Nachricht | Ungleichheit / Soziale Kämpfe Wissenschaft und Gesellschaft. Wissenschaftsforschung in Deutschland – die 1970er und 1980er Jahre.

Eine wissenschaftliche Konferenz in Potsdam

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Spätesten mit dem Sputnik-Schock Ende der 1960er Jahre wurde offenbar, dass Wissenschaft und Technik nicht nur wichtige Faktoren der wirtschaftlichen Entwicklung und Konkurrenz innerhalb des kapitalistischen Wirtschaftsraumes sind, sondern auch als strategische Ressource der Systemauseinandersetzung zwischen Kapitalismus und Sozialismus von fundamentaler Bedeutung. In der Folge wurden auf beiden Seiten die Prioritäten zugunsten der Bildungs- und Wissenschaftspolitik neu gesetzt. Dabei rückte die Wissenschaft selbst in Fokus wissenschaftlichen Interesses, einerseits um Grundlagen für die Prognose und Steuerung der Wissenschaftsentwicklung zu erhalten, andererseits um Orientierungswissen für die gesellschaftliche Entwicklung zu gewinnen, denn seit der Atombombe war klar dass Wissenschaft in ihrer gesellschaftlichen Wirksamkeit ambivalent ist und ihre humanen Möglichkeiten nicht automatisch freisetzt.

 

In den 1970er und 1980er Jahren bildeten sich in Deutschland-West wie Deutschland-Ost lokale institutionelle Komplexe heraus, etwa in Bielefeld, Erlangen, Halle/Leipzig, Konstanz und Ostberlin, in denen Themen der Wissenschaftsanalyse und Wissenschaftsreflexion artikuliert und bearbeitet wurden. Clemens Burrichter, Direktor des Instituts für Gesellschaft und Wissenschaft (IGW) an der Universität Erlangen-Nürnberg, und Günter Kröber, Direktor des Instituts für Theorie, Geschichte und Organisation der Wissenschaft (ITW) an der Akademie der Wissenschaften der DDR haben im Institutionennetz der Wissenschaftsforschung (science research) in Deutschland eine beachtliche Rolle gespielt, und ihr Verhältnis zueinander war symptomatisch dafür, wie stark und wie vielschichtig die Entwicklung dieses Fachgebietes mit der Evolution des deutsch-deutschen Verhältnisses überhaupt verflochten gewesen ist. Der zufällige Umstand, dass ihr Leben 2012 in einem und demselben Jahr endete, war Anlass, über das persönliche Gedenken hinaus der Geschichte des von ihnen vertretenen Fachgebietes in den 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts. mit seinen Ost-West-Bezügen nachzugehen. Dazu trafen sich zu einem zweitägigen Kolloquium mit dem Thema „Wissenschaft und Gesellschaft.

Wissenschaftsforschung in Deutschland – die 1970er und 1980er Jahre über 20 Wissenschaftsforscher am 20. und 21. März im Rahmen des Kollegiums Wissenschaft der Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg in Potsdam, darunter Prof. Wolfgang Krohn (Bielefeld), Prof. Hubert Laitko (Berlin), Prof. Jürgen Mittelstraß (Konstanz), Prof. Reinhard Mocek (Halle) und Prof. Walther Ch. Zimmerli (Berlin). In seinen Schlussbemerkungen würdigte Prof. Karl-Friedrich Wessel (Berlin) die Einzigartigkeit dieses Kreises, in dem er die Souveränität des Umgangs auf Augenhöhe konstatierte.

Die Teilnehmer verabredeten die Publikation ihrer Beiträge in einem Protokollband.