Andreas Diers rezensiert zwei Festschriften zu Ehren von Historikern der DDR:
Ossietzky. Zweiwochenschrift zur Politik/Kultur/Wirtschaft: Geschichte und Geschichtspolitik. Sonderdruck zu Ehren von Kurt Pätzold; April 2010, 56 Seiten, 5,00 EUR / zzgl. 1,50 EUR Versandkosten
Detlef Nakath (Hrsg.): DDR-Geschichte: Bilder und Zerrbilder. Siegried Prokop zum 70. Geburtstag. Karl Dietz Verlag, Berlin 2010. ISBN: 978-3-320-02227-3
Im Jahr 2010 sind zwei Festschriften zu Ehren von bedeutenden marxistischen Historikern der ehemaligen DDR erschienen. Diese Publikationen sind umso wichtiger und erfreulicher, als sie einerseits erneut verdeutlichen, dass durch die ´Wiedervereinigung Deutschlands` und der damit einhergehenden ´Erneuerung` der Hochschulen in der ehemaligen DDR die dortige - teilweise durchaus auf einem sehr hohen Niveau stehende - allgemeine marxistische Geschichtswissenschaft, und auch speziell die marxistischen Faschismusforschungen, in Folge der Siegermentalität der westdeutschen Bürokratien aus bloßen machtpolitischen sowie ideologischen Gründen so gut wie vollkommen beseitigt worden ist. Anders als in vielen anderen der Demokratien ´westlicher Prägung`- vor allem auch in zahlreichen anglo-amerikanischen und romanischen Ländern - gibt es in der heutigen BRD dadurch auf universitärer Ebene kaum noch eine sich von dem an neoliberalen und totalitätstheoretischen Denkschablonen orientierten Mainstream abweichende kritische und kreative marxistische historische Forschung und Lehre. Das hat selbstverständlich sehr fatale und negative Konsequenzen für das gesamte Niveau der Geschichtswissenschaft in der BRD. Eine kritische und kreative marxistische Geschichtsforschung erfolgt in der BRD gegenwärtig fast ausschließlich im Umfeld der Partei DIE LINKE und mit Unterstützung der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Dabei sind materiellen Möglichkeiten für eine Unterstützung - besonders auch für jüngere WissenschaftlerInnen - jedoch natürlich oftmals nur gering.