4. März 2019 Film Alle meine Mädchen

REIHE: L///OST///TRACES - Verlorene Spuren - Filme der DEFA 1980-1990

Information

Veranstaltungsort

Mediencafé “m54”, AJZ
Chemnitztalstraße 54
09114 Chemnitz

Zeit

04.03.2019, 21:00 - 23:00 Uhr

Themenbereiche

Deutsche / Europäische Geschichte, Kunst / Performance

Zugeordnete Dateien

Eine Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen in Kooperation mit dem AJZ Chemnitz

Urbane Konflikte um die Gestaltung der Großstadt, Debatten um Subversionsstrategien im Pop, die Verteidigung nichtheteronomative Lebensentwürfe, die Blüte der Hackerkultur -
Allesamt Themengebiete, die das heutige politische Denken und die öffentlichen Debatten mitbestimmen.
Nicht nur Spuren dieser Debatten finden sich interessanterweise in den späten Produktionen der DDR-Filmfirma DEFA. Ende der 80er Jahre spielten sich in der Kultur- und Filmszene vorrevolutionäre Prozesse ab - kein kulturpolitisch initiiertes Tauwetter wie Anfang der 60er oder 70er Jahre, sondern ganz offenbar Teil weltweiter kultureller und wirtschaftlicher Transformationsprozesse. Der Schockabsorber der DDR-Zensur war ausgefallen und so setzten Ende der 80er Jahre die Regisseur*innen und Autor*innen der DEFA Konflikte um Identität, Sexualität, Ökonomie, Technik und Urbanität in Spielfilmlänge auf die Agenda.
Nationale Leit-Erzählung in Deutschland ist die von polit-ökonomischem Zusammenbruch der DDR und Einheit 1989/90. Das Bewußtsein viel tiefgreifenderer Konflikte, deren Teil auch der Niedergang des DDR-Modells war, und die dabei wirksamen Potentiale werden von einer nationalen Erzählung einplaniert, die Spuren eingeebnet. Die oben erwähnten Phänomene in der DDR zu verorten, erscheint deshalb fatalerweise als Kuriosität. Höchste Zeit nochmal nachzuschauen, wie die Postmoderne zwischen Fichtelberg und Kap Arkona einschlug.

Ralf Päschke, Regiestudent an der Filmhochschule, will einen Film über eine Frauenbrigade im Berliner Glühlampenwerk NARVA drehen. Die fünf Mädchen um die souveräne Meisterin Boltzin, die er kennenlernt, sind ein ausgezeichnetes Arbeitskollektiv, doch er merkt bald, daß es unter der Oberfläche Probleme und Spannungen gibt. Besonders gegenüber Kerstin existieren Vorbehalte. Sie ist Abiturientin, wegen Diebstahls vorbestraft und zur Bewährung in der Brigade. Zu einer heftigen Auseinandersetzung mit der Meisterin kommt es, als die Mädchen entdecken, daß sie über die Disziplinverstöße der einzelnen Buch führt. Die Meisterin wird mit einem Nervenzusammenbruch ins Krankenhaus eingeliefert. Und Kerstin verläßt die Brigade, als Geld verschwindet und man sie der Tat verdächtigt. Auch von Ralf, der Kerstin sehr mag und der Brigade inzwischen fest verbunden ist, wird sie enttäuscht.

Iris Gusner studierte an der Filmhochschule Moskau/WGIK/ Regie und bekam ihre beiden Töchter während des Studiums. Sie arbeitete im DEFA-Spielfilmstudio als Regisseurin, bis sie im Sommer 1989 die DDR verließ und nach Köln ging. Filme u.a. «Alle meine Mädchen», «Wäre die Erde nicht rund», «Kaskade rückwärts», «ich liebe dich – April! April!»

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