Am Vorabend des 62. Jahrestages der bedingunslosen Kapitulation Hitlerdeutschlands luden das Moskauer Büro der Rosa-Luxemburg-Stiftung und das Krasnogorsker Memorialmuseum deutscher Antifaschisten zu einer Diskussionsrunde ganz besonderer Art: „Kriegsgefangen: Deutsche Kriegsgefangene in der Sowjetunion 1941-1956“. Gekommen waren gut fünfzig Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie an der Thematik interessierte Bürgerinnen und Bürger, darunter viele junge Leute. Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen zwei Publikationen: eine taufrische Fotodokumentation, zusammengestellt aus den umfangreichen Beständen des Krasnogorsker Museums, sowie die unter dem Titel „Erzwungene Landung“ im vergangenen Jahr in Russland verlegten Lebenserinnerungen des ehemaligen deutschen Jagdfliegers und Kriegsgefangenen Claus Fritzsche. „Das Schicksal der sowjetischen Kriegsgefangenen in Deutschland“, so die Herausgeberin und wissenschaftliche Direktorin des Museums, Irina Kusmitschowa, „war Teil der von den Nationalsozialisten praktizierten Vernichtungspolitik. Doch auch für Millionen Deutsche wurde die Kriegsgefangenschaft in der Sowjetunion zu einem traumatischen Erlebnis...“ Daran zu erinnern, sei ein ganz wesentlicher Aspekt des laufenden Aussöhnungsprozesses zwischen Russen und Deutschen, mahnte Arkadi Krupennikow, selbst Kriegsteilnehmer und langjähriger Direktor in Krasnogorsk. Und der ehemalige Kriegsfreiwillige Claus Fritzsche, abgeschossen über dem Kaspischen Meer Ende Juni 1943 nach nur einer Woche Fronteinsatz, ergänzte mit Tränen in den Augen: „Ich habe in der Gefangenschaft sowohl physisch als auch psychisch nicht wenig gelitten. Dennoch bin ich reich an Lebenserfahrung und fachlichem Wissen in die Heimat zurückgekehrt. Dafür habe ich in Russland einen Teil meines Herzens zurückgelassen...“
Nachricht | International / Transnational - Europa Geschichtsstunde am Vorabend des 8. Mai
Eine Veranstaltung des Moskauer RLS-Büros erinnerte an russische und deutsche Erfahrungen in der Kriegsgefangenschaft.