Nachricht | M. Middell u.a. (Hrsg.): Theoretiker der Globalisierung, Leipzig 2010

Dominic Sachsenmaier, History Department, Duke University, rezensiert für geschichte.transnational und H-Soz-u-Kult

Middell, Matthias; Engel, Ulf (Hrsg.): Theoretiker der Globalisierung. Leipzig: Leipziger Universitätsverlag 2010. ISBN 978-3-86583-459-1; 475 S.; EUR 33,00.

Er schreibt in seiner Besprechung: "Der Band Theoretiker der Globalisierung ging im Wesentlichen aus dem Leipziger Graduiertenkolleg "Bruchzonen der Globalisierung" hervor. In insgesamt 26 Beiträgen porträtieren Doktoranden und Hochschullehrer des Graduiertenzentrums Leipzig einzelne Wissenschaftler, welche sich mit Fragen der Globalisierung und verwandten Themenkreisen befassen. Auf einer Länge von jeweils etwa zwölf bis 20 Seiten werden in jedem Kapitel einzelne Theoretiker sowohl im Hinblick auf ihren wissenschaftlichen Werdegang als auch auf ihre Ansätze zu verschiedenen Facetten der Globalisierung vorgestellt. In diesem Zusammenhang erörtern die
verschiedenen Autoren des Bandes häufig die fach- und regionalspezifischen Zusammenhänge, in welchen einzelne Denker und Denktraditionen verortet sind. Dabei verzichten die Einzelstudien im Allgemeinen auf den Versuch intellektueller Gesamtporträts, sondern bleiben auf Fragestellungen fokussiert, welche für die Globalisierungsforschung besonders relevant sind. Dies trägt mit
Sicherheit zum Profil des Bandes bei.
In gewisser Weise lässt sich Theoretiker der Globalisierung als Handbuch der Globalisierungsforschung verstehen, welches sowohl als Nachschlagewerk sowohl für die Forschung als auch für die Doktorandenausbildung einen hohen Nutzwert haben dürfte. Der Eindruck eines Handbuchs wird verstärkt durch die alphabetische Gliederung des Buches, welche nach den Namen einzelner Denker und Theoretiker geordnet ist. Wie die Herausgeber in der Einleitung betonen, erhebt der Band keineswegs den Anspruch, themenbezogene Forschungslandschaften adäquat zu repräsentieren oder gar deren Gipfel in ihrer Gesamtheit abzubilden.
Ganz im Gegenteil werden bereits in diesem Band erweiterte Folgeauflagen oder gar neue Überblickswerke zum Thema angedacht und angeregt.

Die 26 Einzelstudien skizzieren einen weiten Kreis von Geistes- und Sozialwissenschaftlern, welche sich allesamt mit Problemen und Phänomenen der Globalisierung im weitesten Sinne befassen. In diesem Zuge deckt der Band einen breiten Kanon akademischer Fächer ab, welcher von der Soziologie (zum Beispiel Niklas Luhmann) und der Geographie (zum Beispiel David Harvey) und bis hin zur Anthropologie (zum Beispiel Arjun Appadurai) und den Literaturwissenschaften (zum Beispiel Homi Bhabha) reicht. Daneben wird auch eine Reihe weiterer Theoretiker besprochen, die unmittelbar mit den akademischen Debatten zu Aspekten der Globalisierung während der vergangenen beiden Jahrzehnte in einen Zusammenhang gebracht werden -unter anderem Manuel Castells, Saskia Sassen, Zygmunt Bauman, Roland Robertson und Kwame Anthony Appiah.
Daneben enthält der Band auch Porträts prominenter Akademiker wie etwa Edward Said oder Fernand Braudel, welche in ihren eigenen Forschungen kaum mit dem Begriff der "Globalisierung" operierten.