Nachricht | Erinnerungspolitik / Antifaschismus - Osteuropa - Umkämpftes Erinnern im Osten Konzentrationslager im Unabhängigen Staat Kroatien

Die Ustascha gründete bis zu 30 Lager, die Spitze des kroatischen Terrorsystems.

Denkmal des Konzentrationslagers Jasenovac Petar Milošević / Wikimedia Commons

Am 6. April 1941 wurde Jugoslawien durch das Deutsche Reich, Italien und ihre Verbündeten Ungarn und Bulgarien angegriffen, der Widerstand der jugoslawischen Armee dabei schnell gebrochen. Vier Tage später marschierte die Wehrmacht in Zagreb ein. Radio-Zagreb verkündete die Proklamation des Unabhängigen Staats Kroatien. In diesen Tagen hatte niemand eine klare Vorstellung von der politischen Zukunft des Landes. Nachdem die Deutschen es nicht geschafft hatten, den Führer der Kroatischen Bauernpartei (der stärksten kroatischen Partei) Vladko Maček zu überreden die Macht zu übernehmen, nahmen sie das italienische Angebot an, mit Ante Pavelić den Gründer und Führer der faschistischen Ustascha-Bewegung an die Spitze des neuen Staates zu bestellen. Pavelić kehrte Mitte April aus dem Exil nach Zagreb zurück. Mit ihm kamen auch an die 500 Ustascha-Emigranten[1] aus Italien, Ungarn und anderen Staaten.

Ivo Goldstein ist Historiker. Er promovierte in Geschichte an der Universität Zagreb. Seit 2001 ist er ordentlicher Professor an der Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften in Zagreb.

Mit seinen engeren Mitarbeitern hatte Pavelić schon in der Emigration intensiv an der Ausarbeitung eines politischen Programms, der wichtigsten Gesetze und der beabsichtigten staatlich-administrativen Struktur gearbeitet. Es musste eine „neue Ordnung“ geschaffen werden, ganz nach dem italienisch-deutschen Modell: Kult der Nation, des Staates und des Führers. Pavelić nahm den Titel eines „Poglavnik“ an, was ungefähr den deutschen und italienischen Begriffen „Führer“ und „Duce“ entsprach.  Von Beginn an lehnten die Ustascha jedwede staatsrechtliche Beziehung zu anderen jugoslawischen Völkern ab. Sie propagierten eine nationale Exklusivität – zunächst gegenüber den Serben, etwas später dann auch gegenüber Jüdinnen und Juden und schließlich auch gegenüber den Roma.

Unmittelbar nach Gründung des Unabhängigen Staates Kroatien gingen die neuen Machthaber an die Errichtung eines Terrorsystems. Schon am Folgetag der Machtübernahme (17. April) verkündeten die Ustascha das Gesetz über die Verteidigung von Volk und Staat, das später/bald zur Grundlage des Terrors werden sollte – von Massenerschießungen von Geiseln bis hin zur Etablierung der Konzentrationslager. Zu den regulären Gerichten gesellten sich zudem Sondergerichte. Die Gefährdung des Staates, worunter auch das Hören unerwünschter Radioprogramme gehörte (ausgestrahlt von der BBC oder später dann von sowjetischen oder von jugoslawischen Partisanen betriebener Sender), wurde schon im Ansatz als Hochverrat klassifiziert und mit der Todesstrafe geahndet. Die Rassengesetze, in denen die arische und nichtarische Herkunft definiert worden waren, wurden am 30. April verkündet. Sie stellten die Grundlage für alle späteren antisemitischen Maßnahmen dar. In kürzester Zeit hat der Unabhängige Staat Kroatien die nazistische Gesetzgebung übernommen, in einigen Segmenten sogar mit bedeutenden Verschärfungen.

In den ersten drei Monaten des neuen Regimes verlor die jüdische Bevölkerung ihre staatsbürgerlichen Rechte, sie musste ein gelbes Band tragen, wurde aus ihren Wohnungen und Häusern vertrieben, Geschäfte und andere Immobilien wurden konfisziert, Synagogen zerstört oder in Brand gesetzt. Von den etwa 40.000 Jüdinnen und Juden, die auf dem Territorium des Unabhängigen Staates Kroatien noch im April 1941 gelebt haben, überlebten lediglich knapp 9.000. Auf Grundlage der gleichen Rassengesetze wurden während des Krieges auch fast alle Roma ermordet, insgesamt um die 20.000 Personen.

Mit Hilfe besonderer Gesetzesrichtlinien unterlagen auch die Serben zahlreichen Einschränkungen, doch hatten die Ustascha-Machthaber weder einen präzisen, noch offiziell bestätigten Plan, was mit den gut zwei Millionen in den Grenzen des Staates lebenden Serben geschehen sollte. Eines der Hauptanliegen der Ustascha-Ideologie war die Errichtung eines ethnisch reinen Gebiets. Während die Stellung der Juden, und auch der Roma, mit den Richtlinien über die Rassenzugehörigkeit bestimmt worden war, vertrat ein bedeutender Teil der Ustascha-Funktionäre den Standpunkt, die „serbische Frage“ ließe sich nach dem Grundsatz lösen: „ein Drittel ermorden, ein Drittel vertreiben, ein Drittel umtaufen“. Diese Maxime wurde nie in einem programmatischen Dokument aufgenommen, auch findet sie sich nicht in den Druckerzeugnissen der Ustascha. Doch sie wurde umgesetzt.

Massendeportationen von Serben nach Serbien begannen Anfang Juli 1941, der gewaltsam eingeforderte Übertritt zum Katholizismus wurde aber in all den Monaten durchgeführt. In der Zwischenzeit, ab Mai 1941, gab es zunächst vereinzelte, später dann kollektiv ausgeführte Morde. Anfang Juli kam es schließlich erstmals zu einem in drei serbischen Dörfern in der Lika (200km südlich von Zagreb) verübten Massaker, bei dem massenweise auch Alte, Frauen und Kinder ermordet wurden.

Die Spitze des Terrorsystems, sozusagen die Endphase in der „Lösung der Juden-, Serben- und Roma-Frage“, aber auch bei der Abrechnung mit politischen Gegnern, war die Gründung und Organisation des Konzentrationslagersystems. Das Regime der Ustascha gründete bis zu 30 ihrem Charakter nach unterschiedliche Lager.

Das erste Sammellager Danica in der Nähe von Koprivnica, 90 Kilometer nordöstlich von Zagreb, wurde schon im April 1941 eingerichtet. Die erste große Gefangenengruppe waren 504 männliche Serben. Kurz darauf erreichte ein Transport aus Zagreb das Lager, hauptsächlich Juden. In den folgenden Monaten gingen bis zu 5.000 Menschen durch das Lager. Viele von ihnen wurden in andere Lager deportiert, unter anderem in die Lager Gospić, Jasenovac oder Stara Gradiška.

Die Gesetzliche Ausnahmerichtlinie und Anordnung vom 26. Juni 1941, vom „Poglavnik“ Ante Pavelić selbst unterzeichnet, war der erste staatliche Akt mit Gesetzeskraft, in dem das Konzentrationslagersystem (unter der Bezeichnung „Gefangenenauffanglager“) erwähnt wurde. Durch diese Richtlinie vergrößerte sich der gesetzliche Rahmen für alle Formen der Verfolgung im Unabhängigen Staat Kroatien und – insbesondere –die Massenverhaftungen und Deportationen an der jüdischen Bevölkerung legalisiert. Da es bekannt sei, dass „Juden zum Zwecke der Beunruhigung der einfachen Bevölkerung Lügen verbreiten, und mit ihren bekannten spekulativen Methoden die Versorgung der einfachen Bevölkerung erschweren, werden sie dafür kollektiv haftbar gemacht und ihnen gegenüber wird dementsprechend vorgegangen. Zwecks strafrechtlicher Verantwortung werden sie in Strafgefangenenlager unter freiem Himmel untergebracht.“ Dieser Text wurde mit der Anordnung verschickt, dass er „innerhalb von drei Tagen in allen Zeitungen auf der Titelseite veröffentlicht, drei Tage lang dreimal täglich im Radio verlesen und in allen Städten plakatiert“ werden müsse. Im gesamten Staat war dies das Signal, dass die Massenverhaftungen und Deportationen in die Konzentrationslager fortgeführt werden, und zwar, wie sich bald zeigen sollte, auch die von Frauen und Kindern. Indes, wurde die Mehrheit der Gefangenen an der Gesetzlichen Ausnahmerichtlinie vorbei in die Lager deportiert und dort teilweise ermordet – einzig nach genozidalen (Serben und Juden) und willkürlichen Kriterien (Kroaten, Antifaschisten und Regimegegner).

In der letzten Juniwoche wurde das Lagersystem Gospić (200 Kilometer südlich von Zagreb) in Betrieb genommen. Es bestand aus Gefängnissen, Konzentrationslagern und mehreren, improvisierten Auffang- und Sammelstellen in der Stadt Gospić, aus zwei Lagern auf der Insel Pag und zwei Lagern im Velebit-Gebirge. Diese vier Lager waren die ersten Todeslager und mit ihnen erreichte das Terrorsystem der Ustascha seinen Höhepunkt. Die Endphase des Genozids begann – Massentötungen. Die wichtigsten Orte der Massenliquidation waren Jadovno im Velebit-Gebirge und Slana auf der Insel Pag. In den folgenden anderthalb Monaten bis Mitte August kamen deportierte Serbinnen und Serben sowie Jüdinnen und Juden aus dem gesamten Staatsgebiet dorthin. In Gospić wurden sie gefesselt und in Kolonnen ins Velebit-Gebirge geschickt, Richtung Jadovno, etwa 22 Kilometer entfernt. Im tiefen Wald des Velebit-Massivs, auf einer schwer zugänglichen Lichtung ohne Straßen und Wege und auf einer Höhe von 1200 Metern, mussten die Gefangenen darauf warten, dass sie von den Ustascha in eine der Karsthöhlen geführt werden, wo sie dann mit Maschinengewehren getötet und in die Höhlen geworfen wurden. In den folgenden Wochen starben auf diese Weise alle Gefangenen aus Jadovno.

Ein anderer Teil der Gefangenen wurde aus Gospić zumeist per Lastwagen nach Karlobag überführt und von dort dann auf Kähnen auf die Insel Pag, nach Metajna und Slana. Das Lager in Slana befand sich auf einer felsigen Anhöhe, dem kalten Fallwind Bora schutzlos ausgeliefert, ohne Wasser oder Schutz durch Bäume oder Sträucher. Die Gefangenen mussten hart arbeiten. In Metajna wiederum waren Frauen und Kinder untergebracht. Die Massentötungen begannen unverzüglich. In etwas mehr als einem Monat kamen, Angaben eines italienischen Lageraufsehers zufolge, auf Pag etwa 4.000 Menschen ums Leben.

Schon im Lagersystem von Gospić (später dann auch in Jasenovac) bestand eine Form der Vernichtung von Insassen im Aushungern und Überlasten – getreu des nazistischen Konzeptes der Vernichtung durch Hunger. Es wird geschätzt, dass die Insassen des Lagersystems der Ustascha in besonders schwierigen Zeiten lediglich zwischen 500 und 700 Kalorien erhielten, was nicht einmal für den bloßen Lebenserhalt ausreichte, geschweige denn unter Bedingungen schwerster physischer Anstrengung.

Nachdem die italienische Armee Kenntnis von diesen Verbrechen erhielt, und aufgeschreckt durch das Erstarken der Partisanenarmee, besetzte sie Mitte August die gesamte Adriaküste samt Hinterland, somit auch die Insel Pag und die Lika. Die Ustascha mussten sich aus diesem Gebiet zurückziehen, wodurch auch das Lagersystem Gospićgeschlossen wurde. Die überlebenden Lagerinsassen (etwa 3500 Personen) wurden zwischen dem 19. und 21. August 1941 in das Landesinnere überführt. Männer wurden direkt in das Lager Jasenovac gebracht.

Es wird geschätzt, dass im Lagersystem Gospić um die 25.000 Menschen ermordet worden sind. Die große Mehrheit waren Serben, etwa 2500 waren Juden. Ermordet wurden auch Kroaten und Roma.

Ungefähr 3000 Serben und Juden, die das Lagersystem Gospic überlebt hatten, bildeten die ersten Insassen des Lagersystems Jasenovac (eine Siedlung ca. 110 Kilometer südöstlich von Zagreb gelegen). Nach ihrer Ankunft wurden diese Gefangenen in Übergangslager in den umliegenden Dörfern untergebracht (Jasenvac I und II). Parallel dazu begannen die Ustascha-Planer damit, ihre Idee eines Lagers östlich von Jasenovac, auf dem Gebiet eines Industriekomplexes, umzusetzen. Der Bau dieses Lagers dauerte einige Monate, weshalb in das Lager Jasenovac III (Ziegelei) die ersten Insassen im November 1941 ankamen. Dieses Lager was das Hauptlager des Lagersystems Jasenovac.

Jasenovac IV wurde als kleineres Arbeitslager zu Beginn 1942 errichtet im Ortskern von Jasenovac, in einer ehemaligen Lederfabrik. Das Straflager Stara Gradiška (30 Kilometer östlich von Jasenovac) wurde in ein „Mehrzwecklager“ umfunktioniert und als Jasenovac V dem Lagersystem Jasenovac zugeordnet.

Bis zur Befreiung und Auflösung des Lagers am 22. April 1945 war das Lagersystem Jasenovac das bei weitem größte Lagersystem auf dem Gebiet des Unabhängigen Staates Kroatien. Gleichzeitig war es das größte europäische Lagersystem im Zweiten Weltkrieg, in dem ohne direkte Teilnahme deutscher Nazis massenhaft getötet wurde.

Das Konzentrationslagersystem Jasenovac war ein Mehrzwecklager. Den Ustascha-Machthabern diente es teilweise als Sammel-, Straf- und Arbeitslager, zwischenzeitlich auch als Transit- und Gefangenenlager, doch seiner grundsätzlichen Funktion und Auswirkung nach war es in erster Linie ein Konzentrations- und Vernichtungslager. Von den 120.000 bis 130.000 Menschen, die in das Lagersystem kamen, starben die allermeisten. Zwischen 83.000 und 100.000 Menschen wurden getötet oder starben durch Folter, Krankheit und Hunger. Davon waren zwischen 45.000 und 52.000 Serben, etwa 17.000 Juden, 20.000 Roma und ungefähr 5000 Kroaten. Die restlichen Gefangenen wurden zur Zwangsarbeit in der Kriegsindustrie ins Deutschen Reich geschickt, oder aber im vom Krieg besonders stark betroffene Gebiete umgesiedelt. Einige wurden auch im Austausch mit gefangenen Deutschen oder Ustascha an die Partisanen übergeben. Nur wenige schafften es, durch Beziehungen oder Amnestien, nach Hause entlassen zu werden. Der Hauptcharakterzug des Lagers Jasenovac als Todeslager wurde gegen Ende des Krieges bestätigt, als in den letzten Kriegswochen von den 2000 bis 3000 Lagerinsassen niemand freigelassen worden ist. Alle wurden getötet, bis auf jene 169, die am 22. April 1945 infolge des Ausbruchs aus dem Lager flohen, sich versteckten oder ihr Leben auf andere Art und Weise retten konnten.

Die Mehrheit der in das Lager Jasenovac deportierten Menschen wurde nicht registriert, sie wurden zumeist unverzüglich nach Gradina oder andere Richtplätze abgeführt. Dabei handelte es sich zumeist um „Frauen, Kinder oder über Sechzigjährige“, die zu „leichterer Arbeit“ abkommandiert wurden. Auch arbeitsfähige Männer wurden getötet, falls die Lagerleitung der Meinung war, dass das Lager überfüllt sei. Diese Praxis war durchdacht und sagt einiges über den Grundzug des Lagers aus.

Der Lagerleitung war es während der ersten Monate, teilweise aber auch später (im Laufe des Jahres 1942) nicht daran gelegen, die ankommenden Gefangenen zu registrieren, mehr noch, sie stellte sich dagegen. Die Existenz eines solchen Verzeichnisses hätte eine Überprüfung der Zahlen der in das Lager Angekommenen, und einen Vergleich mit der Zahl der Überlebenden ermöglicht.

Serben, Roma und Juden wurden praktisch ausnahmslos getötet, ohne Unterschiede – dem genozidalen Plan folgend und aufgrund ihrer Rasse, ihrer nationalen oder religiösen Zugehörigkeit. Vom in Jasenovac begangenen Genozid zeugt das Schicksal der Roma – der heute gültigen Opferliste des Mahnmals Jasenovac (auf der 83.145 Namen eingetragen sind) zufolge wurden 5688 Roma-Männer, 4877 Roma-Frauen und 5608 Roma-Kinder bis zu einem Alter von 14 Jahren ermordet. Unter den getöteten Serben sind deutlich mehr Männer (21.783) als Frauen (13.206), doch ist die Zahl der getöteten serbischen Kinder (12.683) beinahe identisch mit denen der Frauen, was beweist, dass ein Genozid verübt wurde. Der Grund, weshalb in Jasenovac mehr Serben als Serbinnen getötet wurden, liegt darin begründet, dass in einigen Situationen in das Lager lediglich Männer deportiert wurden und in anderen wiederum ganze Familien. Die Zahl der getöteten Jüdinnen (3753) und ihrer Kinder (1601) ist nur deshalb deutlich geringer als diejenige der getöteten jüdischen Männer (7762), weil jüdische Frauen und Kinder, außer im Lagersystem Jasenovac, auch in anderen Lagern und in Auschwitz ermordet wurden. Kroaten, muslimische Bošnjaken und alle anderen starben entweder als Regimegegner, oder weil sie aus anderen Gründen den Ustascha-Machthabern im Wege standen.

Jüdische Frauen und Kinder, die das Lager in Metajni überlebt hatten, wurden im August 1941 in das Lager Lobograd im „Hrvatsko zagorje“ (Kroatisches Hochland) verlegt. Dies wurde von der Ustascha gegründet, aber von der nationalsozialistischen Einsatzstaffel der Deutschen Mannschaft geführt und betrieben. Dort warteten die Gefangenen, ohne es zu wissen, auf das Todesurteil der Nazis und Ustascha. Ein Jahr später, im August 1942, wurden sie, nahezu ohne Ausnahme, nach Auschwitz gebracht.

Praktisch zur gleichen Zeit wurde auch das Lager Đakovo gegründet, in erster Linie für jüdische Frauen und Kinder. Als in den folgenden Monaten eine Typhus-Epidemie im Lager ausbrach, starben von 3800 Insassen über 600. Die Ustascha-Machthaber befürchteten, dass sich die Epidemie auf die nahegelegene Stadt Đakovo ausbreiten könnte und verlegten im Juni 1942 alle überlebenden Insassen nach Jasenovac, wo sie recht bald alle getötet wurden.

Das Lager Tenja in der Nähe der slawonischen Stadt Osijek wurde 1941 gegründet. In den Jahren 1941 und 1942 wurden dort nach und nach die bis zu 3000 Juden aus Osijek und anderen slawonischen Städten interniert. Im August 1942 wurden sie dann im Rahmen einer großangelegten Deportation nach Auschwitz gebracht.

Einige Lager auf dem 1941 von Italien annektierten Territorium des Unabhängigen Staates Kroatien wurden auch durch die italienischen Faschisten organisiert. Zum Teil handelte es sich dabei um Lager für Juden, die vor den Ustascha geflohen waren. Auf Grundlage eines Befehls von Benito Mussolini organisierte die italienische Okkupationsmacht sogenannte „liberale Konfinationen“. Der Unterschied zu klassischen Lagern war enorm. Häufig handelte es sich um Unterkünfte in verlassenen Hotels, wo die italienischen Soldaten lediglich aufpassten, dass die Gebäude nachts nicht verlassen wurden oder tagsüber niemand in andere Wohnviertel ging.

Im Sommer 1942, als italienische Militäreinheiten einige Großoffensiven auf dem Gebiet von Gorski Kotar (im Nordwesten Kroatiens) und dem Südwesten Sloweniens gegen die dort sehr aktiven Partisanen Titos begannen, wurden viele Dörfer gebrandschatzt, die gefangen genommenen Partisanen erschossen und der zivile Teil der Bevölkerung in Lager gebracht. Das größte dieser Lager war Kompro auf der Adriainsel Rab, doch gab es auch Lager in Italien (z.B. in Gonars). In diesen Lagern gab es zwar keine Tötungen, doch waren die Ernährungslage sowie die hygienischen und gesundheitlichen Bedingungen so katastrophal, dass mehrere hundert Kinder und Ältere verstarben.

In den vergangenen Jahrzehnten existieren starke und organisierte Versuche, die Ustascha-Verbrechen zu klein zu reden und/oder zu relativieren, sie sogar zu negieren. Gleichzeitig versuchen extremistische Kreise in Serbien seit den 1980er Jahren die Zahl der Opfer von Jasenovac künstlich zu erhöhen, gepaart mit dem Mythos über einen vermeintlich „mörderischen Charakter der Kroaten“. Diese revisionistischen Mythen haben keinerlei Entsprechung in der historischen Realität. Die Ustascha-Bewegung, genauso wie der Unabhängige Staat Kroatien, war kollaborationistisch und verbrecherisch. Tatsache ist, dass viele Kroaten dies mit der Zeit erkannt und sich Titos Partisanen angeschlossen haben. Dies war die einzige Möglichkeit das kroatische Volk vom Makel zu reinigen, den die Ustascha auf ihn geworfen haben.    


[1]Anfang 1929 schaffte Alexander, König von Jugoslawien, sowohl die Verfassung, als auch die Nationalversammlung und politische Parteien ab. Danach begann die Verfolgung von politischen Oppositionellen. Ante Pavelić, der Vorsitzende der extremen rechten Partei (Hrvatska stranka prava) floh von Zagreb nach Italien. Dies markiert den Beginn der Emigration. In den darauffolgenden Jahren folgten ihm einige hundert Anhänger. Im Jahr 1932 überfiel eine Gruppe dieser Emigranten eine Polizeistation in Brušani. Die Polizei konnte einige Personen festnehmen, andere flohen ins Ausland. Weitere Polizeirepressionen gegen die lokale Bevölkerung verschlechterten die weiteren Beziehungen. Diese Vorkommnisse sind als Velebit-Aufstand bekannt und Mitglieder der Ustasha-Bewegung nehmen dies als Gründungsmoment ihrer Organisation.