Die Eröffnung dieses vierten Asienbüros der Stiftung feierten Mitarbeiter*innen der Rosa-Luxemburg-Stiftung aus Deutschland und Moskau gemeinsam mit Vertreter*innen von Organisationen und Expert*innen aus der Region. So nahmen auch André Hahn, Mitglied der Fraktion der LINKEN im Deutschen Bundestag und Stellvertretender Vorsitzender der Parlamentarischen Gruppe Deutschland-Zentralasiatische Staaten, Barbara Höll, Vorstandsmitglied der Rosa-Luxemburg-Stiftung und Claudia Schmidt, Ständige Vertreterin des Deutschen Generalkonsulats Almaty, an der Eröffnung teil.
Anknüpfend an Vorarbeiten der Stiftung im Rahmen ihres GUS-Programms mit Partnern in Zentralasien wird seit 2019 erstmals auf einer eigenständigen Programmbasis von Almaty aus Analyse-, Kontakt- und Projektarbeit zu Entwicklungen in Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan und Usbekistan möglich. Zentrale Themen der Stiftungsarbeit in dieser Region, die in den vergangenen knapp 30 Jahren komplizierte Transformationsprozesse durchlebte und die nicht nur als wichtige Transitregion zwischen anderen Teilen Asiens und Europa zu verstehen ist, werden soziale Gerechtigkeit, Förderung von Potentialen für Zusammenarbeit innerhalb der Region und über die Grenzen der Region hinaus sowie die kritische Betrachtung von Geschichte und Begleitung von Identitätsfindungsprozessen sein.
Diese Schwerpunktsetzung wurde auch in der Auftaktveranstaltung am 15. Oktober deutlich: Gemeinsam mit dem Institut für regionale und internationale Zusammenarbeit der Deutsch-Kasachischen Universität war die Stiftung Ausrichter der Internationalen Konferenz «Initiative Neue Seidenstraße und Perspektiven der sozioökonomischen und gesellschaftspolitischen Entwicklung der Länder Zentralasiens». Daran beteiligten sich Expert*innen aus den vier Programmländern Zentralasiens und Deutschland. Gestützt auch auf Ergebnisse einer von der Rosa-Luxemburg-Stiftung Zentralasien geförderten soziologischen Untersuchung zur Perzeption der Initiative Neue Seidenstraße (Belt & Road Initiative – BRI) in Kasachstan legten sie Analysen zum realen Zustand, Auswirkungen und Potentialen von Wirtschaftsprojekten vor, die aus dieser Initiative erwachsen, ebenso wie zu Auswirkungen im Bereich von Ökologie, Bildung, Kulturaustausch, Sicherheit im breiten Verständnis. Einige Beiträge verdeutlichten, dass in den meisten Ländern der Region in der Bevölkerung neben der Wahrnehmung von Chancen auch tiefe Skepsis gegenüber Chinas Intentionen und den Auswirkungen der BRI verbreitet ist (Ausnahme ist Tadschikistan). Um die BRI als Chance für einen wachsenden Austausch zum gegenseitigen Nutzen für die Beteiligten begreifen zu können, wird auch eine verbesserte Informationspolitik erforderlich sein. André Hahn betonte, dass die Neuen Seidenstraßen mehr sein müssen als Transportwege für Waren zwischen China und Europa, sondern dass sie für den Austausch zwischen den Zivilgesellschaften entlang dieser Wege genutzt werden sollten.
Am 16. Oktober fand im neuen Büro ein Workshop «Identity, Gender, Aktivismus» zur Situation der Zivilgesellschaft in Kirgisistan statt. Vertreter*innen verschiedener Initiativen aus Bischkek informierten über ihre Arbeit. Die deutschen Teilnehmer*innen konnten so nähergebracht werden, was Engagement für eine inklusive Gesellschaft in Kirgisistan bedeutet. Im Austausch wurde auch über die Rosa-Luxemburg-Stiftung und deren Arbeit in Deutschland und im globalen Netzwerk informiert.