Nachricht | Erinnerungspolitik / Antifaschismus - Parteien- / Bewegungsgeschichte - GK Geschichte Zwischen Utopie und Gegenrevolution - Emmy und Werner Scholem

Zwei Biographien des 20. Jahrhunderts im Filmporträt

Am 29. Dezember 1895, vor mittlerweile 120 Jahren, wurde in Berlin der KPD-Politiker und Reichstagsabgeordnete Werner Scholem geboren. Vor 75 Jahren, am 17. Juli 1940, wurde er als Kommunist und Jude im KZ-Buchenwald von einem SS-Mann erschossen. Sein Bruder Gershom Scholem hatte jahrelang vergeblich versucht, ihm mit einem Visum nach Palästina die Ausreise zu ermöglichen, in Briefen mit Walter Benjamin tauschte er sich über das Schicksal des Bruders aus. Doch alle Bemühungen blieben vergeblich.

Werner Scholem überlebte das Lager nicht, doch seine Ehefrau Emmy und die beiden Töchter entkamen durch eine abenteuerliche Flucht ins englischen Exil, die Geschichte des verlorenen Ehemanns und Vaters prägte auch die folgenden Jahrzehnte ihres Lebens. Renee Goddard, die 1923 geborene zweite Tochter Werner Scholems, kehrte 2011 anläßlich einer Ausstellung über das Leben ihrer Eltern nach Deutschland zurück.

In Hannover, wo sie bis 1934 bei den Großeltern gelebt hatte, berichtete sie über die Vertreibung aus Deutschland, ein neues Leben in England und jenen schicksalhaften Tag im April 1933, als der Vater vor ihren Augen verhaftet wurde.

Der Regisseur Niels Bolbrinker verarbeitete ihren bewegenden Bericht zu einem kurzen Dokumentarfilm, angereichert durch einen Kommentar des Historikers und Scholem-Biographen Ralf Hoffrogge, bebildert mit Fotos aus dem Familienarchiv. Nach einigen Vorführungen im Rahmen von Vorträgen und Veranstaltungen ist dieser Film nun als Online-Version frei zugänglich, im deutschen Original mit englischen Untertiteln.

Zur Biographie Werner Scholems: http://www.rosalux.de/news/40609

Bericht zur Filmpremiere im September 2014 in Berlin: http://www.rosalux.de/event/51238