Nachricht | Staat / Demokratie - Rassismus / Neonazismus «Getrübte Biotope»: Es ist nicht alles grün, was ökologisch daherkommt

Kongress beschäftigt sich mit menschenfeindlicher Ökologie und Biopolitik. Berlin, 1./2. Juli 2011.

Information

Nicht erst seit Sarrazins rassistischem Bestseller und dem neuen Boom der Grünen steht die Frage im Raum, wie viel sozialdarwinistische, biologistische und rassistische Elemente beim Thema Ökologie, Umweltschutz und Landwirtschaft zum Tragen kommen.

Auch nicht erst seit den 1980-ern: reaktionär-esoterische Menschenbilder, rassistische Ideologien und Rückgriffe auf „Rassenhygiene“ und „Eugenik“, die im Nationalsozialismus den Tod von Millionen Menschen begründeten, ziehen sich wie ein brauner Traditionsfaden von Heilslehrern der Jahrhundertwende vom 19. auf das 20. Jahrhundert über die Zeit des NS bis in die Öko- und New Age-Bewegung der Achtziger Jahre. Das neue an Sarrazin ist auch nicht, dass er außer biologistischen Denkmustern auch soziale Ressentiments der Ungleichwertigkeit bedient, sondern dass diese Art von bürgersalonfähigem Rassismus Anklang bei großen Teilen der Gesellschaft findet. Oft sogar bei einer „autochthonen Unterschicht“, die der Meister ebenso über den Löffel balbiert wie die nach seiner Ansicht genetisch minderwertigen „Zuwanderer“, die sich angeblich wie der deutsche „white trash“ überproportional vermehrten und so den Wert der deutschen Gesellschaft empfindlich drückten. Die Folge: „Deutschland schafft sich ab“. Das sagt Sarrazin: dass seine Ideen durchaus kompatibel sind mit zahlreichen anderen Strömungen und Neigungen hierzulande will jetzt ein hochinteressanter Kongress an der Humboldt-Universität zu Berlin unter dem Titel „Getrübte Biotope. Menschenfeindliche Ökologie und Bio-Politik“ ventilieren: da geht es um „menschenfeindliche Biopolitik“, Differenzen in den aktuellen Lebenswissenschaften, um das Fortwirken nationalsozialistischer Umweltpolitik in der heutigen Umweltschutz- und Öko-Bewegung, um neonazistische Kritik an der Agro-Gentechnik, um Heteronormativität und starre Geschlechterkategorien im modernen Kapitalismus, um die rassistischen Lehren Rudolf Steiners und ihren Anklang in der modernen Anthroposophie, um menschenfeindliche Wissenschaft, auch um Sarrazin, neonazistische Umweltpolitik als Heimatschutz und um in dieser Ecke angesiedelten Geschlechterbiologismus.

Wir empfehlen den Kongress, auch wenn man gar nicht weiß, welchen der gleichermaßen interessanten Workshops man sich herauspicken soll.

Fritz Burschel, RLS


Freitag, 01. 07. 2011

  • 19:30 Uhr Filmvorführung im Café Krähenfuss

Samstag, 02. 07. 2011

  • 09:00 – 12:30 Uhr Vorträge und Workshops
  • 12:30 Uhr Mittagspause
  • 14:00 – 18:00 Uhr Vorträge und Workshops
  • 20:00 Uhr Party im Café Krähenfuss

Inhalte

  • Biologismen und ihre Einflüsse in Wissenschaft und Bildung
  • Bio-Politik und die Auswirkungen auf Rechtsnormen
  • Konzepte menschenfeindlicher Ökologie am Beispiel heutiger völkisch-autoritärer Siedlungspolitiken
  • Geschlechterbiologismus und die Folgen

Die Teilnahme ist gebührenfrei. Essen und Getränke werden durch kleine Zugaben ermöglicht.