Nachricht | GK Geschichte »Abschied nach 22 Jahren«

Die »Sozial.Geschichte«, Zeitschrift für historische Analyse des 20. und 21. Jahrhunderts - hrsg. von der Stiftung für Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts - stellt ihre Printausgabe ein. Lesen Sie mehr im Editoral 22/2007:

Liebe Leserin, lieber Leser,

mit dieser Ausgabe wird unsere Zeitschrift ihr Erscheinen als Printmedium einstellen. Die Sozial.Geschichte, Neue Folge der 1999, wird sich jedoch nicht vollständig aus der geschichtswissenschaftlichen Publizistik zurückziehen. Sie wird im kommenden Jahr unter veränderten strukturellen und redaktionellen Bedingungen als Netzzeitschrift Sozial.Geschichte Online einen neuen Anlauf versuchen. Aber eine Druckfassung wird es auf absehbare Zeit nicht mehr geben.

Diese Entscheidung markiert eine folgenreiche Zäsur am Ende des 22. Jahrgangs. Strukturelle oder konzeptionelle Veränderungen und damit einhergehende redaktionelle Umbesetzungen hat es in der Geschichte unserer Zeitschrift schon mehrfach gegeben, und nicht immer haben wir in den vergangenen zwei Jahrzehnten darüber berichtet. Aber diesmal ist die Entscheidung besonders gravierend und deshalb möchten wir sie Ihnen gegenüber begründen.

I.

Eine erste Ursache ist nahe liegend und sicher auch leicht nachvollziehbar: Gedruckte wissenschaftliche Zeitschriften haben es zunehmend schwer, sich gegen die aktuellen Trends der Kommunikationstechnologie zu behaupten. Die Zahl derjenigen, die die neuen Ausgaben zur Kenntnis nehmen und mehr oder weniger vollständig durcharbeiten, ist angesichts der raschen und leichten Verfügbarkeit des digitalisierten Wissens weltweit gesunken. Man ist nun "sein eigener Herr" und kann sich zu jeder erdenklichen Thematik innerhalb kürzester Zeit in den Suchmaschinen des Internet informieren. Und wenn die jeweilige Zeitschrift dazu etwas beigetragen hat, dann wird das Ergebnis im Menü des digitalisierten Wissens auftauchen. Warum soll man angesichts dieser ernormen - durchaus positiven - neuen Möglichkeiten noch eine Buchhandlung aufsuchen, in eine Bibliothek gehen oder gar Abonnent sein?

Hier macht unsere Zeitschrift keine Ausnahme. Ihre Präsenz in den Buchhandlungen, Bibliotheken und Studierstuben ist in den vergangenen Jahren unaufhaltsam zurückgegangen. Alle Versuche, dagegen zu steuern, erwiesen sich als vergeblich: So etwa die zu Beginn des Jahrs 1998 getroffene - und 2003 wieder teilweise revidierte - Entscheidung, nur noch zweimalig pro Jahrgang zu erscheinen; aber auch die weit reichenden Reorganisationsmaßnahmen seit 2003, als wir versuchten, die Zeitschrift wieder stärker auf ein breiteres Leserpublikum zu fokussieren und zugleich effizienter in der geschichtswissenschaftlichen Szene zu verankern. Es hat wenig genutzt. Das Missverhältnis zwischen dem editorisch-redaktionellen Aufwand und den Abonnements- und Verkaufszahlen wurde für uns inakzeptabel. Für diese Einschätzung war übrigens das Jahr für Jahr aufzubringende Zeitvolumen entscheidend und nicht etwa - wie vielfach vermutet - die Finanzierungsfrage.

Es gibt aber auch Gründe, die tiefer liegen und durch den Umbruch zur universellen digitalen Verfügbarkeit des Wissens nur kaschiert werden. ...

Fortsetzung siehe Link:

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