Nachricht | Geschichte - Rosa Luxemburg 150 Jahre Rosa Luxemburg: Neue Perspektiven auf Leben, Werk und Nachwirken

Tagung brachte junge ForscherInnen aus neun Ländern in Berlin zusammen

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Liest man den Titel dieser Tagung aufmerksam, stellt man womöglich fest: Rosa Luxemburgs Geburtstag jährt sich eigentlich erst 2021 zum 150. Mal. Wie kommt es also zur  Nennung dieser Zahl? Die Antwort hierauf lieferte JÖRN SCHÜTRUMPF (Berlin) als Mitveranstalter der internationalen Konferenz, die von der Rosa-Luxemburg-Stiftung ausgerichtet wurde. Im Jahr 2019 beging die Gastgeberin eine Gedenkveranstaltung zum 100. Todestag der Politikerin, die 1919 von Offizieren der Garde-Kavallerie-Schützen-Division erschossen worden war.[1] Die Tagung zum 149. Geburtstag verstand sich als Wendemarke - weg von einem Gedenken der Ermordeten und hin zu einem Erinnern an ihr Schaffen, ihre Theorien und ihr Werk, künftig gekoppelt an ihren Geburtstag. Der akademische Austausch in diesem Jahr diente ferner der Sammlung von Informationen über aktuelle Forschungsprojekte auf der ganzen Welt, damit diese 2021 bei einer Großveranstaltung zum eigentlichen 150. Geburtstag einer breiten Öffentlichkeit präsentiert werden können. Dazu diene auch ein Tagungsband, der im Nachgang der diesjährigen Konferenz entstehen werde.

Riccardo Altieri ist Doktorand an der Universität Potsdam und Mitglied des Gesprächskreises Geschichteder Rosa-Luxemburg-Stiftung.


Eingedenk dieser Transformation der Erinnerungskultur widmete sich das erste Panel dem Leben Rosa Luxemburgs. Drei Tage vor dem Internationalen Frauentag präsentierte DANA MILLS (Oxford) in ihrem Eröffnungsbeitrag das Netzwerk der Weggefährtinnen Rosa Luxemburgs, die oft keinen solch hohen Bekanntheitsgrad wie die prominente Politikerin erlangten und dennoch elementar für die Rekonstruktion der Luxemburg'schen Biographie gewesen seien. Entscheidend wären hier besonders Mathilde Jacob, Luise Kautsky, Sophie Liebknecht, Rosi Wolfstein und Clara Zetkin. Ihnen allen käme für die Biographik aus zweierlei Gründen besondere Bedeutung zu, da sie erstens die notwendigen Quellen in den Nachlass umwandelten, diesen verwalteten oder bearbeiteten und zweitens durch eigene Korrespondenz selbst zur Vergrößerung des Quellenkorpus beitrugen.
Die Wichtigkeit des Schriftverkehrs unterstrich außerdem XIAOHANG ZHANG (Shanghai) und konstatierte mit Blick auf Luxemburgs Textproduktion in der mehr als dreijährigen Haft während des Ersten Weltkrieges: "Rosa Luxemburg war eine Soldatin und ihre Waffe war der Stift." Ob Rosa Luxemburg wirklich eine Pazifistin oder mit Blick auf derartige Aussagen doch vielmehr eine Antimilitaristin war, untersuchte JOHANNA PANAGIOTOU (München). Dabei habe sie im Wesentlichen die Auffassung vertreten, dass der Kampf gegen die kriegsbezogene Ausbeutung der arbeitenden Schicht das oberste Ziel sozialdemokratischer Politik darstellen müsse. Für diese Haltung habe die Politikerin in der Zeit von den 1890er-Jahren bis zum Ersten Weltkrieg sukzessive mehr Rückhalt in der Bevölkerung gewinnen können.

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[1] Vgl. hierzu Elisabeth Hannover-Drück / Heinrich Hannover (Hrsg.), Der Mord an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Dokumentation eines politischen Verbrechens, Frankfurt am Main 1967.