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Ho Chi Minhs Erbe 50 Jahre nach seinem Tod

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Ho Chi Minh im Hang Day Stadion während eines Spiels von Hanoi FC
Ho Chi Minh im Hang Day Stadion während eines Spiels von Hanoi FC Foto: Christian Süper

Der 2. September markiert in verschiedener Hinsicht einen nationalen Feiertag in Vietnam. Am 2. September 1945 ruf Ho Chi Minh die Republik Vietnams und damit die Unabhängigkeit aus. 24 Jahre später im Jahr 1969 starb er an selbigem Tag in Hanoi. Sein Todestag jährt sich dieses Jahr zum 50. Mal. «Onkel Ho», wie er in Vietnam auch genannt wird, ist immer noch allgegenwärtig. Seine politischen Ideen und Gedankenansätze werden weiterhin diskutiert und zur Legitimation politischer Entscheidungen herangezogen.

Sein Konterfei ist auf vielen Plakaten und in jedem öffentlichen Gebäude zu sehen, er blickt ebenso auf die Zuschauer*innen in Stadien, ziert eingerahmt so manches Geschäft oder Restaurant und jeden einzelnen Geldschein des Landes. Seit dem Ende des Vietnamkrieges ist die größte Metropole des Landes nach ihm benannt – Ho-Chi-Minh-Stadt (früher bekannt als Saigon). Nicht nur für die Bevölkerung und Entwicklung Vietnams war und ist Ho Chi Minh von großer Bedeutung.

Im geteilten Deutschland wurde er auf beiden Seiten und im Zuge der 68-er Bewegung zur Schlüsselfigur der Proteste gegen den Stellvertreterkrieg in Vietnam und dem Weg zu einer sozial gerechteren und freieren Gesellschaft. Vietnam war eines der wichtigsten Ziele der Solidaritätsbewegung dieses Jahres und politisierte weltweit viele Menschen.

Eine intensive Auseinandersetzung in Deutschland mit Ho Chi Minh und seinen Gedanken liegt nun bereits ein halbes Jahrhundert zurück. Die Welt ist heute freilich eine andere und Nord- und Südvietnam sind längst wiedervereint. Mit zunehmender Globalisierung ergeben sich für Vietnam neue Chancen, sich aus der Stagnation der vergangenen Jahrzehnte zu lösen, aber auch neue Herausforderungen bei der Integration in den Weltmarkt.

Was ist bei all der Aufbruchsstimmung heute noch übrig vom Erbe dieses Mannes, dessen größter Traum es war ein friedliches, unabhängiges und international integriertes Vietnam zu sehen? Was wissen wir in Deutschland noch über ihn und wie wird Ho Chi Minh heute in Vietnam gesehen, rezipiert und verstanden?

Um Antworten auf diese Fragen zu bekommen und Einblicke in die Diskussion in Vietnam heutzutage zu gewähren veröffentlicht das Regionalbüro der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Südostasien zum 50. Todestag Ho Chi Minh’s die vier folgenden Artikel.

Dabei handelt es sich zum einen um ein Interview mit Dr. Tran Tuan Phong, dem stellvertretenden Direktor  des philosophischen Instituts der Vietnam Academy of Social Sciences. Neben der Rolle Ho Chi Minhs in der vietnamesischen Gesellschaft heute, ging es dabei um Ideen der internationalen Solidarität und welche Bedeutung diesen heute zukommen kann.

Das Essay über Ho Chi Minhs Gedanken zur sozialen Gerechtigkeit wurde von Dr. Do Thi Kim Hoa, ebenfalls aus der der Vietnam Accademy of Social Sciences geschrieben.

Die beiden weiteren Artikel entstammen dem Journal «Political Theory», welches von der Ho Chi Minh National Academy of Politics heraus gegeben wird. Dieses beschäftigt sich mit den Gedanken Ho Chi Minhs und der Bedeutung dieser für die Entscheidungen der National Versammlung und der Kommunistischen Partei Vietnams. 

Der erste Text von  Assoc. Prof., Dr. Pham Ngoc Anh behandelt dabei die zentralen Gedanken Ho Chi Minh’s zur internationalen Integration Vietnams. Seine Vision war dabei ein unabhängiges und vereintes Vietnam, das gute internationale Beziehungen zu allen Ländern pflegen sollte, ungeachtet der vorherrschenden politischen Systeme.

Der zweite Text von Assoc. Prof., Dr. Nguyen Trong Phuc beschäftigt sich mit den Ideen Ho Chi Minh’s zur Einheit und dem Recht auf Unabhängigkeit und der gleichzeitigen Einhaltung der Menschenrechte auf nationaler, wie internationaler Ebene. Auf dem Weg zur Unabhängigkeit des Landes sah er darin ein zentrales Element.

Die Texte wurden dafür aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt, bleiben dabei jedoch unkommentiert und spiegeln die Auseinandersetzung in Vietnam wieder.