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Ein Kolloquium in Dakar ehrte Senegals wichtigsten Philosophen

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Diagne in der Universität in Dakar, Foto: Bruno Sonko

Auf Einladung der Senegalesischen Philosophischen Gesellschaft und mit Unterstützung der Rosa-Luxemburg-Stiftung Westafrika (www.rosalux.sn), der Fondation Gabriel Peri und weiterer nationaler und internationaler Partner hatten sich vom 20. bis 22. Dezember 2017 mehr als 20 PhilosophInnen aus Afrika, Europa und Amerika in Dakar eingefunden, um das Lebenswerk von Souleymane Bashir Diagne zu ehren.

Diagne unterrichtet seit vielen Jahren an der Columbia Universität in New York Philosophie, blieb aber seiner senegalesischen Heimat immer persönlich und wissenschaftlich verbunden. Weggefährten aus seiner Jugend erinnerten während des Seminars an seine Zeit als Student in Paris, wo er bei Althusser und Derrida studierte, und als junger Wissenschaftler an der Universität von Dakar, aber auch an die fußballerischen Leistungen als Schüler.

Souleymane Bashir Diagne hat sich in seinen Arbeiten immer wieder mit Senegals erstem Präsidenten Leopold Sedar Senghor und seiner Philosophie der Negritude, die er zusammen mit Aimé Césaire und anderen Vertretern entworfen hat, beschäftigt. Für Diagne bleibt die Philosophie Senghors weiter aktuell. Senghor sei, so Diagne, nach Ende des Kommunismus mit seinem „afrikanischen Sozialismus“ ein lebendiger Widerpart zum Diktat der globalisierten Marktgesellschaft, den es neu zu entdecken gilt.  Auch sei die Negritude, so Diagne in seinen zahlreichen Texten und Interviews, keineswegs, wie viele Kritiker meinen, essentialistisch. Senghors philosophische Ideen passen in unsere Zeit, wo die Kreolisierung der Kultur durch die Globalisierung nicht geleugnet werden kann, denn Senghor setzte sich mit der Hybridität der Kultur durchaus auseinander, ganz anders als die Neonationalisten unserer Zeit, welche die kulturelle Identität der Nationen beschwören.

In den letzten Jahren hat sich der gläubige Moslem Diagne mit dem Verhältnis von Islam und Philosophie auseinandergesetzt. 2008 erschien sein Buch Comment philosopher en islam und 2016 Ma vie en islam. Diagnes Ausgangspunkt ist die wegen der terroristischen Attentate geführte Debatte um die „gewalttätige Seite“ des Islam. In seinen Schriften zeichnet er die lange Tradition der Philosophie in der islamischen Welt und ihre Verbindungen zur Philosophie der Griechen nach. Vor allem aber wendet sich Diagne mit seiner historisierenden Herangehensweise gegen populäre Parolen, wonach der Islam nicht mit der säkularen Demokratie vereinbar sei, und zeigt, dass es, wie auch im Katholizismus oder anderen Religionen, durchaus in der islamischen Welt (philosophische) Bewegungen gibt, auf denen sich eine Vereinbarkeit von Demokratie und Islam gründen lässt.    

Die Rosa-Luxemburg-Stiftung Westafrika unterstützte das dreitägige Kolloquium im Rahmen des laufenden Programms Jugend und Politik. Souleyman Bashir Diagne ist mit seinen wissenschaftlichen Leistungen und politischen Interventionen ein wichtiges Vorbild für viele junge Menschen im Senegal. Die Veranstalter waren daher sehr erfreut, dass unter den 200 BesucherInnen, die zur Veranstaltung auf den Campus der Universität Dakar kamen, viele junge StudentInnen waren.

Weitere Informationen:

https://fr.wikipedia.org/wiki/Souleymane_Bachir_Diagne

http://www.lemonde.fr/afrique/video/2016/11/07/souleymane-bachir-diagne-l-injonction-faite-aux-etudiants-d-entreprendre-est-un-mirage_5026722_3212.html

https://www.youtube.com/watch?v=2BObIpaS_9w

https://www.youtube.com/watch?v=krrVqywLEFw

http://www.igfm.sn/pr-souleymane-bachir-diagne-la-pensee-de-senghor-reste-actuelle/