In den letzten 35 Jahren haben die senegalesischen Großstädte, insbesondere Dakar, einen massiven Zustrom junger Menschen vom Land erlebt. Auf der Suche nach einer Beschäftigung neigen die Neuangekommenen, die oft keine angemessene Ausbildung haben, dazu, ihre Dienstleistungen zu niedrigen Preisen zu verkaufen. Die senegalesische ländliche Welt bietet jungen Menschen keine echte Zukunft. Diese zeichnet sich aus durch ausbleibenden Regen, mangelnde Modernisierung der Landwirtschaft, Armut und Arbeitslosigkeit. Zu Unmut trägt auch bei, dass die Landbevölkerung zwar hohe soziale und wirtschaftliche Erwartungen an den Staat hat, staatliche Akteure aber Antworten schuldig bleiben. Ganz zu schweigen von anderen sozialen Realitäten – wie Scheidungen, Ablehnungen, instabile Schulkarrieren von Mädchen* –, die die Eigenverantwortung der Frauen* in ländlichen Gebieten direkt untergraben, während sie in einigen lokalen Kulturen die Garantinnen* für die familiäre Ernährung sind. Mit der Verschlechterung der wirtschaftlichen und sozialen Situation auf dem Land werden so auch Frauen* zunehmend dazu gedrängt, in die Städte zu ziehen.
Unter den Dienstleistungen von Frauen* aus ländlichen Gebieten ist eine besonders beliebt – die Hausarbeit: eine feminisierte Tätigkeit, die sich durch ein informelles System voller Ungerechtigkeiten auszeichnet. Die häusliche Arbeit der Migrantinnen* trägt zur Stärkung der vergeschlechtlichten Arbeitsteilung bei: Sie verkaufen ihre Dienste an die reichen und mittleren Schichten der senegalesischen Gesellschaft. Trotz der vielen Schwierigkeiten, mit denen die Hausangestellten in den Städten konfrontiert sind, kämpfen einige von ihnen entschlossen gegen das Unrecht, das sie erleiden.
Noch vor der Jobsuche stellt sie für die Migrantinnen* die Frage, wo sie in der Großstadt unterkommen. Manche werden von einem Onkel, einer Tante oder Bekannten empfangen, doch diejenigen, die keine Kontakte in die Stadt haben, schlafen in Gruppen auf der Straße (in Dakar zum Beispiel am Ufer des Fass-Delorme-Kanals, in Colobane, Gueule tapée, etc.). Unter tags klopfen sie täglich an Haustüren, treffen sich an bestimmten Kreuzungen in der Stadt (in Dakar zum Beispiel in Liberté 6, Pont Foire, Sacré-Cœur) oder hoffen auf eine Empfehlung, die ihnen einen Job verschafft.
Das Gehalt einer Hausangestellten variiert je nach zu erledigenden Aufgaben, Alter, Erfahrung, Reife und Körperbau (Arbeitnehmerinnen*, die von den Arbeitgeberinnen* als «hässlicher» eingestuft werden, werden eher eingestellt, weil letztere meinen, dass sie damit das Risiko minimieren, dass ihre Ehemänner fremdgehen). Hausangestellte, die die «Chance» haben, alle Bedingungen nach Belieben des Arbeitgebers zu erfüllen, haben ein «Gehalt», das zwischen 75.000 und 80.000 Franc CFA (114 bis 122 Euro) pro Monat liegt, wobei in der Regel Schäden, die der*m Arbeitgeber*in entstehen (z.B. häufiger auftretende Kurzschlüsse bei elektrischen Haushaltsgeräten), vom monatlichen Einkommen abgezogen werden. Dennoch ziehen die Hausangestellten den Gürtel enger, damit sie mit ihrem geringen Einkommen noch ihre Familie auf dem Land unterstützen können und sie sich so einen respektvollen Platz in ihrem Dorf sichern (Kauf von Lebensmitteln, Kauf von Grundstücken, Renovierung von Familienhäusern, Versand von Paketen während der großen Feiertage, Unterhalt von Kindern, Kauf von Saatgut für die Felder des Mannes, wenn er im Dorf geblieben ist, etc.).
In den letzten zehn Jahren hat das Angebot an Hausangestellten die Nachfrage bei weitem übertroffen, mit der Folge, dass die Arbeitgeber*innen die Löhne systematisch gedrückt haben. Das wird dadurch verstärkt, dass Ausländerinnen* (oft guineische und undokumentierte Minderjährige) alle Forderungen der Arbeitgeber*innen akzeptieren. Letztere nutzen die prekäre Situation der nicht-Senegalesinnen* noch stärker aus, nicht zuletzt, da die Anstellung informell, also auch ohne jeglichen Rechtsschutz, erfolgt; eine eklatante Form des Kinderhandels.
Die Einstellung von Hausangestellten erfolgt grundsätzlich nur auf Grundlage eines einfachen stillschweigenden Vertrages, das heißt ohne Meldung an die Sozialversicherung, ohne Urlaub (Jahres-, Wochen-, Kranken- oder Mutterschaftsurlaub), ohne medizinische Versorgung (während es häufig zu häuslichen Unfällen kommt und die Arbeit körperlich stark zusetzt) und mit einer Arbeitszeit von mehr als 13 Stunden pro Tag. All dies wird durch unfaire und unangekündigte Entlassungen gekrönt, die durch das Fehlen von Rechtsverträgen begünstigt werden. Kurzum, es handelt sich um eine Tätigkeit, die den Arbeitnehmerinnen* alle Pflichten aufhalst, während sie im Gegenzug keinen vertraglichen Schutz genießen.
Die mangelnde staatliche Regulierung hat Hausangestellte zu einer fragilen sozialen Kategorie am unteren Ende der sozialen Leiter gemacht. Sie ersetzen in gewisser Weise urbane Frauen* in bestimmten Haushaltsrollen, die ihnen traditionell durch Gewohnheiten und Bräuche zugewiesen sind. Diese werden durch eine gnadenlose soziale Sichtweise bewahrt, die Frauen* danach beurteilt, wie sie mit häuslichen Aufgaben umgehen. Stadtfrauen* müssen sicherstellen, dass diese häuslichen Aufgaben erfüllt werden, aber sie haben oft weder den Wunsch danach noch die Zeit dafür, die selbst zu tun. Deshalb setzen sie Hausangestellte ein.
Soukeyna W., seit acht Jahren Hausangestellte in Dakar und Mitglied der Gruppe von Hausangestellten aus Thiès kommentiert: «Wenn Frauen in entspannter Atmosphäre in ihren Büros arbeiten können, dann dank uns, den Hausangestellten. Sie können nicht gleichzeitig die Funktion der Hausfrau und ihre berufliche Tätigkeit ausüben. Je mehr intellektuelle Frauen es also gibt, die Zugang zu [formaler] Beschäftigung haben, desto mehr Hausangestellte finden sie, weil sie diejenigen sind, die uns beschäftigen. Abgesehen von sexueller Belästigung, die oft zu unerwünschten Schwangerschaften und Kindern führt, die von ihren Eltern nicht anerkannt werden, sind einige, aber nicht alle, Arbeitgeberinnen auch die Ursache für alle Ungerechtigkeiten, die wir erleiden. Das ist schwer zu sagen, aber es ist die Realität.»
Während von Frauenorganisationen Hunderte von Millionen Franc CFA für Symposien, Konferenzen und Diskussionsrunden für die Achtung ihrer Rechte gemäß den vom Senegal ratifizierten internationalen Konventionen zur Gleichstellung der Geschlechter ausgegeben werden, leben Hausangestellte eine andere Realität. Nicht zuletzt ist ihr Alltag auch psychologisch nicht einfach, wenn sie beispielsweise die schlechte Laune der*s Arbeitgeber*in*s aushalten müssen oder plötzlich die Rolle der Mutter* einnehmen. Den Menschen, für die all diese Dienstleistungen erbracht werden, erscheinen die Aufgaben als transparent, doch gehen sie häufig über die ursprünglich angefragten hinaus.
Laut Ndèye Khoudia Ba (2004), einer senegalesischen Psychologin mit Sitz in Toulouse, «stellt diese Situation, in der Hausangestellte von Frauen leben, sowohl wirtschaftliche als auch psychologische Gewalt dar, die die Opfer langfristig dazu bringt, entweder in eine beispiellose Bitterkeit zu versinken [...] oder auf eine sehr negative und gewalttätige Weise auf die*den Autor*in [auf Französisch ist das Geschlecht nicht ersichtlich, Anm.d.Ü.] dieser Ungerechtigkeiten zu reagieren. Der Mangel an Respekt, dem sie manchmal an ihrem Arbeitsplatz ausgesetzt sind, untergräbt ihre Würde und schafft ein psychologisches Ungleichgewicht: Sie vertrauen ihrer Gesellschaft, ihren Kommunikationsmechanismen, ihrem Schutz nicht mehr».
Allerdings sind sich die Hausangestellten ihrer Situation sehr bewusst. In der Überzeugung, dass sie etwas gegen diese Ungerechtigkeiten ausrichten kann, fordert die senegalesische Hausangestelltengewerkschaft, die seit 2008 der Nationalen Vereinigung unabhängiger Gewerkschaften im Senegal (UNSAS) angehört, die Ratifizierung des Internationalen Übereinkommens über Hausangestellte der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO). Sie wird dabei vom Ausschuss 12 12 unterstützt (Sonderausschuss für Überwachung und Alarmierung, in dem Vertreter*innen der fünf senegalesischen Hauptgewerkschaften sitzen und die sich mit der Ratifizierung des Übereinkommens 189 und der Umsetzung der ILO-Empfehlung 201 befassen).
Ndella Diouf, Generalsekretärin der Hausangestelltengewerkschaft: «Wir waren uns immer bewusst, was wir als Gewalt, Ungerechtigkeit und Stigmatisierung erleben. Aber wir lebten in ständiger Angst, unseren Arbeitsplatz zu verlieren. Jetzt gibt es ein gemeinsames Bewusstsein für die prekären Bedingungen, unter denen wir mit unseren Armutslöhnen arbeiten. Dieses Bewusstsein ist für uns ein sehr wichtiger Schritt, um die Probleme, mit denen wir als Hausangestellte direkt oder indirekt konfrontiert sind, konkret benennen zu können. Jetzt versuchen wir, mehr zu werden und die Massen von Hausangestellten zu mobilisieren, damit unsere Stimme weiter getragen wird, denn wir wollen eine massive Mitgliedschaft von Arbeiterinnen.
Wir nehmen an einigen Radiodebatten teil, um über unsere Arbeitsbedingungen öffentlich zu machen. Wir haben UNSAS-Demonstrationen vor dem Parlament organisiert, um das Bewusstsein der weiblichen Abgeordneten für dieses Thema zu schärfen, und wir hatten Treffen mit dem ehemaligen Arbeitsminister Mansour Sy. Aber nach der Ernennung des neuen Ministers Samba Sy haben wir den Eindruck, dass wir in den Verhandlungen mit dem Staat von vorne anfangen. Wir wissen, dass wir die Einzigen sind, die für das Anliegen, für das wir kämpfen, Aufmerksamkeit erregen können. Wir haben nicht nur den Staat als Gesprächspartner, sondern auch jede Kraft, die uns helfen kann, indem sie sich bereit erklärt, uns zuzuhören. Wir sind die Mitarbeiterinnen jener politischen Autoritäten, die sagen, sie wollen die Nation verteidigen, wenn wir zu Hause Unrecht leiden. Widersprüchlich, oder?
Wir wollen jetzt, dass unsere Beschäftigung durch einen Arbeitsvertrag abgesichert wird, so dass wir alle Rechte würdiger Arbeitnehmer genießen können, um unseren niedrigen Löhnen ein Ende zu setzen. Wir haben ein beträchtliches wirtschaftliches Gewicht sowohl für die Stadt als auch für die Dörfer, die wir verlassen haben. Wir versuchen, jedes Mal zusammenzukommen, wenn eine von uns ein Problem mit ihrem Arbeitgeber hat und wir versuchen, eine solidarische Lösung für sie zu finden. Was wir vermeiden müssen, ist, uns selbst zu isolieren, weshalb wir alle unsere Schwestern einladen, sich uns bei der Verteidigung unseres gemeinsamen Anliegens anzuschließen.»
Diese Hausangestellten sind Teil eines sozialen Kampfes, den viele andere Frauen* in ihrem jeweiligen Berufsfeld mit technischer und finanzieller Unterstützung verschiedener Organisationen für die Achtung der Frauenrechte im Senegal begonnen haben. Aber die Hausangestellten haben die Besonderheit, ihren Kampf «allein» zu führen, in der Hoffnung, dass ein kollektives Bewusstsein es ermöglicht, die Debatte über ihre Arbeitsbedingungen anzuregen.
Literaturhinweis:
Ba, Ndèye Khoudia (2004): La santé mentale des travailleuses domestiques au Sénégal. Étude de cas.