Ihr startet einen Podcast zu inklusiver Bildung - darunter versteht vermutlich jede*r etwas anderes. Was bedeutet für euch inklusive Bildung?
Eine inklusive Bildung sollte so gestaltet sein, dass möglichst alle Menschen daran teilhaben können. Dazu bedarf es einer Struktur, die sich an den Menschen orientiert und nicht umgekehrt sich Menschen einer Struktur anpassen müssen. Wir starten leider von einem Ausgangspunkt, in der Bildung in kapitalistisch, patriarchal und (post-)kolonial, normativ, ableistisch strukturierten Verhältnissen immer Ausschlüsse hervorbringt. Anknüpfend an diese Tatsache kann unser Podcast sich zwar auf den Weg zu inklusiver Bildung machen, dort aber voraussichtlich nicht ankommen. Denn schon durch das Medium, die Auswahl der Themen und Gäste schaffen wir Barrieren, die wiederum Menschen ausschließen.
Nichtsdestotrotz wollen wir uns auf diesen Weg machen und gemeinsam überlegen, wie eine Bildung, die möglichst vielen Menschen Teilhabe ermöglicht, aussehen kann. Wir wollen und müssen Schritte in Richtung einer gerechten, diskriminierungskritischen, reflexiven Bildung gehen. Wir wollen individuelle Lernerfahrungen mit gesellschaftlichen Verhältnissen verschränkt denken und kollektives und solidarisches Lernen verbindend erfahrbar machen. Wir sehen es als Aufgabe der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Kämpfe und Praxen einer inklusiven Bildung sichtbarer zu machen und Anstöße für Gestaltungsmöglichkeiten zu geben. Inklusion ist ein must have und kein nice to have!
Nina Borst und Songül Bitiş sind Referent*innen für Bildungspolitik des Studienwerks der Rosa-Luxemburg-Stiftung.
Was genau erfahren eure Hörer*innen in eurem Podcast?
Unsere Hörer*innen bekommen konkrete Erfahrungen und spannende Anregungen unserer verschiedenen Gäste – mit aktivistischen, akademischen, praktischen und biografischen Perspektiven. In den ersten Folgen tauschen wir uns über die Zusammenhänge zwischen Bildungsungleichheiten und inklusiver Bildung aus und überlegen, was unter dem Begriff inklusive Bildung überhaupt (un)vorstellbar ist. Daran anknüpfend werden wir uns einzelne Bildungsfelder – von Schule bis Beratung – genauer anschauen und herausfinden, welche Ansätze zu mehr Inklusion schon da sind und wie wir unserer Vision einer inklusiven Bildung ein kleines Stück näherkommen können.
Wen wollt ihr erreichen?
Wir wollen Menschen erreichen, die sich für eine Bildung einsetzen, die alle einschließt und einbezieht! Menschen, die durch Bildung etwas und sich bewegen wollen und an gesellschaftlicher Veränderung interessiert sind. Nicht zuletzt wollen wir diejenigen erreichen, die selbst Erfahrungen mit Bildungsungleichheiten gemacht haben und ihre Empowermentstrategien teilen wollen.
Ihr sagt, es geht auch darum Widersprüche zuzulassen – was meint ihr damit?
Wir werden mit diesem Podcast nicht die eine Wahrheit finden, die schwupsdiwups Gerechtigkeit im Bildungssystem herstellt. Auf die Frage, ob und welche Schritte trotzdem sinnvoll sind, gibt es verschiedene Antworten und unterschiedliche Perspektiven. Die wollen wir sichtbar machen und dabei aushalten, dass diese Antworten durchaus ambivalent sein können und in verschiedene Richtung denken oder fühlen. Dazu gehört auch, dass wir auf dem Weg zu einer inklusiven Bildung nicht immer alles verstehen können und dass wir auch lernen uns darauf einzulassen, um gemeinsam neue Wege zu finden.