Wir haben am 8. Mai einen Freund verloren. Einen Streiter für mehr Gerechtigkeit in der Bildung und einen Wissenschaftler mit Herz und Verstand.
Horst Adam wurde 1934 in Berlin geboren. Er studierte Pädagogik und Geschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin.
Zunächst arbeitete er als Lehrer an einer Berliner Oberschule und lernte so das Bildungssystem der DDR von der Pike auf kennen. 1969 wurde er am Deutschen Pädagogischen Zentralinstitut promoviert und 1973 an der Humboldt-Universität habilitiert. Horst Adam arbeitete u.a. als stellvertretender Chefredakteur der Zeitschrift Pädagogik in der DDR, in der pädagogischen Forschung an der Akademie der Pädagogischen Wissenschaften und als Dozent an der Pädagogischen Hochschule Magdeburg. Er befasste sich auch nach 1989 als freiberuflicher Dozent mit brennenden politischen und bildungspolitischen Fragen, so mit den Veränderungen im Bildungssystem der Bundesrepublik nach 1990, und setzte sich mit Erscheinungen des Rechtsextremismus und der Gewalt unter Jugendlichen und der Möglichkeit pädagogischen Handelns auseinander.
Horst Adam war eher ein Mensch der leisen Töne. Seine ruhige und nachdenkliche Art hat die bildungspolitische Diskussion in der PDS und später in der LINKEN geprägt. Er war ein angenehmer Streitpartner, der immer auf Lösungen bedacht war. Und er ist neugierig geblieben, offen für Neues. Auch in der Wissenschaft.
In der Rosa-Luxemburg-Stiftung hat er sich um den Arbeitskreis Kritische Pädagogik verdient gemacht. Er hat ihn aus der Taufe gehoben, Mitstreiter*innen gewonnen und wissenschaftliche Kompetenz aus Ost und West zusammengeführt. Die von ihm betreute Reihe «Kritische Pädagogik - Manuskripte» erscheint seit 2012 und hat inzwischen einen stattlichen Umfang erreicht.
Horst konnte seine Arbeit für den Arbeitskreis auf Grund einer schweren Erkrankung im Jahre 2018 nicht wie gewohnt fortsetzen. Im April 2018 nahm er zum letzten Mal an einer Tagung des Arbeitskreises, die er noch selbst vorbereitet hatte, teil. Weitere Planungen gab es auch für das Jahr 2019. Doch aufgrund seines Gesundheitszustandes hat er die Arbeit in die Hände jüngerer Wissenschaftler*innen legen müssen.
Die wissenschaftliche Debatte zu Bildungsfragen in der Stiftung wurde in starkem Maße durch seine Handschrift geprägt. Dass er nun nicht mehr da ist, schmerzt uns sehr. Wir werden ihn in guter Erinnerung behalten.
Rosemarie Hein, Mitglied des GK Bildungspolitik