Immer wieder Ärger mit problematischen Namensgeber*innen für saarländische Straßen und ein Dauerthema für das Regionalbüro der Rosa-Luxemburg-Stiftung Saar/ Peter-Imandt-Gesellschaft. Schon 2011 unterstützte das Büro eine breite Kampagne für die Umbenennung der Hermann-Röchling-Höhe, ein Ortsteil der Stadt Völklingen. Hermann Röchling war der bedeutendste Industrielle im Saarland und ein Steigbügelhalter für die Nationalsozialisten. Im Zweiten Weltkrieg wurde er zum Wehrwirtschaftsführer ernannt und beutete in seinem Imperium tausende Zwangsarbeiter aus. Der politische Druck wuchs 2013 so stark, dass der Ortsteil einen neuen Namen bekam.
Doch noch immer gibt es weiteren „Umbenennungsbedarf“ für saarländische Straßen.
Im Laufe des letzten Jahres entdeckte eine Berliner Historikerin, dass der ehemalige Bürgermeister der Landeshauptstadt Hans Neikes (1881-1954) – mit einer Straße in der Saarbrücker Innenstadt geehrt - nicht nur eine unrühmliche Rolle bei der „Heimholung“ des Saarlandes nach Hitlerdeutschland 1935 spielte, sondern – und das ist neu - zwischen 1935 bis 1945 an der Entrechtung der jüdischen Bevölkerung Berlins mitwirkte.
Das Regionalbüro und der VVN-BdA Saar reagierten prompt und erinnerten an einen Vorschlag, der schon 1995 diskutiert wurde. Seinerzeit schon kam für Neikes ein anderer Name ins Gespräch, nämlich der des Saarbrücker Bürgermeisters und antifaschistischen Widerstandskämpfers Heinrich Detjen (1899-1968), der im Übrigen nur 30 Meter von der heutigen Neikesstraße entfernt wohnte.
Die Idee ist noch in einem weiteren Sinne stimmig, da sich die Lebenswege beider Saarbrücker Kommunalpolitiker mehr als einmal kreuzten. Eine solche Begegnung fand im Juni 1934 statt. Da unternahm das Stadtratsmitglied Heinrich Detjen (KP) den Versuch, eine Amtsenthebung gegen Neikes zu beantragen, weil dieser am 20. April „Führergeburtstag“ feierte und immer offener für die Nationalsozialisten Partei ergriff. Neikes ließ Detjen daraufhin mit Handfesseln aus dem Sitzungssaal „entfernen“ und drei Wochen ins Gefängnis sperren.
Da sich aktuell nicht alle Fraktionen im Saarbrücker Stadtrat von der Namensinitiative angesprochen fühlen, aber auch keine Alternativen diskutieren, haben das Regionalbüro und der VVN-BdA zu einer symbolischen Umbenennung der „Neikesstraße“ in „Heinrich-Detjen-Straße“ eingeladen. Dem Aufruf folgten Mitte Dezember 2019 etwa 50 Teilnehmer*innen und befeuerten damit das Ringen um demokratische Namenspatron*innen.