Mindestens 40 Millionen Menschen sind derzeit von „moderner Sklaverei“ betroffen. Zu diesem Ergebnis kommt die Internationale Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen. Das Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung erfasste insgesamt 534 verschiedene Routen des Menschenhandels. Mehr als 120 Länder gaben an, Betroffene aus über 140 verschiedenen Herkunftsländern entdeckt zu haben. Mit dem druckfrisch vorliegenden „Atlas der Versklavung“ werden in 55 Grafiken auf 60 Seiten erstmals zahlreiche Daten und Fakten über Zwangsarbeit und Ausbeutung veranschaulicht und damit begreifbarer.
Betroffene wehren sich – häufig unterstützt von der Zivilgesellschaft – kollektiv gegen die Versklavung. Dennoch: Die moderne Sklaverei erhält nicht die Aufmerksamkeit, die nötig wäre, um sie zu beenden. Und so erfahren versklavte Menschen von staatlicher Seite nur wenig Beistand: Nur etwa 0,2 Prozent der weltweiten Fälle von Sklaverei werden untersucht und strafrechtlich verfolgt. Und während mit Zwangsarbeit – einer Form von Sklaverei – jährlich schätzungsweise 150 Milliarden US-Dollar Gewinn erwirtschaftet werden, geben die OECD-Länder im gleichen Zeitraum nur 0,08 Prozent dieses Betrags für die Bekämpfung der Sklaverei aus.
„Sklaverei erscheint den meisten Menschen als Relikt aus vergangenen Zeiten. Und wenn nicht das, dann zumindest als abstraktes und weit entferntes Phänomen. Aber sie ist ganz nah, im Palmöl unserer Kosmetika, unserer Kleidung und den Rohmaterialien in unseren Smartphones“, sagt Daniela Trochowski, Geschäftsführerin der Rosa-Luxemburg-Stiftung. „Häufig folgt die Versklavung von Menschen auf ihre soziale Ausgrenzung, Einkommensverlust, Analphabetismus, staatliche Instabilität oder einen unsicheren Einwanderungsstatus. Diese extreme Ungleichheit macht Menschen verwundbar und unterdrückbar. Sklaverei kann nur dadurch beendet werden, dass die Wirtschaft reguliert, der Zugang zu sozialen Rechten verbessert und legale Formen der Migration ermöglicht werden“, so Trochowski.
Zwangsarbeit und Arbeitsausbeutung finde auch in Deutschland in vielen Branchen statt, ergänzt Kim Weidenberg von „Arbeit und Leben Berlin Brandenburg“:
„Das geschieht unter Ausnutzung einer persönlichen oder wirtschaftlichen Notlage, der Unkenntnis von Sprache und Arbeitsrechten, mittels Täuschung und Drohungen – unsichtbar und ganz ohne Ketten. Es ist wichtig, dass der Zugang zu Rechten für die Betroffenen gewährleistet ist durch einen flächendeckenden Ausbau und langfristige Finanzierung von Fachberatungsstellen. Subunternehmerketten begünstigen ausbeuterische Arbeitsverhältnisse und sollten branchenübergreifend unterbunden werden. Regelmäßige Kontrollen des Zolls können Arbeitsausbeutung entgegenwirken.“
Weitere Informationen:
Der Atlas der Versklavung 2021 steht ab dem 10.11. um 10 Uhr unter www.rosalux.de/atlasderversklavung zum Bestellen und Download bereit. Der Atlas kann für Unterrichtszwecke auch klassensatzweise bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung bestellt werden.
Zur Teilnahme an der Pressekonferenz ist eine Anmeldung erforderlich. Vor Ort gilt die 3G-Regel – Zutritt nur für Geimpfte, Getestete und Genesene. Bitte halten Sie den entsprechenden Nachweis bereit.
Jannine Hamilton
Presse | Politische Kommunikation | Rosa-Luxemburg-Stiftung
Straße der Pariser Kommune 8A | 10243 Berlin
E-Mail: jannine.hamilton@rosalux.org
Telefon: 030-44310-479