Unter dem Motto »Eine offene Gesellschaft braucht offene Kommunikation« wird das Partnerprojekt »PONS« (Brücke) fortgesetzt, mit dem die RLS bereits seit 2002 zusammenarbeitet. In enger Kooperation mit Schulen trägt das Projekt durch Workshops und Seminare zum Abbau von Vorurteilen zwischen Bosniern und Serben und zu mehr demokratischem Miteinander bei.
Auch zwölf Jahre nach Kriegsende stehen sich die damals auf verschiedenen Fronten kämpfenden Menschen mit Skepsis und Misstrauen gegenüber.
Administrativ besteht das Land faktisch aus zwei Teilstaaten – der Republika Srpska, in der überwiegend bosnische Serben leben, die meist auch der serbisch-orthodoxen Kirche angehören und der bosnisch-kroatischen Föderation, in der sowohl Bosnier muslimischen Glaubens als auch katholische Kroaten leben.
Drei Nationalitäten – drei Religionen
Ausreichend Platz für Vorurteile, Misstrauen, Zurückhaltung und Abgrenzung gegenüber den jeweils „Anderen“. Seit dem Friedensabkommen in Dayton, dass den Krieg zwischen diesen drei Gruppen 1995 beendete, sind gerade einmal 12 Jahre vergangen. Zu wenig Zeit, um die Wunden wirklich heilen zu lassen.
Die derzeit gezogenen innerstaatlichen Grenzen bilden gleichzeitig die Trennlinien zwischen den Nationalitäten. Lebten früher alle neben- und miteinander, so sind heute die Landstriche meist durch Vertreibung, Flucht und Rückzug äußerst homogen besiedelt. Kontakte zu den jeweils Anderen sind im Alltag nicht selbstverständlich. Die Chance auf ein gegenseitiges Kennen lernen ist relativ gering.
»In der Jugend liegt unsere Chance« ist sich Projektleiterin Slavica Kokoruš sicher.
»Wenn wir es schaffen, die meist bereits von den Eltern an ihre Kinder weitergegebenen Urteile zu relativieren und den jungen Menschen die Möglichkeit geben – sich ihre eigenen Urteile zu bilden in dem sie sich treffen können, haben wir schon den ersten Schritt in eine friedlichere Zukunft getan.« Deshalb setzt PONS den Focus in der Projektarbeit auf das Miteinander. In Ostbosnien entlang der Grenze zwischen Republika Srbska und bosnisch-kroatischer Föderation bringen sie Menschen zusammen. Eltern, Lehrer, Schüler.
So wurden auch zu Beginn der neuen Projektlaufzeit 8 Schulen ausgewählt (jeweils 4 aus Republik und Föderation), die für die nächsten drei Jahre kooperieren wollen.
Gemeinsam werden Seminare zu verschiedenen Themen angeboten, gegenseitige Schulbesuche organisiert, Schulräte an den jeweiligen Schulen initiiert. Im ersten Seminar in der neuen Projektlaufzeit beispielsweise wurde 9 Tage im Rahmen eines »Alternativen zu Gewalt« - Programms zu Themen wie gewaltfreier Kommunikation, aktives Zuhören, Teamarbeit, Gewalt und Vorurteile gearbeitet. Die gewonnen Kenntnisse der Teilnehmer sollen jetzt in die alltägliche Weiterarbeit in den Schulen einfließen.
Schüler bestätigen die Arbeit von PONS
»Die Idee ist wirklich super, weil wir auf diese Art und Weise sehen können, dass wir alle gleich sind und gut miteinander auskommen können – ohne Hass und Klagen.«
»Es wäre toll, wenn es viel mehr Möglichkeiten für uns gebe, sich zu treffen, um die bestehenden Spannungen zwischen uns abbauen zu können.«
»Es sollte viel mehr solcher Treffen geben, dann könnten wir engere Freundschaften schließen und das Leben wäre viel freundlicher.« Das sind nur einige Aussagen von Schülern und Schülerinnen die während einer kürzlich zurückliegenden Evaluation gesammelt wurden.
Aber auch Sätze wie »die Beziehungen zwischen uns sind furchtbar – jeder geht auf seine eigene Seite während der Treffen – und es sieht nicht so aus, als würden wir uns wirklich kennen lernen wollen« bestätigen, dass Bosnien noch weit davon entfernt ist, eine heile Welt zu sein und das Projekt weiterhin externe Unterstützung benötigt.
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