Nachricht | Rosa Luxemburg - Kunst / Performance Im Verhältnis

Eine Ausstellung von Linnéa Meiners mit Christof Zwiener | Berlin, 20.11. 2024 bis 11.4.2025

Ein rotes Licht breitet sich in den kalten und dunklen Wintermonaten im Forum der Rosa-Luxemburg-Stiftung aus, dringt bis nach draußen. Durchsetzt wird es von einem bläulichen, gläsernen Flackern. Sand fließt, Zeit rinnt, Blumen welken.
 
Zwei Installationen zeigt die Ausstellung «Im Verhältnis» von Linnéa Meiners und Christof Zwiener. Ihnen zugrunde liegen konkrete Objekte aus dem direkten geografischen und thematischen Umfeld der Stiftung: Rosa Luxemburgs Herbarium, das sie während ihrer Inhaftierung in Wrocław trotz der hohen Mauern, die sie umgaben, pflegte sowie eine zum Glasbaustein umfunktionierte quaderförmige Flasche, die bei den benachbarten Renovierungsarbeiten des ehemaligen Postbahnhofs am Ostbahnhof der Fassade entnommen wurde.

Die Ausstellung «Im Verhältnis»​​​​ eröffnet in der Rosa-Luxemburg-Stiftung am 20.11., 18 Uhr.

Welche Verhältnisse entfalten sich zwischen diesen zwei Objekten? Mit großer Sorgfalt und Genauigkeit erforschen und gestalten Meiners und Zwiener die scheinbare Unendlichkeit zwischen ihren eigens gesetzten Ausgangspunkten. Dabei widmen sie sich Fragestellungen zur kapitalistischen Verwertung von Zeit und Arbeitskraft, zur zunehmenden Entfernung des Menschen von der ihn umgebenden Vegetation, zur vermeintlichen Unendlichkeit natürlicher Ressourcen sowie zur Erosion gemeinschaftlicher Erinnerung durch (Un)Sichtbarmachung.

Immer neue Verbindungen von Zeit, Material und Raum gießen die beiden Künstler*innen in komplexe Zusammenhänge. Zeitweise scheint es zu gelingen, sie als Ganzes zu fassen, während sie im nächsten Moment wieder in viele kleine Einzelteile zerspringen.

Team:

  • Kuratorin: Helen-Sophie Mayr 
  • Künstlerische Assistenz: Kim Stolfik
  • Grafikdesign: Janika Naja Wetzig
  • Übersetzung Leichte Sprache: Helen-Sophie Mayr
  • Übersetzung Englisch: Kim Stolfik, Linnéa Meiners, Helen-Sophie Mayr
  • Produktion: Media Service
  • Ein Projekt der Arbeitsgruppe für Ausstellungen der Rosa-Luxemburg-Stiftung

Künstler*innen:

  • Linnéa Meiners ist eine in Berlin lebende Künstlerin, Filmemacherin und Kuratorin.

    Ihre Kunstarbeit umfasst eine Vielfalt an transformatorischen Themen, denen sie mit künstlerischen und kuratorischen Praktiken auf den Grund geht.

    In ihrer künstlerischen Arbeit erforscht sie narrative Transformationen von Revolution, Kunst/Arbeit und Klimagerechtigkeit. Ihr Fokus liegt auf der Ästhetik des Widerständigen im Kontext des bewegten Bildes. In ihren Arbeiten untersucht sie Dynamiken von Veränderung und nutzt das Bewegtbild als Mittel, um kritisch die materiellen Kräfte zu reflektieren, die unsere Welt formen. Ihre Praxis ist in einer genauen Erforschung von Landschaften – sowohl real als auch metaphorisch – verwurzelt. Sie öffnet Räume, in denen sich eine Kritik an kapitalistisch motivierten Eingriffen in die Natur und spekulative Imagination überschneiden. Das Bewegtbild wird dabei nicht nur als filmisches Format, sondern als Element behandelt, das mit den Räumen interagiert – ob analog oder digital. Sensibel werden dabei Vorstellungen von Zeit und Körperlichkeit hinterfragt. Ihr Interesse liegt darin, Möglichkeiten sozial gerechter, nachhaltiger und zugänglicher Zukünfte aufzuzeigen.

    Linnéa Meiners studierte in Berlin, Wien, Leipzig und Zürich bildende Kunst, zeitbasierte Medien und Kunsttheorien. Ihr Werk umfasst künstlerische Interventionen, aktivistische Performances und Filmkunst. Sie arbeitet häufig als Teil von künstlerischen Kollektiven. So wurden ihre Arbeiten unter unterschiedlichen (Kollektiv-)Namen zuletzt im urbanen Stadtraum, auf Autobahn-Schildern, bei der 6. Athen Biennale ANTI und in der kub Galerie Leipzig ausgestellt.
  • Christof Zwiener studierte Interdisziplinäre Bildhauerei an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig und arbeitet mit spezifischen Aspekten des öffentlichen Raumes wie Transformation, Verdrängung, Verdichtung, Gentrifizierung und die gesellschaftlichen und politischen Einflüsse auf dessen Wahrnehmung. Dabei nutzt er immer wieder die Vorstellung von Überlagerung von Zeiten. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind für ihn unmittelbar mit einem Gegenstand, einer Situation, einem Gebäude oder einem Ort verknüpft. Generell besitzen temporäre Situationen im öffentlichen Raum für Zwiener eine spezifische Atmosphäre oder Aura.

    Zu seiner künstlerischen Praxis zählt das Kuratieren von Projekten mit und im öffentlichen Raum, wie zum Beispiel die Berlin Britzenale oder sein aktuelles Projekt BETON Berlin. Räume, Plätze, Orte oder Nischen, die er für das jeweilige Projekt über eine Recherche auswählt und in Zusammenarbeit mit Künstler*innen thematisiert, sind dabei häufig aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden oder scheinen kulturell unsichtbar geworden zu sein.