Nachricht | Krieg / Frieden - Westafrika Ein neuer Bürgerkrieg in Mosambik

Der «Islamische Staat» in Cabo Delgado

Eine Mutter und ihre Kinder bereiten sich auf die Nacht in einer römisch-katholischen Kirche in der Stadt Pemba an der Nordostküste von Mosambik vor, 29. April 2019. Die humanitäre Krise im Norden Mosambiks breitet sich schnell aus: Mehr als 650.000 Menschen wurden durch den Aufstand islamistischer Extremisten in der Provinz Cabo Delgado vertrieben, und fast 1 Million Menschen benötigen humanitäre Hilfe. picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Tsvangirayi Mukwazhi

Seit 2017 tobt in der nordmosambikanischen Provinz Cabo Delgado ein brutaler Aufstand. Er begann mit einer Reihe von Anschlägen radikalislamischer Gruppen und hat sich seitdem zu einem Bürgerkrieg entwickelt, dem bereits mehr als 2600 Menschen zum Opfer fielen.

Die Eskalation des Konflikts in der erdgasreichen Provinz ist von der globalen politischen Öffentlichkeit bislang kaum wahrgenommen worden. Die politischen Akteure indes – die Europäische Union, die Vereinigten Staaten und die Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrika (SADC) – üben zunehmend Druck aus und signalisieren ihre Bereitschaft zur (auch militärischen) Unterstützung der mosambikanischen Regierung. Insbesondere die Sicherheitstroika der SADC befürchtet ein Übergreifen des Konflikts auf die Nachbarländer und zeigt sich besorgt über die humanitäre Krise und die Menschenrechtsverletzungen, die vor allem von den Aufständischen begangen werden. Der regionale Block hat vorgeschlagen, eine 3000 Mann starke Armee zur Unterstützung Mosambiks zu entsenden. Die Regierung in Maputo steht Angeboten zum militärischen Training und zur Ausrüstung positiv gegenüber, lehnt allerdings ausländische Truppen auf ihrem Territorium mit dem Hinweis auf die Wahrung der territorialen Souveränität kategorisch ab.

Manche der ausländischen Akteure zeigen sich wohl auch deshalb an einer Beilegung des Konfliktes interessiert, weil vor zehn Jahren riesige Gasvorkommen vor der mosambikanischen Küste entdeckt wurden, deren Ausbeutung seit einigen Jahren von internationalen Konsortien vorbereitet wird. Beteiligt sind u.a. die Ölkonzerne Total (Frankreich), ENI (Italien) und ExxonMobile (USA).

Die aufständische terroristische Organisation bezeichnet sich selbst als Ansar Al-sunna, die Einheimischen nennen sie Al-Shabaab. Für das US-Außenministerium handelt es sich um den «Islamischen Staat-Mosambik» (ISIS-Mosambik), der von einer Person namens Abu Yasir Hassan geführt werde.

Über die Ursache des Aufstands gibt es eine Reihe unterschiedlicher Interpretationen. Zunächst machte die Regierung von Mosambik lediglich «Banditen» für den Konflikt verantwortlich, die vor Ort Chaos stiften wollten, um die territoriale Kontrolle durch die Regierung zurückzudrängen. Später wandelte sich das Narrativ zu einer Gruppe von Ausländern, die sich gegen die Entwicklung Mosambiks verschworen hätten, bevor die Regierung schließlich einräumte, dass sie mit terroristischen Angriffen des «Islamischen Staats» konfrontiert sei. Andere Beobachter*innen machen für den Konflikt den Drogenhandel im küstennahen Norden Mosambiks und die Fragilität der Grenze zur Republik Tansania verantwortlich. Allerdings liegen diesem Bürgerkrieg, wie allen derartigen Konflikten, verschiedene Ursachen zugrunde, einschließlich historischer sozialer, politischer, religiöser und wirtschaftlicher Marginalisierung der Region und ihrer Bewohner*innen.

Um die Situation und Dynamik der Auseinandersetzungen zu verstehen, gab das Büro der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Johannesburg eine Studie in Auftrag, die dem Konflikt seit seinen Anfängen nachgeht. Die Ergebnisse der Recherchen von Jasmin Opperman und Piers Pigou werden nun unter dem Titel«Conflict in Cabo Delgado: From the frying pan into the fire?» veröffentlicht. Der Bericht gibt einen Überblick über den islamistischen Aufstand, der sich seit Oktober 2017 in Cabo Delgado entfaltet, und soll die Diskussion über die Herausforderungen und Optionen zur Bewältigung des Konflikts fördern.

Die nur in englischer Sprache vorliegende Studie findet sich unten.

Die Autoren:

  • Piers Pigou, Senior Consultant für das südliche Afrika bei der International Crisis Group.
  • Jasmine Opperman ist Analystin beim Armed Conflict Location & Event Data Project (ACLED).