Nachricht | Europa Stolpersteine auf dem Weg ins Berufsleben

Eine Tagung der russischen Akademie für Arbeit und soziale Beziehungen analysierte Chancen und Schwierigkeiten für junge Menschen beim Einstieg in den Arbeitsmarkt aus internationaler Perspektive.

»Jugend auf dem Arbeitsmarkt unter den Bedingungen der Globalisierung: sozial-ökonomische und rechtliche Probleme.«

Unter diesem Titel diskutierten Anfang März in Moskau junge Menschen aus Russland, Moldawien, Bulgarien, Weißrussland, Ukraine, Vietnam, China und Japan. Aus Deutschland nahmen zwei Stipendiaten und eine Stipendiatin des Studienwerkes der Rosa-Luxemburg-Stiftung teil.

In drei verschiedenen Sektionen wurden sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern herausgearbeitet. So wird die „Generation Praktikum“ nicht nur in Deutschland schlecht bezahlt und unsicher beschäftigt, sondern ist auch in den bereits genannten Ländern ein weit verbreitetes Phänomen. Beschäftigungsverhältnisse von jungen Arbeit­nehmerInnen in der Region sind meist geprägt von schlechten Löhnen, geringem Urlaubsanspruch, spärlichem rechtlichen Schutz, und der Zuteilung von Aufgaben für welche die ArbeitnehmerInnen überqualifiziert sind. Damit verbunden ist das Problem von „Vorurteilen“ bzw. „Stereotypen“ gegenüber jungen ArbeitnehmerInnen. Die Jugend wurde nicht nur früher als unbeständige, idealistische, aufmüpfige oder anspruchslose Masse betrachtet. Auch heute sind junge Beschäftigte oftmals unterbezahlt, stehen Potenziale von Bewerbern und angebotenes Arbeitgebergehalt nicht im Einklang. Dies ist in Russland bzw. Osteuropa besonders problematisch, da dort schon sehr früh, parallel zum Einstieg in das Berufsleben eine Familie gegründet wird.

Gewerkschaften könnten diesem Image entgegenwirken, haben jedoch im Raum der ehemaligen Sowjetunion, ähnlich wie in Deutschland einen schlechtes Image, so dass sie junge ArbeitnehmerInnen oder ArbeitgeberInnen oft nicht erreichen.

Ebenso ist die Diskrepanz zwischen während des Studiums/der Ausbildung vermittelten Kenntnissen und tatsächlichen Anforderungen des Arbeitsmarktes nicht nur ein deutsches Phänomen, sondern wurde in verschiedenen Länderbeiträgen skizziert.

Ernüchternd ist auch die Erkenntnis, dass in Osteuropa zunehmend pragmatische Gründe und hoher ökonomischer Druck die Richtung für die Berufswahl vorgeben. Eine vorgestellte Studie aus Wladimir ergab, dass 30% der jungen ArbeitnehmerInnen unzufrieden mit ihrer Ausbildung seien und 50% nicht im Beruf arbeiteten, den sie gelernt haben.

Da die Zeit für die Erarbeitung von Ansätzen einer gemeinsamen Strategie zur Verbesserung der derzeitigen Arbeitsmarktbedingungen für Berufseinsteiger nicht reichte, hängt es jetzt vom Engagement der einzelnen TeilnehmerInnen der Konferenz ab, in wie weit die gewonnenen Erkenntnisse und Kontakte für zukünftige Aktivitäten genutzt werden.