Nachricht | Operaismus und Geschichtswissenschaft

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Die stärkste Verbindung in die Geschichtswissenschaft erreichte der Operaismus im Italien der 1970er Jahre, als militante HistorikerInnen die militante Untersuchung nicht nur auf die damals stattfindenden Kämpfe von ArbeiterInnen und anderen anwandten, sondern auch auf die Geschichte der ArbeiterInnenbewegung selbst.

Sie thematisierten die Existenz einer "anderen Arbeiterbewegung" (so auch der Titel des 1974 erstmals erschienenen und sehr wichtigen Buches von Karl Heinz Roth) die jenseits der männlichen, weissen, sesshaften, parteiförmig organisierten Arbeiterbewegung existierte und kämpfte. Sie wagten sogar die These, dass die "Facharbeiteraristokratie" in den beiden Arbeiterparteien diese Kämpfe benutzte und sie gleichzeitig pazifiziere, sie dem Widerstand der unorganisierten ArbeiterInnen gegen die Arbeit mit Repression und Integration begegneten.

In der DDR-Geschichtswissenschaft gab keine Rezeption des Operaismus. In Westdeutschland wurden die Thesen des Operaismus in den 1970er von einigen Militanten im Umfeld der Zeitschriften Autonomie und AUTONOMIE (NEUE FOLGE) diskutiert und auf die Geschichte der ArbeiterInnenkämpfe in Deutschland angewandt. Bedeutung im akademischen Feld erreichte die Geschichtswissenschaft mit operaistischen Wurzeln erst in den 1980er Jahren, als HistorikerInnen wie Götz Aly, Susanne Heim oder Karl Heinz Roth den Zusammenhang von Modernität und Vernichtung erforschten, Mitte der 1980er Jahre das Konzept der Täterforschung entwickelten und drittens z.B. Dokumente zur Entnazifizierung und Zerschlagung der deutschen Banken oder der I.G. Farben publizierten. Als weitere Autoren sind hier Erhard Lucas und Ahlrich Meyer zu nennen.

Als organisierendes Zentrum kann die von 1986 bis 1998 in Hamburg, danach in Bremen angesiedelte Stiftung für Sozialgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts mit ihrer Zeitschrift angesehen werden, als weitere Zeitschrift sind gleichrangig die ersten fünfzehn Bände der seit 1985 erscheinenden Beiträge zur Geschichte des Nationalsozialismus anzuführen.

So hat die von den Debatten in Italien inspirierte Geschichtswissenschaft Auswirkungen auf die Geschichtsschreibung zum Nationalsozialismus, auf die Wirtschaftsgeschichte und bis hinein in die Alltagsgeschichte generiert.

Nachbemerkung

Mit der anhängenden Materialsammlung wird die Regel für die Literaturlisten etwas durchbrochen. Sie dienen vor allem der Einführung und der Vorstellung der relevanten und für eine kritische Perspektive nützlichen Werke. Dem dient die Liste zu Geschichtswissenschaft und Operaismus.

Die zweite Liste, "Materialsammlung Operaismus" erhebt zwar keinen Anspruch auf Vollständigkeit, enthält aber nahezu alle bekannten Titel zum Operaismus und seiner Rezeption in deutscher Sprache.