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GewinnerInnen des Hans und Lea Grundig-Preises 2015 stehen fest / Mehr als 260 Bewerbungen auf Ausschreibung in drei Kategorien / Preisvergabe am 26. November in Berlin

Information

Die Petersburger Künstlerin Olga Jitlina, die Kuratorin Lith Bahlmann und der Kulturjournalist Matthias Reichelt (beide Berlin) sowie ein von der Architekturtheoretikerin Ines Weizman koordiniertes Projekt der Bauhaus-Universität Weimar sind die GewinnerInnen des Hans und Lea Grundig-Preises 2015. Das entschied die Jury am 21. April 2015.

Die Ausschreibung im vergangenen Herbst in den Kategorien Kunst, Kunstgeschichte und Kunstvermittlung war auf ein enormes Interesse gestoßen: Über 260 Bewerbungen, darunter viele internationale Beiträge, wurden eingereicht. Es waren mehrere preiswürdige Beiträge darunter. Wegen der Dichte herausragender Arbeiten war es der Wunsch der Jury, die engere Wahl mit besonderen Anerkennungen zu würdigen.

Für den Preis waren bei den künstlerischen Arbeiten aktuelle Beiträge für eine mit R.B. Kitaj «diasporistisch» zu nennende Kunst erbeten. «Ein Diasporist lebt und malt in zwei oder mehr Gesellschaften zugleich». Diasporistische Kunst «ist von Grund auf widersprüchlich, sie ist internationalistisch und partikularistisch zugleich. Sie kann zusammenhangslos sein — eine ziemliche Blasphemie gegen die Logik der vorherrschenden Kunstlehre — , weil das Leben in der Diaspora oft zusammenhanglos und voller Spannungen ist; ketzerischer Einspruch ist ihr tägliches Lebenselixier.» (Diasporistisches Manifest, 1988) Widerspruch, Widerstand, Migration, Flucht und Exil — immer mehr Menschen leben in einer oder mehr Gesellschaften zugleich und wagen Kunst, die in ihrer Radikalität politisch ist. Die Ausschreibung stellte bei den kunsthistorischen Arbeiten die Erschließung und Erforschung der Biographien und des Werks der von Verfolgung durch das Naziregime und erzwungenem Exil betroffenen Künstlerinnen und Künstlern in den Mittelpunkt. Die im Bereich Kunstvermittlung einzureichenden Arbeiten sollten sich der musealen und non-musealen Vermittlung gesellschaftskritischer Kunst des 20. Jahrhunderts in heutige kulturelle Kontexte widmen.

Die Jury empfiehlt der Ausloberin, die Arbeiten der PreisträgerInnen sowie der engeren Wahl in einer geeigneten Form, etwa einer Ausstellung, der Öffentlichkeit bekanntzumachen und in einem Hans-und Lea-Grundig-Symposium 2016 mit den prämiierten Künstler- und WissenschaftlerInnen sowie mit einer interessierten Fachöffentlichkeit die Ausschreibung des Hans-und-Lea-Grundig-Preises 2017 vorzubereiten. Im intensiven Dialog mit AkteurInnen aus Kunst, Wissenschaft und sozialer Bewegung sollte es so gelingen, dem Hans-und-Lea-Grundig-Preis ein eigenes Profil und eine anerkannte kulturelle Position zu verleihen.

In Erinnerung an die antifaschistischen Dresdner Künstler Hans Grundig (1901–1958, Berufsverbot unter den Nazis, mehrfach verhaftet, 1940-1944 KZ Sachsenhausen) und Lea Grundig (1906–1977, mehrfach verhaftet von den Nazis, 1939/40-1948 Exil in Palästina) sowie in Fortführung des von Lea Grundig der Universität Greifswald selbst 1972 gestifteten, aber dort seit 1996 nicht mehr vergebenen Preises vergibt die Rosa-Luxemburg-Stiftung die Auszeichnung für künstlerische, kunstwissenschaftliche und kunstvermittelnde Leistungen. Sie hatte 2011 die Preisstiftung von der Universität Greifswald übernommen und 2012 den Preis erstmals an Oliver Sukrow verliehen, der sich in seiner Masterarbeit an der Universität Greifswald mit der umstrittenen Funktion Lea Grundigs als Präsidentin des Verbandes der Bildenden Künstler der DDR 1964-1970 historisch-kritisch auseinandergesetzt hatte.

Der Jury des diesjährigen Preises gehörten als Ko-Vorsitzende die Kuratorin des Jüdischen Museums Frankfurt am Main Dr. Eva Atlan und der Berliner Kunsthistorikers und Kurators Dr. Eckhart Gillen, sowie Prof. Dr. Irene Dölling, Henning Heine, Prof. Ladislav Minarik, Dr. habil. Rosa von der Schulenburg, Oliver Sukrow, Dr. Angelika Timm und Tanya Ury an.

Die Verleihung der Hans und Lea Grundig-Preise 2015 wird am 26. November 2015, am Vorabend der Veranstaltungen zum 25 . Jahrestag der Gründung der Rosa-Luxemburg-Stiftung, in Berlin erfolgen.

Die PreisträgerInnen


Olga Jitlina, Preisträgerin im Bereich Kunst

Olga Jitlina ist Künstlerin aus St. Petersburg, dort 1982 geboren als die Stadt noch Leningrad hieß. Sie ist ein Kind des sich auflösenden Imperiums der UdSSR, einer Zeit des moralischen und wirtschaftlichen Niedergangs und vieler enttäuschter Hoffnungen beim Aufbau einer neuen gerechten demokratischen Gesellschaft. Sie hat gelernt, sich selbst infrage zu stellen, sich vor den Verführungen alter und neuer Glaubenssätze zu schützen und sich so die Schmerzen der Enttäuschung zu ersparen. Dafür entwickelte sie eine humorvolle, interdisziplinäre, poetische künstlerische Sprache, die den Bogen von den Wurzeln der Subkultur bis zu den Blüten der Hochkultur souverän spannt. Der interdisziplinäre Charakter ihrer Arbeit erfordert Teamwork. Olga Jitlina ist dabei Ideengeberin, Gestalterin und Produzentin in einer Person.

Die Künstlerin absolvierte zwei Studien in St. Petersburg, 2005 das Studium der Philologie am Institut für Judaistische Studien und 2007 das Studium der Kunstwissenschaft an der Akademie der Bildenden Künste. Seit 2005 (also noch während ihres Studiums) ist Olga Jitlina immer häufiger in der Öffentlichkeit als Künstlerin aufgetreten, hat schnell um sich eine Gruppe gleichgesinnter Künstler versammelt und die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen künstlerischen Medien und Disziplinen organisiert. Ihre beiden Studien und ihre Vielseitigkeit waren ihr dabei sehr hilfreich.

Für den Hans-und-Lea-Grundig-Preis reichte sie vier Arbeiten ein. In «Russia, The Land of Opportunity -- migrant labor board game» entwickelte sie ein Brettspiel, in dem die Widrigkeiten erfahren werden können, denen sich Migranten aus dem postsowjetischen Raum im heutigen Russland gegenübergestellt sehen. «From the 90-ies to Richmond» artikuliert umgekehrt die Erfahrungen der Heimatlosigkeit russischer Migranten in Amerika. «Hodja Nasreddin on Mobile Discotheque» ist eine Performance im öffentlichen Stadtraum, die die herrschenden national-religiösen Formative herausfordert. «Nasreddin in Russia. newspaper, issue 1, 2» (inzwischen erschien auch Nr. 3) ist eine Satiremagazin, in dem der Schelm aus dem türkisch-islamisch beeinflussten Raum zwischen dem Balkan und Zentralasien seine Verbindung von Volksweisheit, Schlauheit und derben Humor in Russland erkenntnisfördernd praktiziert. In der Performance «The Bronze Horseman» wird das Umfeld des «Ehernen Reiters» in St. Petersburg von einer Brigade migrantischer Reinigungskräfte zunächst demutsvoll gereinigt und schließlich als Ort kollektiver Selbstvergewisserung angeeignet.

Olga Jitlina verwandelt zentrale gesellschaftliche Themen der Gegenwart auf humorvolle Weise in eine originelle künstlerische Sprache, die mit ihrem großen Interesse für das Leben der «kleinen Leute» sehr subtil und subversiv die Poesie des gelebten Lebens in Kontrast zum leeren Pathos der Machtausübung stellt.

Die Arbeiten von Olga Jitlina sind ist schon früh international beachtet und gezeigt worden, so in Finnland, Schweden, Polen, der Tschechischen Republik, Holland, Österreich und Italien. In Deutschland bislang noch nicht. Umso mehr freut sich die Jury, dieser jungen und aktiven Künstlerin zur Unterstützung ihrer Arbeit den mit 4.000 Euro dotierten Hans-und-Lea-Grundig-Preis 2015 zuzuerkennen – in der Gewissheit, das sie sicher bald auch in Deutschland ihr Publikum finden und erfreuen wird.

www.olgajitlina.info

Lith Bahlmann und Matthias Reichelt, Preisträger im Bereich Kunstgeschiche

Foto: Nihad Nino PušijaBahlmann und Reichelt werden für ihre kunsthistorische Arbeit «Ceija Stojka (1933-2013) – Sogar der Tod hat Angst vor Auschwitz» mit dem Hans-und-Lea-Grundig-Preis 2015 und einer Preissumme von 3.000 Euro ausgezeichnet. Die eingereichte Arbeit ist eine erstmalige umfangreiche  Erfassung des zeichnerischen und malerischen Werkes der österreichischen Romni Ceija Stojka, die als Kind in die Konzentrations- und Vernichtungslagern Auschwitz-Birkenau, Ravensbrück und in Bergen-Belsen verschleppt worden war und die ab Ende der 1980er Jahre bis 2012 ihre traumatischen Erfahrung während des Holocaust in einem künstlerisch-dokumentarischen Genre verarbeitete. Die dreisprachige (Deutsch/Englisch/Romanes) Monografie von fast 500 Seiten dokumentiert die etwa 250 Blätter umfassenden Tuschezeichnungen aus den Jahren 1990 bis 2012 zusammen mit den poetische Texten Ceija Stojkas , die sich auf den jeweiligen Rückseiten der Grafiken befinden.

Lith Bahlmann, eine freie Autorin und Kuratorin, die in Berlin lebt und Herausgeberin mehrerer monografischer Künstlerkataloge und Ausstellungspublikationen, ist und Matthias Reichelt, freier Kulturjournalist, Autor, Ausstellungsmacher und Lektor in Berlin konnten in Berlin fast den ganzen Zyklus von Tuschen und Gouachen im Kunstverein Tiergarten – Galerie Nord, Berlin zeigen, während in der Galerie Schwartzsche Villa des Kunstamtes Steglitz eine Auswahl an Malerei präsentiert wurde und parallel die Mahn- und Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Ravensbrück anlässlich des Projektes ein Konvolut an Ceija Stojka Bildern in einer Sonderausstellung präsentierte.

Die beiden Autoren Bahlmann und Reichelt beziehen sich einerseits auf persönliche Aufzeichnungen und Gespräche mit der Künstlerin und ihren Angehörigen, andererseits aber auch auf Sekundärliteratur. Verdienstvollerweise haben sie drei weitere Autoren herangezogen, um ein weitgefächertes Bild der Künstlerin und ihres Werkes wiederzugeben und es somit aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten. So werden von der Historikerin Barbara Danckwortt  die Schritte der Vernichtungspolitik gegen Sinti und Roma dargestellt. Die ungarische Kunsthistorikerin und Roma-Aktivistin Timea Junghaus beleuchtet das künstlerische Werk in Bezug auf die Herausbildung und Identität einer Roma-Kunst und -Kultur. Die Wiener Regisseurin Karin Berger berichtet aus einer subjektiven Sicht über ihre Annäherung an das Thema und ihre Zusammenarbeit mit der Künstlerin, aus der zwei Filmporträts entstanden sind.

Das Buch von Bahlmann und Reichelt trägt durch die fundierten Recherchen und fachliche Aufarbeitung einerseits, und den sehr persönlichen Zeugnissen andererseits dazu bei, das Wissen über den Genozid an Sinti und Roma und das Bewusstsein für dieses Thema einem größeren Publikum heranzutragen und dabei dieses Thema in der Gedenkkultur des Holocaust stärker zu verankern. Ceija Stojkas Œuvre ist eines der wenigen, das den Genozid an den Roma und Sinti aus der Perspektive einer Überlebenden Romni behandelt: «Die Roma als Subalterne können nur sprechen, wenn sie aus sich heraus in das hegemoniale Territorium treten und als wirkliche ‹Makler der Macht› erscheinen. Das ist eine viel größere Aufgabe, als sich nur mit irgendeiner Art von imaginierter Subalternität zu identifizieren.» (Timea Junghaus)

www.ceija-stojka-berlin2014.de

Studierende und Lehrende der Fakultäten Architektur und Medien der Bauhaus-Universität Weimar, Preisträger im Bereich Kunstvermittlung

«Aus dem zweiten Leben. Dokumente vergessener Architekturen» ist ein kollektives Forschungs- und Filmprojekt, das im Sommer 2014 an der Bauhaus-Universität Weimar mit Studierenden der Fakultät Architektur und der Fakultät Medien erarbeitet und ausgestellt wurde. Das Projekt verbindet historische Recherchen mit eigener Filmproduktion. Es stellt in vieler Hinsicht ein gelungenes Experiment in der universitären Lehr- und Forschungsarbeit dar. Jungen Filmemachern und Künstlern wird eine intensive Auseinandersetzung mit Architektur ermöglicht, Architekturstudenten erlernen das Filmemachen. Zum anderen initiierte diese kollektive Recherchearbeit eine besondere Art der Aneignung der Geschichte: Die Beobachtung von städtischen Räumen, Gebäuden, Plänen und Dokumenten wurde mit der Dokumentation von Lebensgeschichten so verbunden, dass ein weitreichendes wissenschaftliches Netzwerk entstand, das von einer intensiven Literaturrecherche, Anfragen in städtischen und privaten Archiven und Sammlungen bis hin zu schriftlichen Korrespondenzen und Interviews mit Familienangehörigen, Bewohnern, Historikern, Denkmalpflegern und Experten reichte. Die wissenschaftliche Arbeit ist so von Korrespondenzen und Freundschaften verbunden, die gerade für Familienangehörige von weniger bekannten Architekten eine unerwartete Anerkennung eines Lebenswerkes bedeutete. Im Mittelpunkt der Recherche standen neun vertiefende Studien zu deutsch-jüdischen Exilarchitekten. Das Forschungsprojekt begann mit einer zehntägigen Studienreise von dreizehn Studierenden nach Israel und in das Westjordanland. Die Forschungsarbeiten wurden in einer Ausstellung mit neun Präsentationstischen und neun Filmen à ca. 25 min. an der Bauhaus-Universität in Weimar präsentiert. An dem Projekt waren die Studierenden Ortrun Bargholz, Riccarda Cappeller, Martin Girard, Ayla Güney, Vera Heinemann, Eva Maria Körber, Tim Mahn, Ana Paula Nitzsche, Lucas Podzuweit, Tamara Popovic, Sebastian Richter, Ferdinand Salzmann, Julia Tarsten sowie die Betreuer/innen Prof. Dr. Ines Weizman, Prof. Wolfgang Kissel, Wolfram Höhne und Markus Schlaffke beteiligt. Das Projekt wird fortgesetzt und soll zukünftig weitere Situationen migrantischer Existenz von Architekten im 20. Jahrhundert erforschen und so der Architekturgeschichte der Moderne neue Seiten hinzufügen. Die Jury anerkennt mit der Vergabe einer Preissumme von 3.000 Euro das einzigartige Format einer kollektiven Forschungsarbeit von Studierenden und Wissenschaftlerinnen, deren internationale Vernetzung sowie den theoretisch reflektierten, interdisziplinären und mediengestützten Ansatz.


Besondere Anerkennungen

Im Bereich der künstlerischen Arbeiten (in alphabetischer Reihenfolge):

  • Yevgenia Belorusets (Berlin/Kiev) mit ihrer Fotoserie über die Kohlekumpel im Donbass
    Ab dem 14.8. bis zum 11. November 2015 sind Yevgenia Belorusets täglich, außer montags, von 10:00 – 17:00 Uhr in der Ausstellung «Versöhnung, die wir verpasst haben» in der Kapelle der Versöhnung, Berlin zu sehen.
  • Die Arbeiten zum NSU-Komplex von Esther Dischereit (mit ihrer Publikation «Blumen für Otello. Über die Verbrechen von Jena. Klagelieder», Secessionsverlag Zürich 2014) sowie von Regina Weiss (Berlin) und Hannah Maischein (München) mit ihrem fotografischem Interview-Projekt «Sprachlose Gegenstände stoßen uns an. Nachdenken über Theodoros Boulgarides» (2014)
  • Tanja Ostojic (Berlin) mit ihren vier eingereichten Arbeiten «Naked Life 2» (2011), «Misplaced Women?» (2011/13), «Sans Papiers» (2004), «Looking for a Husband with EU Passport» (2000/05)
  • Luise Schröder mit ihren eingereichten Katalogen «Arbeit am Mythos» (Deutscher Kunstverlag Berlin/München 2013) , «Die Historische Front» (2013), «Ortsbegehung-Stadtrecherchen zur Shoah und Täter_innenschaft»  bzw. den Videos «Die historische Front» (Installation 2013), «Ein nationales Denkmal, bestehend aus einem Brunnen mit einem versenkbaren Stein, auf dem täglich eine frische Blume liegt» (Installation 2013), «Facing the Scene» (Luise Schroder und Anna Baranowski 2011), «Arbeit am Mythos» (Installation 2011), «Projektion einer Revolution» (Installation 2010), «27. Januar 2008» (Installation 2008).

Erwähnung bei den kunsthistorischen Arbeiten finden (in alphabetischer Reihenfolge):

  • Burcu Dogramaci (München) mit ihrem Buch «Fotografieren und Forschen. Wissenschaftliche Expeditionen mit der Kamera im türkischen Exil nach 1933» (Jonas Verlag Marburg 2013)
  • Anna-Carola Krausse (Berlin) mit ihrer Dissertation «Lotte Laserstein (1898–1993) Leben und Werk»  (Reimer Verlag Berlin 2006) sowie dem Werkverzeichnis zu Lotte Laserstein (Philo Fine Arts Dresden 2004)
  • Martina Sauer (Bühl) mit ihren Aufsätzen zur ästhetischer Erfahrung bei Anselm Kiefer
  • Astrid Schmetterling (London) mit ihrem Artikel «‹I am Jussuf of Egypt›: Orientalism in Else Lasker-Schüler’s Drawings» (Ars Judaica, Bar-Ilan University/Israel 2012)

Die Jury empfiehlt dem Auslober, die Arbeiten der Preisträger/innen sowie der hier erwähnten engeren Wahl in einer geeigneten Form, z.B. einer Ausstellung, der Öffentlichkeit bekanntzumachen und in einem Hans-und-Lea-Grundig-Symposium 2016 mit den prämierten Künstler- und Wissenschaftler/innen sowie mit einer interessierten Fachöffentlichkeit die Ausschreibung des Hans-und-Lea-Grundig-Preises 2017 vorzubereiten.

Im intensiven Dialog mit Akteur/innen aus Kunst, Wissenschaft und sozialer Bewegung sollte es so gelingen, dem Hans-und-Lea-Grundig-Preis ein eigenes Profil und eine anerkannte kulturelle Position zu verleihen.

Die Verleihung der Hans-und-Lea-Grundig-Preise 2015 wird am 26. November 2015, am Vorabend der Veranstaltungen zum 25 . Jahrestag der Gründung der Rosa-Luxemburg-Stiftung, in Berlin erfolgen.

Nähere Informationen: www.hans-und-lea-grundig.de

Was ist der Hans- und Lea-Grundig-Preis?

«Der im Jahre 2012 erstmals von der Rosa-Luxemburg-Stiftung vergebene Hans-und-Lea-Grundig-Preis wurde an den Kunsthistoriker Oliver Sukrow für seine an der Universität Greifswald verteidigte und mittlerweile veröffentlichte Masterarbeit Lea Grundig: Sozialistische Künstlerin und Präsidentin des Verbandes Bildender Künstler in der DDR (1964 – 1970) (Peter Lang Verlag: Oxford, Bern, Berlin, Bruxelles, Frankfurt am Main, New York, Wien, 2011, 275 S., DDR-Studien, Bd. 18) vergeben.

Mit der Beleuchtung des Spannungsverhältnisses zwischen dem eigenständigen Kunstwollen Lea Grundigs und ihrer Tätigkeit als Kulturfunktionärin leistet er einen wichtigen Beitrag zur historisch-kritischen Aufarbeitung realsozialistischer Kunstverhältnisse und der Biographie von Lea Grundig. Während das Caspar-David-Friedrich-Instituts der Universität Greifswald Universität wegen der ‹staatstragenden Rolle› Lea Grundigs den Hans- und Lea-Grundig-Preis seit 1996 nicht mehr vergeben hatte, hat sich Oliver Sukrow mit seiner Arbeit gerade diesem umstrittensten Kapitel der Biographie Lea Grundigs gewidmet und gezeigt, dass ihre Kunst zwar nicht ohne politische und ästhetische Position entstanden ist, in ihrer Geltung aber nicht auf ihre Einbindung in die kulturpolitischen Verhältnisse der DDR reduziert werden kann. Insbesondere bleibt die Beziehung zwischen sozialistisch-kommunistischer Orientierung und jüdischer Kultur ein weiter aufzuarbeitender Aspekt ihrer Biographie.» (Begründung der Jury)