weltweit, sondern auch einer der umstrittensten.

In seinem Vortrag wird Sam Childers von der mitunter undurchsichtigen politischen Lage in Ostafrika und seinem Hilfsprojekt berichten. Im Anschluss daran besteht die Möglichkeit, mit dem streitbaren Amerikaner zu diskutieren: Über die Situation in einer von Krisen zerrütteten Region – und über schwierige moralische Fragen, auf die es keine einfachen Antworten gibt.

Sam Childers (2012): Machine Gun Preacher: Die wahre Geschichte eines Predigers, der bis zum Äußersten geht, um Kinder zu retten. 256 Seiten, Gerth Medien, ISBN 978-3865917430, 9,99 Euro.

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