Nachricht | Wir präsentieren den Essayfilm »Im Vorhof der Geschichte - Celebrating Marx« in Rheinland-Pfalz

Wir freuen uns, den neuen Film von Mikko Linnemann vorstellen zu können, der die unterschiedlichsten Facetten der Marx-Aneignung im Jubiläumsjahr 2018 untersucht.

Wir freuen uns, im Juni in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung Rheinland-Pfalz Mikko Linnemanns neuen Essayfilm »Im Vorhof der Geschichte - Celebrating Marx« in Mainz in Anwesenheit des Regisseurs präsentieren zu können, der die unterschiedlichsten Facetten der Marx-Aneignung im Jubiläumsjahr 2018 betrachtet und nach der Bedeutung seines Schaffens für die Gegenwart fragt. Weitere Termine in Rheinland-Pfalz sind in Arbeit.

Warum bedarf es einer weiteren medialen Beschäftigung mit Karl Marx? Auch 200 Jahre nach Karl Marx Geburt wird um die Deutungsmacht seines Werkes gestritten. Der Kampf gegen die Ideen von Marx findet dabei hauptsächlich in Form ihrer Aneignung statt. Sehr unterschiedliche Akteure und Strömungen unternehmen jeweils den Versuch, die historische Person und das Werk Marxens für sich zu vereinnahmen. Hierunter fallen konservative Kreise mit ihrem Versuch, Marx im Sinne einer nationalen Sinnstiftung als „Deutschen Philosophen“ umzudeuten und ihn gleichzeitig jedes emanzipatorischen Anspruches zu entkleiden. Zudem beanspruchen verschiedene politische Akteure das Erbe von Marx: Die Sozialdemokratie stellt Marx neben Willy Brandt ins Museum. Das ökologisch-linksliberale Milieu reduziert Marx zum Ratgeber für soziale Rechte und blendet dessen Macht- und Herrschaftsanalyse aus. Die Führung der Volksrepublik China sieht keinen Widerspruch zwischen ihrem autoritären Staatskapitalismus und Marxens Diktum vom „Verein freier Menschen“. Und nicht zuletzt bastelt sich eine linke Orthodoxie aus dem Marx’schen Werk eine dogmatische Weltanschauung. Kann es überhaupt gelingen, das Projekt Marxens weiter zu entwickeln, ohne in religiöse Schriftauslegung zu verfallen oder ihn historisierend in die Bedeutungslosigkeit zu führen?


Eine Beschäftigung mit Karl Marx und eine entschiedene Bezugnahme auf die emanzipatorische Stoßrichtung seines Denkens bedeutet, sein Werk nicht den tauben Verächtern und blinden Verehrern zu überlassen. Es geht um ein Denken, das keinen Halt kennt vor den Irrtümern und Schwachstellen der Marx’schen Theorie und darüber hinaus das Verständnis um Gesellschaft und deren Strukturbedingungen weiterentwickelt. Jede Auseinandersetzung mit Karl Marx muss sich zudem daran beurteilen lassen, wie sie mit dem bislang nicht eingelösten Imperativ umgeht, „alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist“. Warum nicht heute damit beginnen?

Im Anschluss gibt es ein Filmgespräch mit dem Regisseur.

Der Essayfilm „Im Vorhof der Geschichte - Celebrating Marx“ exemplifiziert die unterschiedlichsten Facetten einer Marx-Aneignung im Jubiläumsjahr 2018 und fragt nicht zuletzt nach der Relevanz und Bedeutung seines Schaffens. Mit Beiträgen u. a. von Felix Bartels, Michael Hüther, Reinhard Kardinal Marx und Lars Rensmann.


Im Vorhof der Geschichte - Celebrating Marx

Deutschland, 2019, 94 Minuten

Sound Design: Felicitas Heck / Musik: Eric Bauer

Buch, Regie, Kamera, Schnitt & Produktion: Mikko Linnemann