Als Emilie Schindler im Sommer 2001 mit Erika Rosenberg nach Berlin kam, um hier ihren Lebensabend zu beschließen, besuchten beide auch die Rosa-Luxemburg-Stiftung. Projekte biografisch-historischen Lernens mit ZeitzeugInnen/AkteurInnen der Zeitgeschichte waren in der Rosa-Luxemburg-Stiftung seitdem ein wichtiges Element unserer Kooperationsbeziehungen mit Schulen. Inzwischen nehmen ZeugInnen von ZeitzeugInnen, wie Prof. Erika Rosenberg, zunehmend das Erbe kommunikativen Erinnerns an den mutigen Widerstand gegen den menschenverachtenden Hitlerfaschismus auf.Die Rosa-Luxemburg-Stiftung unterstützt dieses Anliegen und fördert antirassistische Bildungsprojekte unter der Jugend. Die Erinnerung an den mutigen Einsatz von Emilie und Oskar Schindler zur Rettung vieler Juden vor ihrer Ermordung in Auschwitz nimmt dabei einen wichtigen Platz ein.
Wer war Oskar Schindler wirklich, der während des II. Weltkrieges mehr als 1.300 Juden das Leben rettete und durch Steven Spielbergs Film «Schindlers Liste» berühmt wurde?
Wie gedenken «seine Schindlerjuden» und ihre Nachkommen heute ihrem Retter? Wie ging es mit seinem eigenen Leben nach dem Krieg weiter? Die persönlichen Dokumente und Briefe, die 1999 auf einem Dachboden in Hildesheim gefunden und von Erika Rosenberg aufbereitet wurden, geben Aufschluss. Dabei erscheint nicht nur der «Held» Schindler in neuem Licht; auch der Mensch, Oskar Schindler, wird uns nahegebracht.
Die weltweit gewürdigte Tat von Oskar Schindler wurde aber auch und gerade erst möglich durch die Frau an seiner Seite – Emilie Schindler. «In Schindlers Schatten» blieb sie allerdings auch im Film «Schindlers Liste». Sie selbst fand für ihr lebensrettendes Engagement sehr schlichte Worte: «Ich hatte das Glück, Menschen zu helfen, denen es elend erging, und habe, soweit es in meinen Kräften stand ..., dazu beizutragen versucht, diese Welt ein wenig zu verbessern ... Die Moral meiner Geschichte ist einfach: Jeder Mensch hat ein Recht auf Leben.» Ihr eigenes Leben nach dem Krieg in Argentinien war sehr entbehrungsreich und zurückgezogen. Erika Rosenberg hat die Erinnerungen dieser unbeugsamen, stillen Heldin für die Öffentlichkeit aufgearbeitet. Ihre Lesungen zu «Ich, Emilie Schindler. Erinnerungen einer Unbeugsamen» und «Ich, Oskar Schindler. Die persönlichen Aufzeichnungen und Dokumente» sowie ihre persönlichen Erinnerungen an Emilie Schindler sind Gegenstand zahlreicher Lesungen und Gespräche in Deutschland. 1990 hatte sie diese bewundernswerte Frau kennen und lieben gelernt. Erika Rosenberg hat Emilie Schindler bis zu ihrem Tode im Oktober 2001 begleitet.