Nachricht | Arbeit / Gewerkschaften - Staat / Demokratie - Kapitalismusanalyse Griechenland: Demokratie unter Beschuss

Arbeitskämpfe und Solidarität in Zeiten der Krise. Veranstaltungstour mit griechischen GewerkschafterInnen vom 13.-17.3.

Die Angriffe:

Unter dem Diktat der Troika finden in Griechenland momentan beispiellose Angriffe auf grundlegende soziale und demokratische Rechte statt. Die griechische Bevölkerung wird durch nicht endende Sparmaßnahmen ins Elend gestürzt und die Wirtschaft so abgewürgt. Der Sozialstaat wird eingedampft, der Mindestlohn dramatisch gekürzt, Löhne und Renten sinken. Bereits 30% der Bevölkerung leben in Armut, die Arbeitslosigkeit ist offiziell auf  20% gestiegen, die Jugendarbeitslosigkeit sogar auf 40%. Zugleich werden die Arbeitsrechte so intensiv wie nie zuvor in der europäischen Geschichte angegriffen. Die Tarifautonomie wird erheblich eingeschränkt, Massenentlassungen und Unsicherheit bestimmen das Leben vieler.

Die Kämpfe:

Die griechische Bevölkerung setzt diesem Angriff ihren Widerstand und ihre Würde entgegen. In zahlreichen Generalstreiks protestierte sie gegen die Kürzungen und gegen eine Politik im Interesse von Banken, Konzernen und Gläubigern. In diesem Rahmen brach eine Welle starker Arbeitskämpfe aus, die in Deutschland bisher kaum Beachtung gefunden haben:

  • Seit dem 1. November 2011 befinden sich die Arbeiterinnen und Arbeiter des Unternehmens Griechische Stahlindustrie (Chalyvourgia Elladas) nach einstimmiger Entscheidung im Dauerstreik als Antwort auf Massenentlassungen und Erpressungen seitens des Arbeitgebers.
  • Die Belegschaft der Eleftherotypia-Zeitung (Ελευθεροτυπία), einer der bekanntesten griechischen liberalen Zeitungen mit einer großen Auflagenhöhe, streikt seit Dezember. Die Arbeitnehmer, Journalisten, Grafiker und Drucker haben seit Sommer 2011 keine Gehälter mehr bekommen. Sie beschlossen, die Zeitung in Selbstverwaltung und ohne die Beteiligung der Geschäftsführung zu produzieren. Das erste Blatt der selbstverwalteten Eleftherotypia erschien am Mittwoch, den 15. Februar.

Die Gäste:

In dem Bemühen, über die Situation in Griechenland zu informieren, die Botschaft der Arbeitskämpfe weiterzutragen und internationale Solidarität mit ihnen zu organisieren, hat die Rosa-Luxemburg-Stiftung zusammen mit Real Democracy Now, einer Gruppe in Berlin lebender griechischer Aktivisten, Streikende aus aktuellen Arbeitskämpfen eingeladen:

  • Konstantina Daskalopulou, Journalistin der linksliberalen Tageszeitung Eleftherotypia (Ελευθεροτυπία).
  • Panagiotis Katsaros, Stahlarbeiter im Stahlwerk Chalyvourgia  Elladas.
  • Apostolos Kapsalis, Arbeitsrechtler, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsinstitut des griechischen Gewerkschaftsbundes GSEE. Sein Schwerpunkt sind die Auswirkungen der gegenwärtigen Troika-Politik in Griechenland aufs Arbeitsrecht und die mit ihnen verbundene Einschränkung der Tarifautonomie.

Die Tour:

  • Berlin, 13.03.2012, 18 Uhr: IG Metall, Alte Jakobstraße 149
    Veranstalter: Real Democracy Now! Berlin/GR, Arbeitskreis Internationalismus der IG Metall Verw.St. Berlin, ver.di Fachbereich Medien, Kunst und Industrie, Berlin-Brandenburg, Bündnis «Wir zahlen nicht für eure Krise» Berlin. Unterstützt von der Rosa-Luxemburg-Stiftung und der Stiftung Menschenwürde und Arbeitswelt.
  • Lübeck, 14.3., 19.00 Uhr, Otto-Passarge-Saal, Gr. Burgstr. 51
    Organisiert von: AVANTI - Projekt undogmatische Linke, ver.di Bezirk Lübeck-Ostholstein, attac Regionalgruppe Lübeck.
  • Hannover, 15.3.2012, 19 Uhr: Freizeitheim Ricklingen, Ricklinger Stadtweg 1
    Eine Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung Niedersachsen in Kooperation mit attac Hannover, DGB Hannover, dem Bündnis «Wir zahlen nicht für eure Krise» und avanti Hannover.
  • Hamburg, 16.3., 19 Uhr: Fabrik, Gängeviertel
    Organisiert von: AVANTI - Projekt undogmatische Linke, ver.di: Landesbezirk Hamburg, Fachbereich Ver- und Entsorgung, Fachbereich Bildung, Wissenschaft und Forschung, Fachbereich Handel, Fachbereich Besondere Dienstleistungen. Unterstützt von der Rosa-Luxemburg-Stiftung.

Kontakt:

Florian Wilde, Referent für Gewerkschaftspolitik im Institut für Gesellschaftsanalyse der Rosa-Luxemburg-Stiftung. wilde@rosalux.de  Tel.: 030 44310 413

Presseanfragen:

Die Gäste stehen am 13.3. zwischen 13 und 16 Uhr für Pressgespräche zur Verfügung. Anfragen an: thimmel@rosalux.de