Im Zuge der millionenschweren Jubiläumskampagne zum 100-jährigen Jubiläum des bauhaus´ gibt es in vielen Museen Forschungsprojekte und Ausstellungen, oft mit einem lokalen oder regionalen Aufhänger. So ist es auch im niedersächsischen Oldenburg.
Das dortige Landesmuseum hat Geld für ein wirkliches Forschungsprojekt akquirieren können und in dessen Rahmen in den vergangenen zwei Jahren den von ihm angekauften Nachlass von Hin Bredendieck untersucht. Die nun daran anschließende Ausstellung erzählt vom Anspruch her die ganze Geschichte des Bauhauses: vom expressionistischen Aufbruch der Gründungszeit über die ‚heroische Zeit‘ der Gestaltungsschule in Weimar und Dessau bis hin zur Emigration der von den Nationalsozialisten vertriebenen Bauhausstudierenden und –lehrenden, und ihrem Leben nach 1945.
In Oldenburg geschieht dies am konkreten Beispiel von vier in dort bzw. in Nordniedersachsen geborenen Bauhausstudierenden, die nach ihrer Zeit in Weimar und Dessau verschiedene Wege gehen. Der prominenteste, Bredendieck emigriert 1937 in die USA, macht dort zuerst kurz am New Bauhaus in Chicago und danach als Professor für Industriedesign in Atlanta Karriere und stirbt 1995. Der 1906 geborene Hans Martin Fricke integriert sich in den lokalen nationalsozialistischen Staat, und macht nach 1945 bruchlos Karriere als Architekt, der in Oldenburg einige markante Gebäude erstellt, und weiter in Gremien und Fachverbänden aktiv ist. Hermann Gautel muss Soldat werden und ist seit 1945 verschollen. Vorher führt er einige Jahre in Oldenburg ein Möbelgeschäft. Karl Schwoon (1908-1976) eröffnet und unterhält nach dem Krieg einige Zeit eine Galerie und arbeitet dann fast 20 Jahre als Bild-Chef für die Illustrierte Hör Zu. Nach seiner Pensionierung arbeitet er wieder als freier Künstler.
In der Ausstellung sind 350 Objekte, vor allem Fotografien, Originalbriefe und Holzschnitte der vier genannten und auch anderer zu sehen; oder auch Lithografien bekannter Bauhausmeister. Ferner werden einige Möbel und Lampen präsentiert, wie auch viele Pläne und Skizzen. So schön es auch ist, eine Bauhausausstellung in «der Provinz» sehen zu können, und damit auch an die Förderung des bauhaus durch den1921 eingesetzten progressiven Oldenburger Museumsdirektor Walter Müller-Wulckow zu erinnern, so funktioniert die Ausstellung als solche doch nur eingeschränkt. Denn ohne die Lektüre der vorzüglichen und absolut empfehlenswerten Begleitpublikation bleibt dann doch vieles, was präsentiert wird, (zu) oberflächlich.
Zwischen Utopie und Anpassung – Das Bauhaus in Oldenburg, Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg, Augusteum, Damm 1, 26135 Oldenburg, noch bis 4. August
Gloria Köpnick / Rainer Stamm (Hg): Das Bauhaus in Oldenburg - Zwischen Utopie und Anpassung; Imhof Verlag, Petersberg 2019, 192 Seiten, 234 Farb- und 16 S/W-Abbildungen, 29,95 EUR