Publikation Kapitalismusanalyse - Globalisierung - Westeuropa - Europa solidarisch Chance vertan

Zehn Jahre Finanzkrise und Regulierung der Finanzmärkte – Eine Bilanz. Analyse von Axel Troost und Rainald Ötsch

Information

Reihe

Analysen (Archiv)

Autor*innen

Axel Troost, Rainald Ötsch,

Erschienen

August 2018

Bestellhinweis

Nur online verfügbar

Zugehörige Dateien

Die Pleite der US-Bank Lehman Brothers am 15. September 2008 markierte den Höhepunkt der weltweiten Finanzkrise, die im Anschluss vollends auf deutsche Banken übergriff. Nur durch milliardenschwere Bankenrettungsschirme und Konjunkturprogramme konnte ein Absturz der Weltwirtschaft verhindert werden. Während bei öffentlichen Leistungen seit Jahren der Mangel regiert und Zukunftsaufgaben wie Bildung oder Umwelt- und Klimaschutz viel zu kurz kommen, waren plötzlich Unsummen vorhanden, um Banken zu stützen, die von hochbezahlten Manager_innen mit spekulativen Geschäften gegen die Wand gefahren worden waren.

Nachdem sich der Rauch über den Trümmern etwas gelichtet hatte, schworen die Regierenden, eine solche Rettungsaktion dürfe sich nie wiederholen. «Kein Markt, kein Produkt, kein Akteur» sollten künftig unreguliert bleiben, so die Erklärung der G20, deren Regulierungsagenda in den folgenden Jahren den Kern der Neuordnung der Finanzmärkte bildete. Weltweit wurde sich bemüht, das Finanzsystem widerstandsfähiger zu machen, Systemrelevanz anzugehen, effektive Abwicklungsmechanismen einzurichten, die Aufsicht zu verbessern, die Derivatemärkte zu reformieren und den Schattenbankensektor unter Kontrolle zu bringen.

Letztlich wurden viele Maßnahmen aber nur halbherzig angegangen, bei der Umsetzung verwässert oder scheiterten ganz. Noch immer wabern täglich Unsummen über die Finanzmärkte, schwanken Kurse zwischen Boom und Crash und bahnen sich große Geldströme durch dunkle Kanäle ihren Weg. Noch immer sind viele Banken zu groß, zu verflochten und zu komplex, um sie systemschonend abwickeln zu können. Noch immer sind Regulierer und Aufseher damit überfordert, ihrer Kontrollfunktion gerecht zu werden. Die Einführung der lang angekündigten Finanztransaktionssteuer steht weiter in den Sternen, die EU-Trennbankenverordnung ist geplatzt und die Schattenbankenregulierung kommt nicht aus den Kinderschuhen heraus. Der viel versprochene Kulturwandel in der Branche ist ausgeblieben.

Inhalt:

1 Einleitung

  • 1.1 Der Marsch in die Krise
  • 1.2 Regulierung seit der Krise

2 Maßnahmen im Bankensektor

  • 2.1 Kapitalausstattung
  • 2.2 Bankenabwicklung und «too big to fail»
  • 2.3 Finanzaufsicht
  • 2.4 Makroprudenzielle Überwachung
  • 2.5 Einlagensicherung

3 Weitere Finanzmarktreformen

  • 3.1 Verbriefungen
  • 3.2 Ratingagenturen
  • 3.3 Derivatemärkte
  • 3.4 Schattenbanken
  • 3.5 Hochfrequenzhandel
  • 3.6 Bonus-Regelungen
  • 3.7 Juristische Aufarbeitung
  • 3.8 Finanztransaktionssteuer

4 Gesamtwirkungen der Reformen

  • 4.1 Aufstieg der Schattenbanken
  • 4.2 Der Finanzsektor wächst weiter

5 Die blinden Flecken der Finanzmarktregulierung